Mega-Projekt «The Line»Saudiarabien plant das grösste Bauwerk der Welt
170 Kilometer lang, 500 Meter hoch und bewohnt von neun Millionen Menschen: Mitten in der saudischen Wüste soll «zivilisatorische Revolution» entstehen. Kostenpunkt: 500 Milliarden Dollar.

Nichts weniger als ein Weltwunder verlangt der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman. Mitten im kargen Nordwesten seines Landes soll ein Bauwerk entstehen, das so ehrgeizig sein soll wie die ägyptischen Pyramiden. So jedenfalls soll bin Salman seinen Wunsch gegenüber seinen Behörden formuliert haben, berichtet das «Wall Street Journal». Die ambitionierten Pläne von bin Salman gipfelten in einem Bauprojekt der Superlative. Nun publiziert Neom die genauen Details zum Design von «The Line» – «eine zivilisatorische Revolution».

Geplant sind zwei riesige Wolkenkratzer mit einer Gesamtlänge von über 170 Kilometern, einer Höhe von bis zu 500 Metern und einer Breite von 200 Metern. Die Fassade des Bauwerks bestehe dabei aus Spiegeln. Bis 2045 sollen laut bin Salman neun Millionen Menschen im prestigeträchtigen Haus wohnen.

Fortbewegen können sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Mega-Baus mit einem Hochgeschwindigkeitszug, welcher sich unterhalb des Gebäudes befinden soll. Mit dem Zug soll man binnen 20 Minuten vom einen zum anderen Ende gelangen können. Das autarke Haus wird zudem mit einer integrierten vertikalen Landwirtschaft ausgestattet werden. Weiter soll es ein Sportstadion geben, das sich 300 Meter über dem Boden befindet, und einen Jachthafen.

In der Mitteilung zur Vorstellung des Projekts wird bin Salman mit den Worten zitiert: «Bei der Einführung von ‹The Line› im vergangenen Jahr haben wir uns zu einer zivilisatorischen Revolution verpflichtet, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und auf einer radikalen Veränderung der Stadtplanung beruht.»
Die Zukunftsstadt Neom
«The Line» ist nur eines der vielen hochkarätigen Projekte, die zu Neom gehören. Schon seit 2017 träumte der saudische Kronprinz bin Salman von der rund 500 Milliarden Franken teuren Stadt, welche halb so gross wie die Schweiz sein soll. Das Ziel sei es, neue Investoren anzuziehen und die Abhängigkeit vom Öl zu verringern. Versorgt werden soll die Stadt mit 100 Prozent sauberen Energien.

Neom schreibt in einer Pressemitteilung, dass sie mit dem Projekt «den Fortschritt der Menschheit» beschleunigen wollen. Es soll ein Reiseziel sowie ein Zuhause werden. Bin Salman sagte diese Woche an einer Pressekonferenz, dass sie die Population von Saudiarabien von aktuell rund 34 Millionen auf 50 bis 60 Millionen bis 2030 erhöhen wollen. Die Hälfte sollen Ausländer sein.
Der 36-jährige Kronprinz erklärte in Jeddah das erste Mal, wie er Neom finanzieren will. Diese Woche kündigte bin Salman an, dass sein Königreich rund 80 Milliarden Franken für das Projekt bereitstelle. Weiter sei ein Börsengang des Konzepts 2024 geplant, berichtet «Bloomberg». Der Gang an die Börse soll über 250 Milliarden Franken in die Staatskasse spülen.

Die erste Phase, die 2030 abgeschlossen werden soll, werde 1,2 Billionen Saudi-Riyals kosten – umgerechnet rund 300 Milliarden Franken. Die Hälfte des Betrags soll durch einen öffentlichen Investitionsfonds gedeckt werden. Die restlichen 150 Milliarden Franken durch andere Staatsfonds in der Region, private Investoren und den Börsengang von Neom. «Wir haben das grosse Ziel, Saudiarabien unter die drei grössten Aktienmärkte der Welt zu bringen», sagte bin Salman am Montag.
Bei der Vorstellung des Projekts in dieser Woche waren einige prominente Investoren vor Ort, darunter der Gründer der US-Finanzgesellschaft Bridgewater Associates, Ray Dalio, und der kuwaitische Detailhandelsmilliardär Mohammed Alshaya. Viele chinesische Firmen sollen bereits in die Mega-Stadt investieren.
Der Kronprinz erhofft sich durch Neom eine Kapitalrendite von 13 bis 14 Prozent und eine Steigerung des BIP um rund 48 Milliarden Franken. Ob der Mega-Bau wirklich eine lukrative Investitionsmöglichkeit wird, sei jedoch unsicher. Seit fünf Jahren ist das Projekt von Rückschlägen geplagt, wie «Bloomberg» schreibt. Wie aktuelle und ehemalige Mitarbeiter der «Zukunftsstadt» berichten, soll es Schwierigkeiten bei der Umsetzung der grossartigen und sich ständig verändernden Ideen des saudischen Prinzen geben.
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