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Skandal um Parteifinanzen
Schottland schockiert: Sturgeon-Ehemann festgenommen

Nicola Sturgeon und ihr Mann Peter Murrell vor einem Wahllokal (2019). 

Zwei Monate nach dem plötzlichen Rücktritt der schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon ist deren Ehemann Peter Murrell am Mittwoch von der Polizei verhaftet worden. Die Festnahme hat im gesamten Vereinigten Königreich Schockreaktionen ausgelöst.

Murrell, der seit 1999 Hauptgeschäftsführer der Schottischen Nationalpartei (SNP) war, deren Vorsitz seine Frau in den letzten acht Jahren innehatte, wird offenbar verdächtigt, Parteigelder veruntreut zu haben. Nach seiner Verhaftung verlangten die schottischen Oppositionsparteien Auskunft von Nicola Sturgeon darüber, was sie von diesen Vorgängen wusste und ob sie selbst Dinge in diesem Zusammenhang verheimlicht hat.

Dass auch Sturgeon noch einvernommen werden könnte, hat man in Schottland nicht ausgeschlossen. Schon dass die Polizei am Mittwoch Zelte vor dem Haus Sturgeons und Murrells in Glasgow errichtete und die dortigen Räume ebenso wie die SNP-Zentrale in Edinburgh durchsuchte, wurde von Beobachtern als «eine Katastrophe für die SNP» und für Sturgeon persönlich eingestuft.

Gewissenhafte Politikerin

Sturgeon, die die Partei und die schottische Regierung vom Herbst 2014 bis zum Februar dieses Jahres führte, galt immer als besonders gewissenhafte Politikerin. Sie genoss Respekt auch bei Landsleuten, die ihre Leidenschaft für die schottische Unabhängigkeit nicht teilten. Ihr gänzlich unerwarteter Abgang war auch vielen ihrer Anhänger seinerzeit unerklärlich geblieben. Jetzt fragt man sich weithin, ob sie damals bereits wusste, was auf ihren Mann zukommen würde – und damit auch auf sie.

In der Tat hatte sich Murrell seit längerem unbequemen Fragen stellen müssen. Es gab Beschwerden, Spendengelder in Höhe von 600'000 Pfund seien nicht für die Unabhängigkeitskampagne der SNP benutzt worden, denen sie zugedacht waren. Stattdessen seien sie von der Geschäftsführung der Partei «anderweitig» ausgegeben worden. Murrell wird auch vorgeworfen, der Partei privat Geld in Form eines zinslosen Kredits in Höhe von 107'000 Pfund verschafft zu haben, ohne das zu deklarieren. Auch dieser Vorwurf wird jetzt von der Polizei untersucht.

Völlig falsche Zahlen

Selbst als Nicola Sturgeon bereits zurückgetreten war, versuchte sich Peter Murrell noch in seinem Amt als SNP-Hauptgeschäftsführer zu halten. Als im Zuge des Nachfolgekampfes um Sturgeons Führungsposition bekannt wurde, dass die Partei völlig falsche Zahlen zur Mitgliederstärke publiziert hatte, trat auch er – im März – gezwungenermassen zurück.

Zur jüngsten Entwicklung meinte der neue SNP-Vorsitzende und schottische Regierungschef Humza Yousaf, das Ganze sei natürlich «nicht sehr erfreulich» und für seine Partei keine gute Nachricht. Er glaube aber nicht, dass Nicola Sturgeon aus diesem Grund abgetreten sei.

Sturgeon ihrerseits hatte im Februar darauf bestanden, dass sie nicht wegen der SNP-Finanzen oder wegen irgendwelchen Vorwürfe gegen ihren Mann ihr Amt abgegeben habe. Sie habe einfach genug gehabt von ihrem Job und sich wieder etwas persönliche Freiheit verschaffen wollen.