Tiefschlag für die Bündner HotellerieDas WEF wurde erneut abgesagt
Der Wirtschaftsgipfel in Davos soll aber kommenden Sommer nachgeholt werden. Für den Januar werden nun digitale Anlässe geplant.
Es war absehbar, die allgemeine Lage mit der neuen Coronavariante Omikron zu unsicher. Das WEF, das am 17. Januar 2022 erstmals seit zwei Jahren wieder hätte stattfinden sollen, wird abermals abgesagt – und verschoben. Dies kündigten die Organisatoren am Montagmittag an.
«Die aktuelle pandemische Lage macht es extrem schwierig, ein globales, persönliches Treffen zu organisieren», schrieb das WEF zur Begründung. Laut dem WEF soll es nun «im frühen Sommer» nachgeholt werden.
Bereits die zweite Absage
Laut einem Mail an die WEF-Mitgliedsfirmen, das dieser Zeitung vorliegt, wollen die Organisatoren das Treffen «hoffentlich Ende Juni 2022» nachholen.
Für das Weltwirtschaftsforum (WEF) ist es bereits die zweite Absage, schon im letzten Jahr fand die Zusammenkunft der Weltelite in den Bündner Bergen nicht statt. Damals wollten die Organisatoren noch nach Singapur ausweichen, mussten aber später auch dort angesichts der Epidemie aufgeben.
Der Meinungsumschwung kommt doch etwas überraschend. Laut WEF-Mitgliedsfirmen hatte das WEF noch vergangenen Freitag kommuniziert, über eine mögliche Verschiebung erst Anfang Januar entscheiden zu wollen. Dann ging alles doch ganz schnell.
Ein Grund dafür dürfte sein, dass die teilnehmenden Firmen, die das WEF mit ihren Mitgliedsbeiträgen finanziell tragen, Druck auf das WEF ausgeübt hatten. Sie wollten das Treffen absagen. So habe der Basler Agrochemie-Riese Syngenta beim WEF interveniert, um eine Verschiebung zu erreichen, erklärte ein Syngenta-Sprecher. «Es wäre die Frage gewesen, wer überhaupt noch nach Davos gereist wäre angesichts dieser pandemischen Lage», heisst es von einem anderen Schweizer Grosskonzern.
Das WEF stand vor dem Szenario, reihenweise Absagen zu kassieren. Vor diesem Hintergrund zogen die Macher am Montag die Reissleine.
Ein Nackenschlag für Davos und den ganzen Kanton
Für den Standort Davos und den ganzen Kanton ist die Absage ein weiterer Dämpfer in einer bereits schwierigen Saison. Ernst «Aschi» Wyrsch von Hotellerie Suisse Graubünden spricht von einem Nackenschlag. «Das WEF macht für uns etwa ein Viertel der jährlichen Wertschöpfung in Davos aus, für manche Betriebe dort sogar weit mehr. Man kann sich also vorstellen, was diese Absage für die Bündner Hotellerie und Gastronomie bedeutet.»
Nun sei eine Januarwoche mit 100 Prozent Belegung plötzlich wieder auf null. Aber Aschi Wyrsch sagt auch, dass die letztjährige Absage sich mehr wie eine Niederlage angefühlt habe. «Immerhin haben wir diesmal die Aussicht auf ein WEF im Davoser Sommer.»
Wie diese Ausgabe ohne Schnee aussehen wird, ist noch unklar. Kommuniziert ist aber bereits die Alternative im Januar. Statt einer Konferenz mit physischer Teilnahme will das WEF eine Reihe digitaler Diskussionsveranstaltungen in der Woche durchführen. Das ist für die WEF-Gemeinde weniger interessant, weil das Forum vor allem von informellen Treffen vor Ort in Davos lebt.
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