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Weggefährten zum Tod von Elisabeth Kopp
«Schade, musste sie zurücktreten», «Der Umgang mit ihr war locker»

Elisabeth Kopp verlässt am 2. Oktober 1984, nach ihrer Wahl in den Bundesrat, zusammen mit ihrem Ehemann Hans W. Kopp das Bundeshaus.
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Franz Steinegger ging als junger Urner FDP-Nationalrat zusammen mit seiner Zürcher Parteikollegin Elisabeth Kopp in den 80er-Jahren auf Wahlkampftour. Es war seine erste Begegnung mit ihr: «Sie war freundlich, der Umgang mit ihr locker.» Schon damals habe er gemerkt, dass Kopp eine sehr ambitionierte Politikerin gewesen sei. Ihre Bundesratsambitionen habe sie nie versteckt. 

Steinegger bedauert, dass sie lange das verhängnisvolle Telefonat mit ihrem Mann geleugnet hat: «Das hat ihr politisch das Genick gebrochen und nicht das eigentliche Telefonat.» Er habe auch aus Achtung vor ihrer Person und ihrer politischen Arbeit dafür gesorgt, dass sie nach dem Ausscheiden aus dem Bundesrat wenigstens von der FDP-Bundeshausfraktion angemessen verabschiedet worden sei. Er habe Kopp noch einmal beim Parteikollegen Ulrich Bremi zu Hause getroffen, danach hätten sich ihre Wege nicht mehr gekreuzt. Der Wunsch nach Perfektion sei ihr Schicksal gewesen.

Betroffen vom Hinschied seiner ehemaligen Chefin ist Peter Arbenz. Den Winterthurer holte Kopp in ihr Departement, nachdem sie festgestellt hatte, dass sie als Vorsteherin des Justizdepartements nicht 50 Prozent ihres grossen Arbeitspensums für das Flüchtlingswesen aufwenden konnte. Arbenz wurde erster Delegierter des Bundesrates für das Flüchtlingswesen. Er hat Elisabeth Kopp als offene und höchst vertrauenswürdige Vorgesetzte in Erinnerung. «Vor allem in heiklen Fragen arbeiteten wir eng zusammen, sie schenkte mir stets ihr volles Vertrauen», sagt Arbenz. «Umgekehrt wusste ich, dass sie mich stützt, wenn es mediale oder politische Kritik hagelte.»

Kopp und Arbenz kannten sich lange, bevor sie in Bundesbern zusammenarbeiteten. Beide engagierten sich 1956/57 für die Ungarnflüchtlinge. Die freundschaftliche, professionelle Verbundenheit blieb.

«Von diesem Trauma hat sie sich nie mehr erholt»

Der frühere «Tages-Anzeiger»-Journalist Rolf Wespe bezeichnet Elisabeth Kopp als «tragische Figur». Wespe gehört zu den Journalisten, welche die «Kopp-Affäre» aufgedeckt haben. Ihr Mann Hans W. Kopp war Vizepräsident des Verwaltungsrates der Shakarchi AG. Ein Ermittler im Justizdepartement wollte die Konten der Shakarchi sperren und die Kader verhaften lassen, wegen Verdachts auf Geldwäscherei. Die Bundesrätin warnte ihren Mann. Dieses Telefonat führte zu ihrem Rücktritt. Für Kopp sei das ein traumatischer Moment gewesen, sagt Wespe. Von diesem Trauma habe sie sich nie mehr erholt. Mit der Lüge zum Telefonat habe Kopp ihre Glaubwürdigkeit verloren. Danach sei das Ehepaar Kopp lange geächtet worden, besonders in den eigenen Kreisen. 

Der pensionierte Journalist hat Kopp als umgängliche Person mit einem guten Auftritt in Erinnerung. «Die Rolle als erste und einzige Frau im Männer-Bundesrat war keine einfache. Dass ausgerechnet die erste Frau im Bundesrat zurücktreten musste, ist schade», sagt Wespe. Doch sie habe damals nicht adäquat auf den Verdacht gegen die Firma und ihren Mann reagiert. Auch den Fichenskandal habe sie nicht wahrhaben wollen. Dafür sei sie als Justizministerin aber verantwortlich gewesen. 

«Sie ging noch einmal aufs Eis»

Andreas Brütsch drehte einen Dokumentarfilm über Elisabeth Kopp und lernte sie dabei als «herzlichen, liebenswerten Menschen» kennen. Zu Beginn der Dreharbeiten sei sie misstrauisch gewesen, am Ende habe sie fast blindes Vertrauen gehabt, sagt Brütsch. Der Dokumentarfilm von 2007 habe Kopp rehabilitiert. Danach sei sie wieder zu Treffen der ehemaligen Bundesratsmitglieder eingeladen worden. Ein Bild, das dem Filmer besonders in Erinnerung geblieben ist: «In Wengen, wo sie als Jugendliche Eiskunstlauf trainiert hatte, zog sie noch einmal die Schlittschuhe an und ging aufs Eis. Das hat mich berührt», sagt Brütsch.

«Die Nachricht vom Hinschied von Alt-Bundesrätin Elisabeth Kopp macht uns alle betroffen», sagt FDP-Präsident Thierry Burkart. Die Schweiz verliere mit ihr eine Politikerin, die sich stets mit grossem Engagement und Herzblut für die liberale Sache eingesetzt habe. Elisabeth Kopp habe sich auf allen Ebenen des Bundesstaates zum Wohle der Menschen engagiert. «Nicht zuletzt als Bundesrätin hat sie sich grosse Verdienste für unser Land erworben. Sie war eine charismatische Politikerin und eine Pionierin der Gleichstellung von Frau und Mann», sagt Burkart. Und: «Elisabeth Kopp wird als inspirierende Politikerin, aber auch als Mensch fehlen. Wir sind ihr dankbar.»

Alliance F, der Bund der Frauenorganisationen, erinnert an ein Zitat von Elisabeth Kopp: «Man kann nicht ein bisschen gleichgestellt sein. Entweder man ist es, oder man ist es nicht.» In ihrem Gedenken gehe die Arbeit weiter, schreibt Alliance F auf Twitter. «Helvetia dankt, liebe Elisabeth Kopp!»

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