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Meinung

Schulen am Anschlag?
Inklusion ist für alle Kinder gut

Junge mit blonden Haaren sitzt an einem Schreibtisch und macht Mathehausaufgaben bei Tageslicht.
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Die Kritiker der integrativen Schule sind laut. Doch die Mehrheit der integrativen Schulen funktionieren. Die Geschichte der Schweizer Volksschule ist eine Erfolgsstory – weil sie ohne Brüche kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Eine Zick-Zack-Bewegung in der Integrationsfrage würde ihren Erfolg schwächen.

Inklusion ist für alle Kinder gut. Trennen, Unterscheiden, Aufteilen in Lebensbereiche, Gender- und andere Identitätsformen – das alles geht heute in der Tendenz zu weit. Zudem verlieren Institutionen wie Familie, Beruf, Nachbarschaft, Vereine, Kirche und so weiter an Bindungskraft, was zu mehr Vereinzelung führt.

Diese Entwicklungen erfordern eine Schule, die das Gemeinsame betont, die Fähigkeit, mit allen Menschen Beziehungen aufzubauen und einander zu helfen. Davon profitieren alle Kinder.

Das Verbindende ist wichtig, die Schulstrukturen sollen nicht verfestigen, was es nicht gibt: ausgesonderte Spezialfälle. Unterschiedliche junge Menschen lernen zusammen besser und mehr, gerade auch soziales Verhalten.

Die Leistungen bleiben stabil

Entgegen allen Unkenrufen bleiben die Schulleistungen von Schweizer Schülerinnen und Schülern stabil. Nach wie vor gehört die Schweiz zu den führenden Ländern in der Mathematik. Dass Lesen ein Problem darstellt, hängt auch mit einer starken Zuwanderung zusammen.

Natürlich müssen wir Wege aufzeigen, wie die integrative Schule weiterentwickelt werden kann. Was wir insbesondere brauchen, ist ein gelingender Umgang mit den verhaltensschwierigsten Kindern.

Zusammenhalten, -leben und -wirken, das praktizieren die Schülerinnen und Schüler in einem gut strukturierten Unterricht und in der Freizeit. Die Lehrpersonen unterstützen sie lediglich mit ihrer positiven Haltung und ihrem professionellen Wissen.

Wer will sein Kind in die Förderklasse schicken?

In diesem Zusammenhang möchten wir auch an die Probleme der Sonderklassen-Ära erinnern. Wer wurde in die Sonderklassen eingewiesen? Knaben mit Migrationshintergrund, Fremdsprachige und Kinder aus Familien in schwierigen Lebenssituationen. So zeigen Untersuchungen aus den Nullerjahren, dass Kinder, vor allem auch Knaben mit Migrationshintergrund, bis zu dreimal häufiger in Sonderklassen eingewiesen wurden als Kinder schweizerischer Herkunft. Vergleichbare Ergebnisse zur Zuteilung in die Niveaus der Sekundarstufe zeigt der Bildungsbericht CH 2010.

Der Rückbau zu einer nicht-integrativen Schule mit Förderklassen, wie er nun gefordert wird, wäre unzeitgemäss, ja unethisch. Es ist absehbar, dass bessergestellte Eltern sich wehren würden, ihre Kinder einer Förderklasse zugeteilt zu sehen.

Schon die Präambel der Bundesverfassung fordert vom Schweizer Volk die Stärkung von Solidarität, den «Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben»; sie bemisst die Stärke des Volkes «am Wohl der Schwachen».

Aus diesen Gründen plädieren wir entschieden für eine Fortführung des integrativen Wegs in der Zürcher Volksschule.

Die Autoren sind Lehrer und Hochschulpädagogen im Kanton Zürich.