Historische Fussball-NiederlageDer Tag, an dem sich die Schweiz an einem Luxemburgerli verschluckte
Am Dienstagabend testet die Schweiz gegen Luxemburg. Luxemburg, war da nicht mal was? Ja, 2008 gab es gegen den Fussballzwerg eine der blamabelsten Niederlagen überhaupt.

Heute wäre das nicht mehr möglich. Heute würde irgendein PR-Berater um die Ecke kommen und sagen: «Das Interview mit Gökhan Inler können wir gerne führen – aber das Bild mit den Luxemburgerli machen wir nicht! Wie sieht das denn aus, wenn Herr Inler und die Schweiz das Spiel gegen Luxemburg tatsächlich verlieren sollten?»
Im September 2008 hat offenbar niemand diese Frage gestellt.
Es ist eine nette Idee, die der «Blick» damals hat: Nationalspieler Inler lässt sich vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen den Fussballzwerg mit ein paar Luxemburgerli in der Hand und weit aufgerissenem Mund ablichten. Noch ein knackiger Einstieg – «Mmmh, süss sind sie, richtige Muntermacher, diese Luxemburgerli. So richtig zum Vernaschen» – und fertig ist die Schlagzeile vor einem sportlich eigentlich ungleichen Duell.
Was soll schon schiefgehen gegen die Nummer 152 der Welt, die Nummer einhundertzweiundfünfzig? Nun, es geht so ziemlich alles schief.

28. Minute: Jeff Strasser trifft mit einem direkten Freistoss zum 1:0, die Lücke in der Schweizer Mauer zwischen Tranquillo Barnetta und Blaise Nkufo ist so gross, dass man einen Kleinwagen hindurchschieben könnte. 86. Minute: wieder Freistoss, wieder Strasser, dieses Mal legt er den Ball zu Alphonse Leweck, der das 2:1 schiesst. Dass Nkufo kurz vor der Halbzeit das 1:1 erzielt? Interessiert keinen!
Eine Blamage – auch für Welttrainer Ottmar Hitzfeld
Es ist bis heute eine der grössten Blamagen der Schweiz. In einer Zeitung steht am Tag nach dem Spiel: «Lieber Ottmar Hitzfeld, wen sollen wir denn noch schlagen? Die Frauen-Mannschaft von GC/Schwerzenbach?» Und Hitzfeld, der Welttrainer und Alles-Gewinner, muss sich nach seinem dritten Spiel mit der Schweiz die Frage gefallen lassen, ob er an Rücktritt denke.
Am Ende bleibt es ein historischer Ausreisser, der grösste neben dem 0:1 in Aserbaidschan im August 1996. Hitzfeld tritt nicht zurück. Die Schweizer qualifizieren sich als Gruppenerster für die Endrunde in Südafrika. Und Inler? Der ist bei der Blamage gegen die süssen Muntermacher einer der besseren Spieler – «Blick»-Note 4.
Doch spätestens an diesem Tag hat er wohl den Entschluss gefasst, nie mehr Fotos von sich machen zu lassen, die einem sogar vor einem Testspiel 17 Jahre später und nach dem eigenen Karriereende noch immer um die Ohren fliegen könnten.
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