Fossilien offenbaren BeuteschemaSäugetierfuss im Magen eines Mini-Dinosauriers entdeckt
Reste eines Fischs, eines Vogels und einer Eidechse haben Forscher bereits im Magen versteinerter Microraptoren entdeckt. Ein weiterer Fund stärkt die Annahme, dass die Tiere hinsichtlich ihrer Nahrung nicht sonderlich wählerisch waren.
Im Magen eines versteinerten Dinosauriers haben Forscher den vollständigen Fuss eines kleinen Säugetiers identifizieren können. Vor seinem Tod hat der Microraptor demnach einen etwa mausgrossen Säuger verschlungen, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin «Journal of Vertebrate Paleontology». Nach Überresten eines Fischs, eines Vogels und eines eidechsenähnlichen Tiers sei dies der vierte Fund eines Beutetiers im Magen eines Microraptors. Ob der Dino Jagd auf den Säuger machte oder ihn als Aas verzehrte, können die Forscher nicht sagen.
«Zuerst konnte ich es gar nicht glauben», sagte Studienleiter Hans Larsson von der kanadischen McGill University in Montreal laut einer Mitteilung der Universität. «Da war ein winziger, etwa ein Zentimeter langer, nagetierähnlicher Säugerfuss vollständig erhalten im Inneren des Microraptor-Skeletts. Diese Funde sind die einzigen verlässlichen Belege, die wir für die Nahrung der längst ausgestorbenen Tiere haben – und sie sind extrem selten.» Larsson stiess der Mitteilung zufolge auf das Fossil, als er Museumssammlungen in China besuchte.
Microraptoren («kleine Räuber») lebten in der frühen Kreidezeit, die vor rund 145 Millionen Jahren begann. Bisherige Funde der gefiederten Dinosaurier stammen aus der Provinz Liaoning im Nordosten Chinas. Bei dem aktuell untersuchten Exemplar handelt es sich um einen Microraptor zhaoianus. Mit dem Microraptor gui ist der Wissenschaft noch eine zweite Art bekannt.
«Die Erkenntnis, dass Microraptor ein vielseitiger Fleischfresser war, eröffnet eine neue Perspektive auf die Funktionsweise dieser vergangenen Ökosysteme.»
Die Nahrung der Tiere zu bestimmen, Millionen Jahre nach ihrem Verschwinden von der Erde, sei problematisch, schreibt das Team in seinem Artikel. Zum einen würde von Beutetieren nach dem Verschlingen und Verdauen wenig übrig bleiben, das versteinern könne. Eventuell erhaltene Reste seien zudem nach dem Tod des Dinosauriers für Aasfresser zugänglich und zerstörerischen Umweltprozessen ausgesetzt.
Das nun untersuchte Fossil zeigt neben dem Fuss, eingeschlossen im Brustkorb, noch einige weitere Knochen. Es seien womöglich also weitere Teile des Säugers erhalten, schreiben die Forscher. Dass es sich bei den Überresten um ein Säugetier handelt, leiten sie aus dem Aufbau des Fusses ab.
Der Fund weise zusammen mit den früheren Entdeckungen darauf hin, dass Microraptoren hinsichtlich ihrer Nahrung nicht sonderlich wählerisch waren. «Zu wissen, dass sie nicht auf eine spezifische Beute festgelegt waren, ist eine grosse Sache», sagt Larsson. «Die Erkenntnis, dass Microraptor ein vielseitiger Fleischfresser war, eröffnet eine neue Perspektive auf die Funktionsweise dieser vergangenen Ökosysteme und ermöglicht einen Einblick in den Erfolg dieser kleinen, gefiederten Dinosaurier.»
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