Schweizer App gegen Food-Waste holt Lidl an Bord
Das Start-up «Too Good To Go» wächst. Investoren haben 6 Millionen gesprochen – und jetzt steigt der erste Discounter ein.
Kundinnen und Kunden von Lidl Schweiz können seit Anfang Woche sogenannte «Wundertüten» über die Schweizer App «Too Good To Go» bestellen und in Filialen abholen.
Die Pakete beinhalten überschüssiges Essen wie Früchte, Gemüse und Brot. Dabei handelt es sich um nicht verkaufsfähige, aber noch geniessbare Produkte vom Vortag. Lidl testet als erster Discounter das Angebot vorerst in drei Zürcher Filialen: Fraumünster, Oerlikon und Binz.
850 Franken landen pro Jahr im Abfall
«Wir sammeln jetzt unsere ersten Erfahrungen mit diesem Konzept», sagt Lidl-Sprecherin Corina Milz. Je nach Ausgang der Testphase prüft das Unternehmen, das Angebot auf weitere Filialen in der Schweiz auszuweiten. Die erste Bilanz nach wenigen Tagen fällt positiv aus. Das Angebot werde «sehr rege genutzt», so die Lidl-Sprecherin.
So funktioniert die App: Anwendung aufs Smartphone laden, via Facebook-Konto oder E-Mail registrieren, Essen in der Nähe finden und dann die Portionen beim Anbieter vor Ort abholen. Die Preise pro Paket liegen zwischen knapp 4 bis 10 Franken. Lidl bietet eine Portion für 3.90 Franken an – bei einem Originalwert von 15 Franken.
«Too Good To Go» ist eine Bewegung aus Dänemark, die sich gegen vergeudete Lebensmittel einsetzt. In der Schweiz landen laut Bundesamt für Umwelt jedes Jahr über 2,6 Millionen Tonnen Nahrungsmittel im Abfall. Das sind ungefähr ein Drittel aller hergestellten Lebensmittel – sei es auf den Feldern, im Detailhandel, in der Gastronomie oder zu Hause.
Fest in Frauenhand
Dies hat Folgen für die Umwelt: Die Herstellung von einem Kilogramm Essen verursacht einen Ausstoss von 2,5 Kilogramm Kohlendioxid. Doch verschwendete Lebensmittel gehen auch ins Geld: Eine Familie gibt im Durchschnitt 850 Franken pro Jahr für Essen aus, das weggeworfen wird.
Lidl ist nach Migros und Spar der dritte namhafte Detailhändler, der sich ans Netz der Schweizer Ländergesellschaft von «Too Good To Go» anhängt. Zurzeit machen 1200 Partner mit, darunter vor allem Restaurants und Bäckereien. Dazu gehören etwa Caffè Spettacolo des Kiosk-Betreibers Valora, der vegetarische Gastrobetrieb Hiltl und der Sushi-Verkäufer Yooji's.
Die Lausannerin Lucie Rein hat den Schweizer Ableger im Sommer 2018 gegründet. Ihr zur Seite steht die Dänin Mette Lykke, die das Projekt als Konzernchefin weltweit verantwortet. Derzeit beschäftigt das Jungunternehmen mit Sitz in Zürich 14 Mitarbeiter.
Zürcher und Waadtländer Firmen scheinen am meisten gegen die Verschwendung von Nahrungsmitteln zu unternehmen.
«Too Good To Go» finanziert sich über Abgaben pro verkaufter Mahlzeit und Servicegebühren. Diese sind für die Partner fällig, um die Angebote in die App stellen zu können. Das Geschäftsmodell stösst auf Interesse von Investoren. Die Muttergesellschaft mit Sitz in der Grossregion Kopenhagen hat bei der letzten Finanzierungsrunde im Februar umgerechnet 6,6 Millionen Franken erhalten.
Innert Jahresfrist haben sich 340'000 Nutzer bei der App registriert. 330'000 Mahlzeiten konnten vor der Abfalltonne gerettet werden, Tendenz steigend. Durch die nicht vergeudeten Lebensmittel wurden 825'000 Kilogramm Kohlendioxid eingespart. Zürcher und Waadtländer Firmen scheinen am offensten dafür zu sein, etwas gegen die Verschwendung von Nahrungsmitteln zu unternehmen. In beiden Kantonen verzeichnet «Too Good To Go» am meisten aktive Partnerbetriebe.
Basel-Stadt und Bern landen auf Rang vier respektive fünf der Top-6-Kantone. Luzern holt Bronze, Genf belegt den sechsten Platz. Weltweit ist die Bewegung in elf Ländern aktiv, darunter in Deutschland, Frankreich und Österreich. Italien und Polen sind im laufenden Jahr hinzugestossen.
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