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Migranten USA-Mexiko
Schmuggler markieren Flüchtende mit Armbändern

An ihrem Schicksal verdienen Menschenschmuggler: Migranten, nachdem sie die Grenze zwischen Mexiko und den USA überquert haben.  
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Über 1000 Kilometer trennen die USA von Zentralamerika, ein weiter Weg für Migranten aus Honduras, Guatemala, El Salvador oder noch weiter entfernten Ländern – und ein gefährlicher noch dazu: Es lauern Kidnapper, Räuber, korrupte Polizisten, Hitze, Durst und giftige Tiere. Wer sich diesen Strapazen aussetzt, nimmt nur das Nötigste mit: Einen warmen Pulli, eine Flasche Wasser, vielleicht noch einen Kamm, einen Rosenkranz oder die Bibel.

Umso rätselhafter ist es darum für US-Behörden, dass Beamte seit ein paar Monaten immer öfter Menschen aufgreifen, die bunte Armbänder tragen, ganz ähnlich denen, die auch bei Musikfestivals als Ersatz für Eintrittstickets eingesetzt werden.

Von der Not profitieren

Experten glauben, dass den Plastikstreifen an den Handgelenken der Migranten ein ganz ähnlicher, wenn auch weitaus gruseliger Gedanke zugrunde liegt. Denn nur die wenigsten Menschen machen sich heute noch auf eigene Faust auf den Weg in Richtung der Vereinigten Staaten. Die allermeisten buchen die Dienste von Menschenschmugglern, die von der Not der Menschen profitieren wollen und deren Service vom einfachen Transport bis hin zu angeblichen Rundum-Sorglos-Paketen reicht.

Längst ist so ein blühendes Business entstanden, mit einem jährlichen Umsatz zwischen vier und sechs Milliarden Dollar, an dem aber gleichzeitig eine ganze Reihe von Akteuren mitverdienen will. Korrupte Polizisten halten die Hand auf, Drogenbanden fordern Wegzoll.

In Kategorien eingeteilt

Menschenschmuggler müssen darum darauf achten, dass niemand ihre Dienste nutzt, der nicht auch dafür gezahlt hat. Die Armbänder, so glauben Experten, könnten den Schmugglern dazu dienen, Gruppen in Kategorien einzuteilen, je nach gebuchtem Service. Dazu könnten sie Drogengangs auch signalisieren, dass die Träger schon für die Durchfahrt bezahlt haben und darum nicht entführt werden dürfen.

Für die These der Experten spricht, dass das Auftreten der Armbänder zusammenfällt mit einem starken Anstieg der Zahl der Menschen, die derzeit versuchen, ohne Papiere in die USA zu gelangen. Dahinter steckt einmal ein Politikwechsel in Washington: Kaum im Amt, hat der jetzige US-Präsident Joe Biden den Bau jener Mauer an der US-Südgrenze gestoppt, den sein Vorgänger Donald Trump einst in Auftrag gegeben hatte. Dazu werden auch nicht mehr alle Männer, Frauen und Kinder kategorisch abgelehnt.

Brutale Ganggewalt zu Hause

Neben der Politik im fernen Washington dürfte der Haupttreiber der Migration aber auch weiterhin die Not sein, die in vielen Ländern Zentralamerikas herrscht. Letztes Jahr kamen zu absurd brutaler Ganggewalt und omnipräsenter Korruption auch noch die Folgen der Pandemie, Dürren und Wirbelstürme.

Allein im Februar dieses Jahres wurden so 100’000 Menschen an der Grenze zu den USA aufgegriffen. Während die US-Behörden noch versuchen, sich auf all die Menschen vorzubereiten, die sich da auf den Weg zu ihnen machen, scheinen die Schmuggler schon einen Schritt weiter zu sein, mit besseren Verstecken, ausgeklügelteren Routen und eben Armbändern, um festzustellen, wer schon bezahlt hat und wer nicht.