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80 Jahre SBB-Uhr
Fakten zu der Uhr, die Sie jeden Tag sehen

A Swiss Railway clock and its reflection at Hardbruecke train station in Zurich, Switzerland, on October 20, 2018. (KEYSTONE/Petra Orosz)
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In Kürze:
  • Die SBB-Uhr wurde 1944 entworfen mit dem Ziel, dass eine zentrale Uhr alle Bahnhofszeitmesser im Land steuern würde.
  • Die Uhr erlangte weltweite Bekanntheit; 2012 musste Apple den SBB wegen einer Kopie 20 Millionen Franken zahlen.
  • Die SBB-Uhr hängt gar als Designklassiker im Museum of Modern Art in New York.

Schwarz, weiss, rot, kein Muster, kein Hintergrund, kein Firlefanz. Die SBB-Uhr glänzt durch Schlichtheit, leistet das, was man von den Zügen ihrer Muttergesellschaft erwartet: Dienst nach Vorschrift. 1944, mitten im kriegsbeschäftigten Europa, hat sie der Zürcher Elektroingenieur Hans Hilfiker für die Bundesbahnen erschaffen. Noch immer ist das Zifferblatt mit der roten Signalkelle als Sekundenzeiger an allen Schweizer Bahnhöfen Standard, die «Bahnhofsuhr» prangt längst auch an Handgelenken, seit sich der Hersteller Mondaine die Rechte daran gesichert hat.

Doch warum ist die Schweizer Vorzeigeuhr eigentlich ungenau? Warum musste Apple der SBB viel Geld zahlen? Und was genau ist «Swiss Design»?

Der berühmte «Minutensprung» der SBB-Uhr

Es ist ja nicht so, dass es vor 1940 an Schweizer Bahnhöfen keine Uhren gegeben und Hans Hilfiker nichts Geringeres als die Zeit erfunden hätte. Doch wie so mancher Vertreter seiner Zunft bestand auch Hilfikers Berufsleben als Ingenieur darin, von Problem zu Problem zu eilen: Als er die einheitliche Schweizer Bahnhofsuhr erschaffen und sämtliche Bahnhöfe damit ausgerüstet hatte, stellte er fest, dass sie alle unterschiedlich schnell liefen.

Ganz im Gedanken des zentralen Fahrplans – ebenfalls eine Idee von Hilfiker – bestimmte er pro Bahnhof eine Hauptuhr, die den nebenstehenden Uhren einen elektrischen Impuls verleiht und den Minutenzeiger vorwärtsbewegt.

Um das Ganze etwas anschaulicher zu gestalten, konzipierte Hilfiker den damals noch nicht üblichen Sekundenzeiger und wählte dafür die rote Signalkelle aus dem Bahnverkehr. Damit der Ablauf einer Minute nachvollziehbarer wurde, liess er diesen Sekundenzeiger schneller vorangehen – und ihn gleichzeitig mit dem Vorrücken des Minutenzeigers exakte eineinhalb Sekunden pausieren. Der berühmte «Minutensprung» der SBB-Uhr war geboren.

Ärztemission, Rückkehr, IR, 2a

Als Apple von den SBB eingeklagt wurde

2012 tauchte das inzwischen auf der ganzen Welt bekannte Zifferblatt der SBB-Bahnhofsuhr plötzlich auf dem neuen iPad auf: Die schlichte Beschaffenheit wurde von den Designern aus Cupertino wohl als passend zur Apple-Philosophie erachtet.

Das Problem nur: Um Erlaubnis in der Schweiz hatte bei Apple niemand gefragt. Die SBB zeigten sich geehrt ob dem Interesse des Megakonzerns an ihrem Designstück, machte aber klar, dass sich Apple nicht kostenlos würde bedienen können. Innerhalb von Wochen fanden die beiden Parteien zusammen und einigten sich aussergerichtlich, um die 20 Millionen Franken strichen die SBB damals ein.

Ein Design von 1944 wäre heute im Prinzip längst nicht mehr geschützt, man wäre nicht verpflichtet, den Urheber dafür zu bezahlen. Doch in weiser Voraussicht hatten die SBB noch 2002 ihre Bahnhofsuhr als dreidimensionale Marke eintragen lassen. Zehn Jahre später hatte sich das bezahlt gemacht.

Wie die SBB-Uhr einen ganzen Designstil begründete

Die SBB-Uhr ist längst ein Designklassiker, eine Wanduhr des einzigen Lizenzhalters Mondaine hängt auch im Museum of Modern Art in New York. Die simple Aufmachung mit klaren schwarzen Strichen und ohne Ziffern begründete bei der Lancierung 1944 einen ganzen Designstil mit.

Im Europa von damals ging es drunter und drüber, und nicht nur den am Bahnhof wirkenden Ingenieur Hilfiker dürstete es nach Klarheit und Zuverlässigkeit. Diese Sehnsucht zeigt sich im gestalterischen Schaffen dieser Zeit: im «Swiss Style», einem eigenen Stil im Grafik- und Produktdesign. Dazu gehört etwa der Landi-Stuhl. Er entstand für die Schweizer Landesausstellung von 1939, danach vertrieben ihn verschiedene europäische Firmen und machten ihn zu einem der meistverkauften Stühle des 20. Jahrhunderts.

Der Sparschäler Rex war 1947 der erste Kartoffelschäler mit quer liegender und beweglicher Klinge, er wird noch heute produziert und zählt zu den Schweizer Designklassikern. Der erste Strandstuhl aus Faserzement von Willy Guhl wurde 1954 als Guhl-Stuhl bekannt. Und die noch heute gebräuchliche Schrift Helvetica gestalteten die Grafiker Max Miedinger und Edouard Hoffmann 1956 in Basel.

Wie die SBB-Uhr auch zum Zeitmodell der Deutschen Bahn wurde

Bahnhofsuhren in ganz Europa lehnen sich am Design der SBB-Uhr an, Lizenzhalter Mondaine stellt auch für andere Bahngesellschaften her. So etwa auch für die Deutsche Bahn: Sie verwendet für ihre Zeitanzeigen auf den rund 5700 Bahnhöfen im ganzen Land das fast identische Zifferblatt – einzig die rote Kelle des Sekundenzeigers ist in Deutschland ein Ring.

Quasi im Gegenzug kommt das Satellitensignal, das heute alle SBB-Bahnhofsuhren längst zentral steuert, aus Deutschland – und zwar aus Frankfurt am Main.