Kommentar zu neuen KlimadatenSchluss mit Schuldzuweisung!
Warum die Politik die Erkenntnisse der Studie des internationalen Teams um den Klimaforscher Matthew Jones unbedingt anschauen sollte.

Neue Erwärmungszahlen von Klimaforschern zeigen die Misere, die seit einer gefühlten Ewigkeit den Fortschritt in der internationalen Klimapolitik bremst. Wer ist historisch betrachtet der Hauptschuldige am weltweiten, vom Menschen verursachten Klimawandel? Das ist eine der zentralsten Fragen, wenn es darum geht, welche Lasten im globalen Klimaschutz einzelnen Staaten auferlegt werden sollen.
Die Daten überraschen nicht, könnten aber helfen, die Grundidee des Pariser Klimaabkommens wieder zu vergegenwärtigen. Die USA und die EU-Staaten tragen bisher gut 18 Prozent zur globalen Erderwärmung bei. Aber auch China leistet mit 12 Prozent einen gehörigen Beitrag an die bisherige Erwärmung. Was jedoch nur wenigen bewusst ist: Die weltweit emissionsschwächsten Staaten, darunter auch die Schweiz, sind insgesamt mit 27 Prozent am Klimawandel beteiligt.
Das heisst also: Die Emissionen müssen in allen Staaten auf null runter, aber es geht nicht ohne die Hilfe derjenigen, die ihren hohen Lebensstandard seit Jahrzehnten fossiler, klimaschädlicher Energie verdanken. Hier geht es nicht um Schuldzuweisungen, und auch nicht um Moral. Sondern um Verantwortung und Gerechtigkeit.
Es liegt also an den reichen Staaten, diese Länder so schnell wie möglich finanziell und mit Know-how zu unterstützen.
Es sind ausgerechnet die ärmsten Staaten, die heute schon am stärksten von Wetterextremen betroffen sind. Ohne Schutzmassnahmen gegen Stürme, Hochwasser und Dürre werden sie nach jeder Katastrophe finanziell und gesellschaftlich zurückgeworfen und können sich nicht entwickeln.
Es liegt also an den reichen Staaten, diese Länder so schnell wie möglich finanziell und mit Know-how zu unterstützen. Anderseits müssen die ärmeren Länder Vertrauen schaffen, dass die Gelder auch in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Und zudem ist der Kreis der Verantwortung immer noch zu klein: Es kann nicht sein, dass eine Wirtschaftsmacht wie China oder Erdölstaaten wie Saudiarabien bisher keine finanzielle Hilfe leisten mussten.
An der letzten Klimakonferenz in Sharm al-Sheikh war der Graben zwischen Reich und Arm weit offen. Der Petersberger Klimadialog in Berlin nächste Woche wird eine erste Wegmarke dafür sein, wohin es an der nächsten Klimakonferenz im Dezember in Dubai gehen könnte.
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