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SBB bauen Auslandverbindungen aus
Zugverbindung nach Barcelona kommt näher – London braucht Geduld

Der Giruno-Zug am Bahnhof Bellinzona, aufgenommen am 8. August 2019. Der Zug wird in der Schweiz und Italien verkehren.
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Die SBB haben 2024 so viele Menschen transportiert wie noch nie. Täglich nutzten 1,39 Millionen Reisende die Züge des Fern- und Regionalverkehrs, wie die SBB am Donnerstag anlässlich ihrer Jahresmedienkonferenz bekanntgaben.

Ebenfalls ging es auf den Schweizer Schienen so eng zu und her wie nie zuvor: Erstmals sei die Marke von 20 Milliarden Personenkilometern geknackt worden, sagt SBB-Chef Vincent Ducrot. Während der Pendlerverkehr nicht mehr so stark zunehme wie vor der Corona-Pandemie, werde in der Freizeit immer mehr Zug gefahren.

Das grosse Problem: Trotz der Rekorde haben die SBB 2024 mit 275 Millionen Franken Gewinn nur unwesentlich mehr verdient als im Vorjahr. Deutlich zu wenig, um die hoch verschuldete Bahn langfristig finanziell zu stabilisieren, wie SBB-Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar betont: «Wir benötigen etwa einen Gewinn von einer halben Milliarde Franken pro Jahr, um die Finanzierung der SBB langfristig sicherzustellen.»

Neue Auslandsverbindungen – Tag und Nacht

Nun ist klar, woher das dazu nötige Geld aus Sicht der SBB-Führung zunehmend kommen soll: aus dem boomenden Geschäft mit Zugreisen ins Ausland. «Wir sehen in internationalen Verbindungen grosses Potenzial und wollen hier weiter ausbauen», sagt Vincent Ducrot.

Um dazu das nötige Tempo aufzunehmen, sind die SBB laut ihrem Chef zu einem Schritt bereit, vor dem sie vor kurzem Zeit noch zurückgeschreckt sind: «Wir prüfen, eigene Hochgeschwindigkeitszüge anzuschaffen», sagt Ducrot. Denn damit könnten die SBB auch auf Hochgeschwindigkeitsnetzen im Ausland fahren. Zugverbindungen aus der Schweiz nach Barcelona oder Rom würden dadurch möglich.

Zudem planen die SBB, das aktuelle Angebot zwischen der Schweiz und Italien mit weiteren Verbindungen zu ergänzen. Ab 2026 würden eine zusätzliche Verbindung nach Mailand und Venedig sowie neue direkte Verbindungen von Zürich nach Florenz und Livorno angeboten, so Ducrot. Besonders in der Verbindung nach Livorno sehe er grosses Potenzial.

Hintergrund für den Ausbau der Auslandsverbindungen ist das veränderte Reiseverhalten von im Freizeitverkehr, so der SBB-Chef. Früher seien Reisende maximal bereit gewesen, für vierstündige Reisen den Zug zu nehmen. Heute seien auch fünf- bis sechsstündige Zugverbindungen sehr beliebt.

Den Fokus beim Ausbau der Auslandsverbindungen setzt die SBB klar auf den Tagesverkehr. Trotzdem dürfen sich auch die Freunde von Nachtzügen freuen: Laut Ducrot wird das Angebot der von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) betriebenen Nightjets nach Amsterdam und Wien ausgebaut – und um eine neue Verbindung ergänzt. «Geplant ist ein Nachtzug nach Kopenhagen und weiter nach Malmö», sagt Ducrot. Und das möglicherweise schon auf das Jahr 2026 hin.

London-Verbindung: «Frühestens in den 2030er-Jahren»

Enttäuscht wird, wer schon bald auf einen Direktzug aus der Schweiz nach London gehofft hat. Laut den SBB werde das Projekt zwar weiter «vorangetrieben». Mit einer entsprechenden Verbindung werde aber frühestens in den 2030er-Jahren gerechnet.

Das es nicht schneller geht, liegt zum einen an den ausländischen Partnern. So wird es dem SBB-Chef zufolge noch «Jahre» dauern, bis die Eurotunnel-Betreiber Getlink die Anzahl der verfügbaren Trassen im Tunnel erhöhen könne. Zudem seine für die grenzüberschreitende Verbindung aus der Schweiz in die EU und dann in das Nicht-EU-Land Grossbritannien noch politische und vertragliche Absprachen nötig.

Aber auch ab welchem Schweizer Bahnhof die Verbindung letztlich angeboten wird, ist laut Ducrot noch unklar. Mögliche Abfahrtsorte sind Zürich, Genf oder Basel – weil Reisen nach Grossbritannien jedoch geschlossene Check-in-Terminals erforderten, seien «erhebliche Umbauten» an diesen Bahnhöfen nötig.

SBB-Schulden sind gewachsen

Profite aus den neuen Angeboten kämen für die SBB sehr gelegen: Nach einem leichten Rückgang im Vorjahr sind die Schulden der Bahn 2024 auf 12,1 Milliarden Franken gestiegen.

Gestiegen sind die Schulden vor allem deshalb, weil die SBB im letzten Jahr über zwei Milliarden Franken in die Beschaffung der neuen Dosto-Interregio-Züge, den Ausbau von Bahnhöfen und in die Digitalisierung investiert haben.