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Wegen Liquiditätsproblemen
Bund muss der Ruag 35 Millionen Franken vorschiessen

Arbeiter in Hebebühne demontiert das RUAG-Logo von einem Gebäude.
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In Kürze:
  • Das VBS musste der Ruag MRO 35 Millionen Franken im Voraus bezahlen.
  • Die Liquiditätsprobleme gefährden den mittelfristigen Geschäftsbetrieb des Rüstungskonzerns.
  • Der Nationalrat hat der Ruag nun bewilligt, dass sie Fremdkapital für Investitionen aufnehmen darf.
  • Aufgrund der fragwürdigen Panzer-Deals hat die Ruag keine zusätzlichen Rückstellungen gebildet.

Der staatliche Schweizer Rüstungskonzern Ruag MRO befindet sich in einer misslichen Lage. Vor gut einem Monat veröffentlichte die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) einen Bericht über einen mutmasslichen Korruptionsfall im Unternehmen. Die Rechnungsprüfer legten dar, wie ein ehemaliger Kadermann mit Panzer-Deals einen Schaden im «hohen zweistelligen Millionenbereich» verursacht haben soll. Die fehlende Compliance bei der Ruag sorgte dafür, dass der Mann leichtes Spiel hatte. Die Bundesanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen, es gilt die Unschuldsvermutung.

Wie der nun veröffentlichte Geschäftsbericht der Ruag zeigt, steht das Unternehmen auch finanziell nicht besonders gut da. Formell resultierte im Geschäftsjahr 2024 zwar ein Gewinn von 35 Millionen Franken. Wer den Finanzbericht genau liest, stösst aber auf Unstimmigkeiten. «Die Liquidität erreichte im Juni 2024 einen kritisch niedrigen Stand», heisst es dort. Es seien Sparmassnahmen angeordnet worden. Auch wurde der Kreditrahmen ausgeschöpft.

Dies reichte aber offenbar nicht aus, um die Finanzlage zu stabilisieren. Der Hauptkunde und Eigner, das Verteidigungsdepartement der abtretenden Bundesrätin Viola Amherd (Mitte), musste deshalb nicht fällige Rechnungen im Umfang von 35 Millionen Franken vorauszahlen, damit in der Kasse genügend Geld war.

Bei der Ruag sieht man in diesem Vorgang nichts Aussergewöhnliches. «Es ist grundsätzlich ein normaler Prozess, Verbindlichkeiten, die in den ersten Tagen des neuen Jahres fällig sind, noch im alten Jahr zu begleichen», sagt Sprecherin Kirsten Hammerich.

Wie es derzeit um die Liquidität des Unternehmens steht und ob der Bund weitere Vorschüsse gewähren musste, will die Ruag nicht kommentieren. «Über die detaillierten Zahlen informieren wir die Öffentlichkeit umfassend und transparent in unserer Jahresberichterstattung», sagt Hammerich. «Unterjährig berichten wir über den aktuellen Stand ausschliesslich an unseren Eigner.»

Ruag braucht Geld für Investitionen

Ein Blick in den Geschäftsbericht zeigt, dass die Liquiditätsprobleme wohl weiterhin anhalten dürften. «Die bereinigte Liquidität ist angesichts des schlechten Zustands der Immobilien und der offenen Diskussion betreffend Kapazitätserweiterung der Nitrochemie nicht ausreichend, um den Geschäftsbetrieb mittelfristig zu sichern», heisst es dort.

Beim Schiesspulverhersteller Nitrochemie handelt es sich um ein Unternehmen, das zu 45 Prozent der Ruag und zu 55 Prozent dem deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall gehört. Rheinmetall will die Kapazitäten in Wimmis massiv ausbauen. Es geht um Investitionen von insgesamt 300 Millionen Franken.

Bei der Ruag fehlte bisher das nötige Geld (135 Millionen Franken), um sich am Ausbau zu beteiligen. Rheinmetall hat deshalb Ende 2024 angekündigt, dass sie notfalls auch bereit wären, die gesamten 300 Millionen Franken zu investieren, sollte die Ruag das Geld nicht bald bereitstellen können. Das hätte zur Folge, dass die Ruag Anteile am Unternehmen verlieren würde. Nun hat der Nationalrat in der Märzsession einer Motion zugestimmt, mit der es der Ruag erlaubt wäre, bei einer Bank das nötige Fremdkapital aufzunehmen.

Keine Rückstellung wegen Panzer-Deals

Keine weiteren Geldforderungen erwartet die Ruag beim schwelenden Korruptionsfall. Die EFK schrieb in ihrem Bericht noch, dass die Lagerbuchhaltung für Panzer-Teile der Ruag nach wie vor nicht nachvollziehbar geführt und bewertet sei. «Deshalb können nicht eingehaltene Lieferverpflichtungen von rund fünf Millionen Franken gegenüber anderen Kunden, die Ansprüche auf nicht mehr auffindbares Material erheben, nicht ausgeschlossen werden», schreibt die EFK.

Bei der Ruag bewertet man die im EFK-Bericht skizzierten Risiken offenbar anders. «Das Management hat basierend auf dem heutigen Wissensstand keine diesbezüglichen Rückstellungen gebildet.» Dass weitere Belastungen aus den Untersuchungen entstehen könnten, werde derzeit als nicht wahrscheinlich beurteilt. «Es kann jedoch mit dem heutigen Wissensstand nicht ausgeschlossen werden», heisst es im Geschäftsbericht weiter.