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Sanktionen im Ukraine-Krieg
Russland versorgt Diplomaten mit Alkohol und Schmuck aus dem Westen 

Alkohol ist stets beliebt in Duty-Free-Shops: Zwei solcher Läden, einer in Moskau und einer in St. Petersburg, sollen für eine spezielle Zielgruppe eröffnet werden.
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In Kriegszeiten Diplomat zu sein, ist ein verantwortungsvoller, belastender Job. Das weiss auch die russische Regierung und hat sich deshalb etwas überlegt, um ausländische Vertreter im Land, Mitarbeiter internationaler Organisationen und deren Familienangehörige bei Laune zu halten. Sie sollen künftig in zwei zollfreien Läden zumindest an eine beschränkte Auswahl internationaler Konsumartikel kommen.

Per Dekret, das Ende August in Kraft treten soll, hat die russische Regierung nämlich veranlasst, dass zwei Duty-Free-Shops exklusiv für diese spezielle Zielgruppe eröffnet werden: einer in Moskau, einer in Sankt Petersburg.

Das Sortiment wird sich demnach wohl auf dem Niveau üblicher Flughafen-Shops bewegen, durch die Reisende meist wider Willen geschleust werden: Alkohol, Tabakwaren, Süssigkeiten, Parfüms, Kosmetik, Schmuck, Uhren. Oder anders gesagt: alles, was teuer ist und nicht unbedingt notwendig, um den Alltag zu bewältigen, sei es in flüssiger oder vergoldeter Form. Doch genau darum geht es schliesslich in diesen Läden, die nun eröffnet werden sollen.

Wer was einkauft, wird protokolliert

Schon seit Russlands völkerrechtswidriger Annexion der Krim im Jahr 2014 erschweren westliche Sanktionen den Import zahlreicher Waren. Doch mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar wurden die Beschränkungen noch einmal deutlich verschärft – und viele grosse westliche Marken zogen sich komplett aus Russland zurück. Ikea, H&M, McDonald’s, Apple – die Liste liesse sich fast beliebig erweitern. Die Duty-Free-Läden sollen nun zumindest ein bisschen weniger Verzicht ermöglichen.

Sollte Vertretern anderer Länder und ausländischer Organisationen trotz des Krieges gar zum Feiern zumute sein, können die Shops auf Anfrage sogar grössere Mengen Alkohol für Veranstaltungen liefern, heisst es. Aber all das immer unter den Augen der russischen Regierung: Zollbeamte prüfen die angebotenen Waren, jeder Shop wird rund um die Uhr videoüberwacht, und es wird ordentlich protokolliert, wer was einkauft.

Läden in der DDR hatten ein ähnliches Konzept

Exklusive Läden für eine ausgewählte Elite, mit Produkten, an die anders schwer heranzukommen ist? Russland lässt damit gewissermassen eine alte Tradition aufleben. Denn schon zu Sowjetzeiten gab es solche Läden, auch damals waren sie für normale Bürger wie Schaufenster in das gute Leben, in eine andere Welt. In den Berjoska-Geschäften kamen Ausländer und reiche Einheimische an Konsumfreuden aus dem Westen, von denen die breite Bevölkerung höchstens in Erzählungen hörte.

In der DDR gab es ein ähnliches Konzept. Doch eher weniger aus Respekt den Bedürfnissen der ausländischen Besucher gegenüber als aus handfestem wirtschaftlichem Interesse heraus. Denn über diese Läden, in denen mit westlichen Währungen bezahlt werden konnte, wollten die sozialistischen Länder Devisen und Fremdwährungen abschöpfen.

Auch da gibt es Parallelen zur heutigen Zeit. Die beiden neuen Duty-Free-Shops sollen vom Staat in Zusammenarbeit mit privaten Betreibern eröffnet werden, bezahlt werden soll in Rubel, Dollar oder Euro. Die Zielgruppe ist mit Diplomaten, deren Familien und Mitarbeitern internationaler Organisationen zwar deutlich enger, als sie es im vergangenen Jahrhundert war.

Dennoch hofft Russland offenbar auf erkleckliche Umsätze. Wladimir Dzhabarow, Mitglied des russischen Föderationsrates, sagte der Parlamentszeitung «Parliamentskaya Gazeta» jedenfalls ganz offen, die Läden könnten durchaus eine ergiebige Quelle für ausländische Devisen sein.