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GAE-Chef Harald Robl im Interview
«Wir wollen 40 Millionen Euro von der Ruag»

«Ein System der Verschleierung»: Harald Robl, Chef von General Atomics Europe, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ruag.
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Er sagt, er habe jahrelang mit Vertretern des bundeseigenen Rüstungskonzerns und der Schweizer Regierung das Gespräch gesucht – erfolglos. Jetzt setzt er auf die Justiz: Harald Robl, Chef von General Atomics Europe, will auf dem Gerichtsweg 40 Millionen Euro von der Ruag erstreiten. Im Gespräch erklärt der Bayer, warum er sich über den Tisch gezogen fühlt. (Lesen Sie hier die ausführliche Recherche.) Ruag bestreitet die Vorwürfe.

Herr Robl, was verlangen Sie von der Ruag?

Wir wollen 40 Millionen Euro von der Ruag, weil sie die Bilanz massiv manipuliert und uns damit getäuscht hat.

Warum schliessen Sie ein Versehen aus?

Wir wurden ganz klar vorsätzlich getäuscht. Während der Verhandlungen zur Übernahme der Ruag Aerospace GmbH stellten wir viele Fragen, um Sachverhalte aufzuklären, die in den uns zur Verfügung gestellten Daten und den Erklärungen der Ruag nur sehr oberflächlich und pauschal zusammengefasst dargelegt waren. Dabei gab es eine rote Linie, hinter der alles abgeblockt wurde.

Wie das?

Die Verantwortlichen versteckten sich hinter dem Testat der Wirtschaftsprüfer und speisten uns mit Erklärungen ab wie: «Das ist vertraulich», «Das können wir jetzt noch nicht offenbaren» oder «Wir geben keine Details auf Projektebene heraus». Im Nachhinein gibt es dafür nur die Erklärung, dass die massive Manipulation der Bilanz mit Methode geschah.

Mit welchem Motiv?

Ich kann mir das nur mit langjähriger Kontinuität erklären. Die Ruag-Verantwortlichen waren so lange in ein System der Verschleierung involviert, in ein Unter-der-Decke-Halten von Missständen, dass sie diese – ich würde beinahe sagen – Tradition einfach durchgezogen haben. Es ist ja oft so: Wenn man in irgendeinem Punkt schwindelt, dann zieht das weitere Unwahrheiten nach sich. Und man kommt aus dem Teufelskreis nicht mehr heraus. Am Ende haben wir das Unternehmen zu einem überhöhten Preis übernommen.

Wen machen Sie dafür verantwortlich?

Die Hauptverantwortung liegt neben der Leitung vor Ort bei der Schweizer Konzernzentrale und ihrem Finanzbereich. Von dort aus wurden die Vorgänge gesteuert und Direktiven vorgenommen.

Der Rumpf eines Do228-Flugzeugs im Werk von Oberpfaffenhofen.

Welche Konsequenzen ziehen Sie?

Wir haben erstens im August eine Klage über mehr als 40 Millionen Euro eingereicht. Aufgrund der ungeheuerlichen Umstände werden wir zweitens eine Strafanzeige wegen Betrugs und Bilanzfälschung gegen die damaligen Ruag-Verantwortlichen einreichen, ebenso gegen die beteiligten Wirtschaftsprüfer, die die falsche Bilanz testiert haben. Drittens planen wir, weiteren Schadenersatz einzuklagen.

Welche Rolle spielt für Sie, dass die Ruag der Schweizerischen Eidgenossenschaft gehört?

Ohne das besondere Vertrauen, das man einem Schweizer Staatsunternehmen üblicherweise entgegenbringt, hätten wir diese Übernahme nicht gemacht. Wenn man von einem Schweizer Staatsunternehmen Unterlagen vorgelegt bekommt, für deren Richtigkeit garantiert wird, dann vertraut man dessen besonderer Reputation. Bei irgendeinem x-beliebigen Privatunternehmen hätten wir das nicht getan.