Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Probleme für Fast-Food-Kette
Russlands McDonald's-Ersatz gehen die Kartoffeln aus

Zum Glück gibt es sie noch in der Schweiz: Pommes frites in einem Zürcher McDonald’s-Restaurant.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Ob, wie und warum Geschichte sich wiederholt, darüber wird in diesen Tagen aus guten Gründen oft gestritten. Sicher ist nur: Gelegentlich wiederholen sich Szenen, so etwa vergangene Woche in Moskau. Da standen am Puschkin-Platz viele Menschen an, um einen Burger zu essen. Im Zentrum der Stadt wurde eine der 30 Filialen der Fast-Food-Kette eröffnet, die unter dem Namen «Lecker und Punkt» die bisherigen Läden des US-Konzerns McDonald's an den gleichen Standorten mit der gleichen Belegschaft und dem gleichen Essen ersetzt. Wobei: mit dem fast gleichen Essen.

McDonald's jedenfalls hatte nach dem Einmarsch in die Ukraine die meisten seiner rund 850 Geschäfte in Russland geschlossen und die 62’000 Mitarbeitenden freigestellt. Im Mai gab der Konzern bekannt, sich komplett zurückzuziehen. Offiziell begründet wurde das mit der «humanitären Krise» in der Ukraine. Inoffiziell dürften lauter werdende Boykottaufrufe und der Rückzug anderer Unternehmen eine Rolle gespielt haben. Der Konzern hat seine Niederlassungen an den Bergbau- und Ölunternehmer Alexander Gowor verkauft, der seit 2015 in Sibirien 25 Filialen betrieb und bei der Filialeröffnung in Moskau den schönen Satz sagte: «Es wird auf jeden Fall nicht schlechter als früher.»

Ob das stimmt, bleibt abzuwarten. Es scheinen eben nicht nur die gelben Ms verschwunden, die die Mitarbeiter teils eigenhändig von den Tabletts geschmirgelt haben. Auch auf den Big Mac muss die Kundschaft verzichten, ebenso auf die Kindertüten «Happy Meal» und «Mc Flurry»-Eis. Diese Produkte befand McDonald's als zu prägend für die Marke, um sie Nachfolgern zu überlassen. Viel dramatischer aber ist, dass gleich in den ersten Tagen Pommes fehlten. Das Unternehmen begründet: Es gäbe nicht genug russische Kartoffeln und Importe wären aus offensichtlichen Gründen derzeit nicht möglich.

Personal arbeitet in einem neu eröffneten Fast-Food-Restaurant in einer ehemaligen McDonald’s-Filiale in Moskau.

Und so wiederholt sich in diesem Fall Geschichte gleich mehrfach. 1990 galt die Eröffnung einer McDonald's- Filiale als Zeichen, damals der Annäherung an den Westen, «heisses Essen, das half, den Kalten Krieg zu beenden», wie es ein Korrespondent bei BBC schildert. Nun gilt die Schliessung wieder als Signal, wenn auch für das Gegenteil. Und wieder stehen die Menschen für neuartige Brötchen mit Fleischbelag an - vermutlich auch, um zu schauen, ob sich die Hoffnung des Firmenchefs erfüllt, dass es «keinen Unterschied in Qualität oder Atmosphäre» gibt.

Vor allem aber erlangt die Kartoffel abermals Bedeutung im Kampf der Ideologien. Legendär ist die Propagandalüge um angebliche Käfer, die US-Flugzeuge Anfang der 1950er Jahre über ostdeutschen Felder verteilt haben sollen, um die Kartoffelernte zu zerstören. Im jetzigen Fall fühlte sich unter anderem ein russisches Ministerium bemüssigt, «Es gibt Kartoffeln und Punkt» über soziale Medien zu verkünden.

«Es wird auf jeden Fall nicht schlechter als früher»: Bergbau- und Ölunternehmer Alexander Gowor.

Seitens der neuen Fast-Food-Kette heisst es wiederum zur Beruhigung, mit der neuen Ernte im Herbst bekäme der Burger seine Pommes frites zurück. Stück für Stück sollen zudem in den nächsten Monaten weitere Filialen eröffnet werden.

Sollten sich entgegen aller Erwartungen die Dinge beruhigen, hat sich übrigens McDonald's ein Rückkaufsrecht für 15 Jahre gesichert. Eines ist schon sicher: Die Menschen werden in jedem Fall anstehen.