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Artur Smoljaninow kritisiert den Krieg
«Russlands Rambo» stellt sich gegen Putin und will für die Ukraine kämpfen

 Ein Filmstar wendet sich von seinem Land ab: Artur Smoljaninow 2017 bei einem Festival im russischen Wyborg. 
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Er war der Star eines Lieblingsfilms von Wladimir Putin. Artur Smoljaninow spielte in «Die 9. Kompanie» von 2005 die Rolle des letzten überlebenden russischen Soldaten einer Einheit im Kampf gegen anstürmende Gotteskrieger in Afghanistan. Der Film brachte ihm den Übernamen «Russlands Rambo» ein – und einen Besuch beim Kremlchef. Putin empfing die ganze Filmcrew zu einer Privatvorführung in seiner Residenz ausserhalb von Moskau. Putin sagte damals, der Film berühre die Seele, man tauche richtiggehend in ihn ein.  

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Seitdem hat sich viel verändert – und Russland will Smoljaninow wohl hinter Gitter bringen. Der Auslöser ist ein Interview mit der regierungskritischen «Nowaja Gaseta». Smoljaninow sagte, er sei bereit, auf der Seite der Ukraine zu kämpfen und russische Soldaten zu töten. «Ich empfinde nichts als Hass gegenüber den Menschen auf der russischen Seite der Frontlinie. Wenn ich dort wäre, gäbe es keine Gnade.» Im Interview erzählte der Schauspieler, dass ein ehemaliger Kollege von ihm nun auf russischer Seite kämpfe. «Würde ich ihn erschiessen? Ohne jeden Zweifel! Halte ich mir die Optionen offen, für die Ukraine zu kämpfen? Absolut! Das ist der einzige Weg für mich.»

Die Reaktionen folgten laut CNN schnell. Wenige Tage nach dem Interview stufte das russische Justizministerium den mittlerweile vermutlich in Lettland lebenden Schauspieler als ausländischen Agenten ein. Die Staatsanwaltschaft brachte ein Strafverfahren auf den Weg. «Niemand im Kreml denkt etwas Gutes über diesen Schauspieler», sagte Regierungssprecher Dmitri Peskow. 

Zuvor hatte Smoljaninow bereits ein bekanntes russisches Lied mit neuem Text aufgenommen. Darin griff der 39-Jährige Putin und seine Unterstützer direkt an. So geht es in einer Textstelle um «einen Bunker, in dem sich ein Führer versteckt» und von einem «glatzköpfigen Koch mit einem Löffel gefüttert wird». Unter dem Spitznamen «Putins Koch» ist der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, bekannt.

Ist mit seiner Wagner-Söldnergruppe an der Front aktiv: Jewgeni Prigoschin im Dezember 2022 während einer Beerdigung. 

«Sie sind so weich. Sogar das Aussehen ist anders»

Smoljaninow hatte den Überfall auf die Ukraine bereits im letzten Sommer als eine Katastrophe bezeichnet. Damals hielt er sich noch in Russland auf. Als ein Moskauer Gericht ihn im Oktober wegen der Äusserung zu einer kleinen Geldstrafe verurteilte, setzte sich der Schauspieler nach eigenen Angaben nach Norwegen ab. «Ich bin zu Fuss über die Grenze gegangen … Du läufst nur 30 Meter und da stehen ganz andere Menschen vor dir. Sie sind so weich. Sogar das Aussehen ist anders.» Zum Verfahren gegen ihn äusserte sich Smoljaninow damals kritisch: «Für mich existieren die Gesetze dieses Staates nicht. Sie sind von Natur aus kriminell – und haben weder moralische noch rechtliche Gültigkeit.»

Neben Smoljaninow hat das russische Justizministerium in den letzten Tagen weitere Kulturschaffende auf die Liste «ausländischer Agenten» gesetzt. Darunter sind der Musikkritiker Artemi Troizki und mehrere Journalisten. Am Wochenende erhielten zudem Dmitri Nasarow und seine Frau Olga Wassiljewa, zwei bekannte Schauspieler des Moskauer Tschechow-Kunsttheaters, ihre Kündigung. Dies, nachdem sie zuvor den Krieg gegen die Ukraine kritisiert hatten. Der künstlerische Leiter wirft ihnen nun «antirussische Äusserungen» vor.

nlu