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Ende der Amtszeit
Die Schweiz im UNO-Sicherheitsrat zwischen Erfolg und Machtrealität

Paelvi Pulli, Head of Security Policy in the DDPS, Pascale Baeriswyl, Ambassador and Permanent Representative of Switzerland to the United Nations, Brgitte-Hauser-Sueess, advisor to the Federal Councillor Amherd, Swiss Federal Councillor and Defense minister Viola Amherd, Seherzada Paden, advisor, and Colonel Marc-Alain Stritt, Senior Military Adviser, from left, walk to the UN headquarters, on Thursday, May 25, 2023 in New York, USA. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
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Die zweijährige Amtszeit der Schweiz als nichtständiges Mitglied des UNO-Sicherheitsrats in New York geht Ende Dezember zu Ende. Die Schweiz hat Erfolge gefeiert, war aber auch mit der Realität der von den Grossmächten auferlegten Grenzen konfrontiert.

Der Bundesrat wird Anfang 2025 eine detaillierte Bilanz zur Schweiz im UNO-Sicherheitsrat veröffentlichen. Die Schweizer UNO-Botschafterin Pascale Baeriswyl zeigte sich auf Anfrage zufrieden mit dem zweiten Jahr der Schweizer Präsidentschaft im mächtigsten UNO-Organ.

2024 war ein sehr intensives Jahr, mit israelischen Angriffe im Iran und im Libanon, dem Krieg in der Ukraine, dem Konflikt im Gazastreifen und im Sudan die Welt in Atem hielten.

Baeriswyl zufrieden

«Wir haben versucht, all das zu bewältigen und es ist uns gelungen, den Rat mehrmals zu vereinen und darauf bin ich stolz», sagte Baeriswyl. Als Beispiel nennt sie eine Erklärung zur Unterstützung der Friedenstruppen der Vereinten Nationen im Libanon, die unter Beschuss geraten waren.

Pascale Baeriswyl, Ambassador and Permanent Representative of Switzerland to the United Nations chairs a UN Security Council briefing on the Middle East and the situation in Israel, on Wednesday, May 24, 2023 at the UN headquarters in New York, USA. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)

Die Botschafterin ist der Ansicht, dass die Schweiz zu einer friedlichen Arbeit beigetragen hat. «Die gewählten und ständigen Mitglieder haben die Ruhe geschätzt, die die Schweiz in die Debatten eingebracht hat», sagte sie.

In den zwei Jahren im UNO-Sicherheitsrat wird die Schweiz an rund 810 Sitzungen teilgenommen haben. Sie brachte sieben konkrete Ergebnisse, darunter vier Resolutionen, ein oder mitverantwortet diese. Darunter befinden sich zwei Texte zur humanitären Hilfe und einer zum Schutz von humanitärem Personal und UNO-Personal. Die Schweiz hat auch zur Erneuerung politischer Missionen beigetragen.

Es gab nur wenig Kritik an der Neutralität der Schweiz, abgesehen von jener Russlands während der Konferenz auf dem Bürgenstock. Russland war auch das einzige Land, das eine Einladung an die Ratsmitglieder, nach Genf zu kommen, ablehnte.

Die Schweiz ist vor allem wegen ihrer Haltung im Nahost-Konflikt kritisiert worden. Mehrere NGOs kritisierten die Schweizer Stimmenthaltung bei der Anerkennung eines palästinensischen Staates.

Machtpolitik der Grossmächte

Experten kamen zum Schluss, dass die Schweiz – mit gewissen Einschränkungen – Erfolge erzielt hat. Es herrscht ein Konsens darüber, dass die Friedenspolitik der Schweiz gestärkt wurde. Die Schweiz hat auch zu neuen Vorgehensweisen beigetragen. Zum ersten Mal wurde eine Resolution – diejenige über einen Waffenstillstand im Gazastreifen – von allen zehn nichtständigen Mitgliedern gemeinsam eingebracht. Bern leistete dabei einen wichtigen Beitrag.

Pascale Baeriswyl, Ambassador and Permanent Representative of Switzerland to the United Nations, left, shows the way to Alain Berset, Swiss Federal President, on their way to the UN headquarters, on Monday, May 22, 2023 on 42nd Street in New York, USA. Alain Berset stays on a one-day visit to chair a Briefing at the UN Security Council UNSC. Switzerland, non-permanent member of the UNSC, holds the presidency during the month of May. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)

Die Forscherinnen Lucile Maertens vom Graduate Institute in Genf und Sara Hellmüller von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich sind der Ansicht, dass die extremen politischen Spannungen um die Ukraine die nichtständigen Mitglieder daran hinderten, ihre Mandate voll auszuschöpfen. Ihr Einfluss wurde infrage gestellt, da die Machtpolitik der grossen Staaten ihnen ihre Grenzen aufgezeigt hat.

Das Mandat zeige aber auch, dass die nichtständigen Mitglieder wichtige Rollen spielen können, wenn es um bestimmte Themen oder Regionen gehe, schrieben die beiden Forscherinnen in ihrer Forschungsarbeit zur Beteiligung der Schweiz im UNO-Sicherheitsrat. Es werde sich zeigen, ob die Schweiz aus ihrem internationalen Standing Profit schlagen könne, sagten Maertens und Hellmüller.

Auswirkungen auf Genf

Mittelfristig könnte sich das UNO-Mandat auf Genf auswirken, das dadurch zwei Jahre lang immer wieder in den Vordergrund rückte. Die Schweiz wird im kommenden Januar in den UNO-Menschenrechtsrat zurückkehren und der Schweizer UNO-Botschafter in Genf, Jürg Lauber, wird diesen 2025 präsidieren.

Die Bewertung der Schweizer Erfolge und Misserfolge werde langfristig einen Einfluss darauf haben, ob die Schweiz ein zweites Mandat anstrebe oder nicht, stellen die Forscherinnen fest. Ein Land von der Grösse der Schweiz habe rund alle 20 Jahre Anspruch auf einen Sitz in diesem UNO-Gremium.

SDA/oli