Naturspektakel auf IslandEine Kreuzfahrt zu Feuer und Eis
Geysire, Gletscher, Fjorde und aktive Vulkane entdecken: mit dem Expeditionsschiff Hanseatic Nature gelangen Reisende ganz nah an Islands heisses Herz.
- Auf dem Expeditionsschiff Hanseatic Nature können Touristen entlegene, unzugängliche Gebiete rund um Island erreichen.
- Passagiere erleben Vulkanismus und Naturspektakel abseits der bekannten Touristenrouten.
Es kann jederzeit wieder passieren. Hier oder dort drüben. Die Erde kann sich öffnen, Feuer spucken, heisse Lava ins Tal schicken, den Himmel mit Aschewolken verdunkeln. Das ist so auf Island. Die Insel ist die vulkanaktivste Region der Welt. Ein Hotspot wie kein zweiter. Dabei grenzt Island an den nördlichen Polarkreis. Schnee bedeckt noch im Juni die Berghänge. Gletscher überziehen weite Teile der Landschaft. Feuer und Eis.
Vom Schiff aus lässt sich dieses naturgewaltige Eiland im Nordatlantik bei einer Umrundung auf eine besondere Art entdecken. Der flächenmässig zweitgrösste Inselstaat Europas ist gleichzeitig der am dünnsten besiedelte. Es gibt zwar die Ringstrasse 1, die die wichtigsten Orte miteinander verbindet, viele kleinere Strassen sind ohnehin nur mit Schotter belegt, einige Gegenden noch gar nicht erschlossen.
Die Hanseatic Nature, ein Expeditionsschiff für maximal 230 Reisende, kann dafür tief in die Fjorde hineinfahren. Mittendrin ankern, Zodiacs ins Wasser und um Vogelinseln herumkurven lassen. Die motorstarken Schlauchboote nähern sich vorsichtig Walen und Delfinen oder bringen Passagiere zu entlegenen, menschenleeren Küsten, wohin kein befahrbarer Weg führt.
Spuren eines gewaltigen Vulkanausbruchs
Bei der Einfahrt in den Naturhafen von Heimaey, glaubt man, das Zischen der heissen Lava zu hören, als sie auf das eiskalte Nordmeer traf. Das ist zwar schon über 50 Jahre her, aber die bizarr verformten Gesteinsmassen, die aus Lava entstanden, sind so rostrot, als hätte sich das Inferno erst gestern abgespielt. Heimaey und seine 13 Nachbarinseln gehören zu den Westmännerinseln vor der Südküste Islands. Sie liegen auf einem hochaktiven vulkanischen Feld.
Für die 5273 Bewohner der Hauptinsel des Archipels blieb der Ausbruch 1973 auch der letzte. Die glutheissen Massen, die sich damals gen Hafen und Siedlung schoben, wollten vor den Häusern nicht haltmachen. Die Insel wurde evakuiert. Heute ist man froh, hier wieder leben zu können. Der Hafen ist einer der wichtigsten Fischereihäfen Islands und als Naturhafen, in dem kleinere Expeditionsschiffe wie die Hanseatic nature anlegen können, ein beliebtes Kreuzfahrtziel. Das spielt auch den Lotsen, die die Schiffe in die enge Einfahrt manövrieren, in die Tasche.
Die Touristen kommen ein bisschen zum Gruseln: Es grenzt schon an ein Wunder, dass der unerwartete Ausbruch des Vulkans Eldfelld dann doch rechtzeitig stoppte. Die Erde hatte sich auf einer Länge von fast drei Kilometern aufgetan und das in nur 1000 Metern Entfernung vom Ortszentrum Heimaeys. Die Eruptionen mit spektakulären Lavafontänen sorgten damals für Schlagzeilen auf der ganzen Welt. Besonders auch die Versuche, den Lavastrom durch Meerwasser zu kühlen und damit aufhalten zu können.
Heute sieht man von diesem Kraftakt der Natur nur noch die Lavawände, die die Einfahrt zum Hafen begleiten und zwei Vulkankegel, die sich über der Ortschaft auftürmen. In kleinen Gruppen kommen die Schiffsausflügler und schauen sich an, wie Gras darüber gewachsen ist.
Unter der Erde brodelt es in Island
Überall auf Island ist zu spüren, wie sehr es unter der Oberfläche brodelt. Mitten in der Landschaft bricht eine Ebene weg, stürzt in die Tiefe. Eine Abbruchkante taucht aus dem Nichts auf. Nach der Schneeschmelze entsteht plötzlich ein grosser See. Felsspalten öffnen sich. Island ist eine der jüngsten Landmassen der Erde. Erst vor ungefähr 25 Millionen Jahren geboren, aus einem vulkanischen Hotspot – einem Riss im mittelatlantischen Rücken, dort wo die Eurasische und die Amerikanische Platte aufeinandertreffen.
Und das Land wächst immer noch, um zwei Zentimeter pro Jahr. An den Stellen, wo die Platten aufeinandertreffen, driftet es auseinander. Das erfahren die Passagiere der Hanseatic Nature vom Geologen Dr. Hajo Lauenstein, der mit anderen Wissenschaftlern täglich Vorträge an Bord des Kreuzfahrtschiffs hält und auch spannende Ausflüge an Land begleitet.
Das haben die Passagiere des Expeditionsschiffs den Island-Entdeckern voraus, die mit dem Auto unterwegs sind und die 1332 Kilometer lange Ringstrasse Nummer 1 befahren. Sie sehen zwar die gigantischen Wasserfälle Dettifoss und Hengifoss und die in die Höhe schiessenden Geysire am Golden Ring, aber die Schiffsreisenden gelangen dazu auch noch in weit entfernt liegende Regionen, in die kein Auto sie bringen kann und wo auch kein Bett in der Nacht auf Touristen wartet, weil es dort einfach keine Unterkünfte gibt.
Achtung, Küstenseeschwalben!
Ausserdem warnt niemand die Reisenden in den Autos vor den Küstenseeschwalben, die im Sommer ihre Nester im niedrigen Gras bauen. Die Vögel stürzen sich nämlich auf jeden, der dem Nachwuchs zu nahe kommt.
Den Passagieren der Hanseatic Nature, die mit Zodiacs irgendwo im Nichts des Reyðarfjörður-Fjords im Osten Islands anlanden, können die Viecher nichts anhaben. Denn man hat den Gästen geraten: «Haltet die Nordic-Walking-Stöcke in die Luft.» Die Küstenseeschwalben kommen auf sie zugeschossen, aber attackieren nun die Spitze der Stöcke, nicht die Köpfe.
Einen kurzen Weg zwischen den Nestern und den kreischend besorgten Elternvögeln hindurch und die Schiffspassagiere landen in einem Pool, den man mitten in die menschenleere Landschaft gesetzt hat. Er ist nicht gerade klein und mit ziemlich heissem Wasser gefüllt, gespeist aus einer Thermalquelle. Siedler, die sich am Reyðarfjörður-Fjord zwischen Wasser und Gletscher mitten im Nirgendwo niederliessen, hatten den Pool schon 1938 angelegt.
Steinunn Ragnarsdottir ist eine Nachfahrin dieser Siedler und betreut im Sommer die zu Ferienwohnungen umgebauten Häuser der Grosseltern. Sie hat zum Empfang der Gäste Zimtschnecken gebacken, dazu fliesst starker Kaffee aus der Thermoskanne. «Für mich gibt es keinen schöneren Ort auf der Welt», sagt sie, fasst sich ans Herz und blickt nach oben.
Auch Vincenz scheint das Islandfieber gepackt zu haben. Der gebürtige Holländer kam vor vielen Jahren zum Wintersport auf die Insel, verliebte sich in eine Einheimische und blieb. Heute holt der Guide die Schiffsreisenden im Hafen in Akureyri im rauen Norden Islands ab und bringt sie zum Godafoss-Wasserfall und zu den brodelnden Schlammpfuhlen und zischenden Fumerolen von Hverir.
Am Himmel wechseln sich Sonne und dunkle Wolken ab und werfen ein bewegtes Schattenmuster auf das geothermische Feld, das sich wie eine Marslandschaft in allen möglichen Ockerfarbtönen spiegelt. Es sieht nach Regen aus, aber Vincenz hat einen Tipp und schmunzelt: «Was machen Sie, wenn das Wetter auf Island schlecht ist? Warten Sie fünf Minuten!»
Die Reise wurde unterstützt von Hapag-Lloyd Cruises.
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