Fall Sanija AmetiOstschweizer Vorstand von Operation Libero tritt zurück
Die Sektion forderte den Präsidiumsausschluss von Sanija Ameti. Weil das nicht passiert ist, zieht der Vorstand geschlossen die Konsequenzen.
Rund zwei Monate ist es her, seit die Co-Präsidentin der Operation Libero, Sanija Ameti, in einem Zürcher Keller auf ein Bild von Jesus und Maria schoss und Aufnahmen davon ins Internet stellte. Der Aufschrei war gross, auch innerhalb der Operation Libero brodelte es. So hatte der fünfköpfige Vorstand der Ostschweizer Sektion der nationalen Zentrale ein Ultimatum gestellt, Ameti aus dem Präsidium auszuschliessen. Zu gross könnte der politische Schaden sonst sein, argumentierten die Vorstände.
Weil diese Frist verstrichen ist, haben die Ostschweizer Vorstände Ernst gemacht und ihre rund hundert Mitglieder über ihren Rücktritt in Kenntnis gesetzt, berichtet jetzt die «NZZ». Man verstehe, dass sich der nationale Vorstand «schützend vor Sanija als Person» stellen würde, zitiert die Zeitung aus einer entsprechenden Mail. Schützenswert seien jedoch auch die statutarischen Ziele und die Organisation. In diesem Zielkonflikt stehe die Organisation aber immer an erster Stelle. «Für den gesamten Ostschweizer Vorstand lässt sich ein Verbleib Sanijas im Amt als unsere Co-Präsidentin nicht mit unseren persönlichen Werten sowie unserem Verständnis der Rechenschaftspflicht vereinbaren, die wir auch euch gegenüber als Vereinsmitglieder haben.»
Die Operation Libero hatte sich unmittelbar nach dem Shitstorm um Ameti Anfang September praktisch alleine hinter ihre Co-Präsidentin gestellt. Die Politikerin erlebt nach den Schüssen auf das Heiligenbild die öffentliche Demontage ihres Lebens: Die GLP startete ein Ausschlussverfahren, sie verlor ihren Job bei der PR-Agentur Farner. Ameti wurde bedroht und stand unter Polizeischutz. Die sonst in den Medien sehr präsente 32-Jährige zog sich komplett aus der Öffentlichkeit zurück, Personen aus ihrem Umfeld berichten, es gehe ihr «gar nicht gut». Die Operation Libero hingegen hielt an ihr fest und schrieb: «Wir schätzen Sanija Ameti als Politikerin, als Co-Präsidentin und als Freundin.»
«Eine Grenze überschritten»
Jetzt führt diese Haltung also intern zur Spaltung. Bruno Zanvit, Präsident der zurücktretenden Ostschweizer Sektion, bedauert den Schritt. Er begründet gegenüber der NZZ: «Sanija war aus meiner Sicht lange eine sehr gute Besetzung als Co-Präsidentin.» Sie habe mit ihren exzentrischen Inszenierungen und Provokationen der Operation Libero grosse Aufmerksamkeit beschert. «Die Aktion mit der Schusswaffe hat dann für mich eine Grenze überschritten.» Zanvit hätte sich vom nationalen Vorstand «mehr Gehör für die eingebrachten Vorschläge und Rückmeldungen gewünscht».
Auch dort reagiert man mit Bedauern. Dass die Ostschweizer Sektionen eine andere Meinung vertreten, sei zu respektieren, wird Stefan Manser-Egli, Co-Präsident der Operation Libero, zitiert. Intensive Diskussionen in der Zentrale in Zürich hätten aber ergeben: Der Instagram-Post von Ameti sei zwar «falsch und unangebracht» gewesen, man nehme Ametis Entschuldigung aber an und stehe hinter ihr. Diese Haltung teilten auch die anderen regionalen Sektionen. «Wir haben Zuspruch dafür erhalten, dass wir auch in dieser schwierigen Situation zu Sanija stehen und Rückgrat zeigen.» Ameti selbst hat sich nicht zu der Situation geäussert.
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