Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Interne Umfrage offenbart Probleme
SBB-Mitarbeiterinnen berichten von sexueller Belästigung

Ein Lokfuehrer verwendet die neue WarnApp (LEA) anlaesslich einer Demonstration der SBB  der WarnApp LEA, die das Lokpersonal bei der Abfahrt im Bahnhof unterstuetzt, am Mittwoch, 14. Oktober 2015, in Zofingen. In den letzen zwei Jahren hat die SBB eine neue WarnApp entwickelt, die die Sicherheit bei der Bahnhofsausfahrt erhoeht. Auf dem iPad im Fuehrerstand gibt die WarnApp eine akustische und visuelle Warnung ab, wenn sich der Zug gegen ein Halt zeigendes Signal in Bewegung setzt. Die neue App ist seit August 2015 in Betrieb. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Lokführerinnen der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) berichten von anzüglichen Kommentaren und unangemessenen Annäherungen ihrer männlichen Kollegen, wie aus einer Umfrage von Ende 2023 hervorgeht. In einem Fall soll ein Zugchef beispielsweise das Aussehen einer Lokführerin am Telefon mit den Worten «Ah, jetzt sehe ich deinen Knackarsch» kommentiert haben. Esther Weber, Fachgruppenleiterin Frauen im Lokpersonalverband und selbst Lokführerin, spricht im «SonntagsBlick» von einer «Stammtischkultur» im Lokführerzimmer, in der sich Männer mit frauenfeindlichen Sprüchen zu überbieten versuchten. «Frauen, die sich gegen Belästigungen wehren, werden oft verspottet», so Weber.

Im Pausenraum würden «Techniken» besprochen, wie sich Frauen im Führerstand am besten berühren liessen. Angehende Lokführerinnen würden beim Zeigen, wie die Bremse funktioniere, am Busen berührt. Da der Ausbildner rechts stehe und die Bremse sich links befinde, lasse sich die Brust so «aus Versehen» streifen.

Genaue Zahlen halten die SBB zurück

Die interne Umfrage der SBB zeige, dass vier Prozent der Mitarbeitenden – also rund 1400 Personen – in den vergangenen zwei Jahren Diskriminierung am Arbeitsplatz erlebt hätten. Besonders betroffen sind Frauen: Zwölf Prozent der weiblichen Mitarbeitenden sollen angegeben haben, sexuell belästigt worden zu sein – hochgerechnet seien dies rund 800 Frauen. Die genauen Zahlen werden von der SBB-Führung bislang zurückgehalten, was intern auf Kritik stösst.

Die SBB betonen, dass sie das Problem ernst nehmen und Fälle von sexueller Belästigung konsequent nachverfolgen. Personalchef Markus Jordi verweist auf eine Nulltoleranzpolitik und Massnahmen wie Sensibilisierungsprogramme, die demnächst umgesetzt werden sollen. Dennoch kritisieren betroffene Frauen den Umgang mit den Vorfällen. Eine Vertraulichkeitsklausel, die sie bei der Meldung eines Vorfalls unterschreiben müssten, hindere sie daran, offen über das Geschehene zu sprechen.

Hohe Dunkelziffer

Obwohl die SBB auf dem Papier als fortschrittliches Unternehmen gälten – mit Initiativen wie einem Frauennetzwerk und einem «Queernet» für Angestellte aus der LGBTQ-Community –, fehle es an konkreten Schritten, um die Ergebnisse der Umfrage in wirksame Massnahmen zu überführen. Weber fordert eine bessere Sichtbarkeit, dass sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz nicht toleriert wird.

Laut SBB liegen die Ergebnisse der Umfrage im schweizerischen Durchschnitt. Trotzdem sei die hohe Dunkelziffer ein Problem. 2023 wurden nur 36 Fälle offiziell gemeldet, obwohl die tatsächliche Zahl laut Jordi deutlich höher liegt. Mitarbeitende fürchteten oft negative Konsequenzen, wenn sie sich gegen Belästigungen wehrten – ein Umstand, der dringend angegangen werden müsse.