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Meinung

Kolumne Ombudsmann
Royaler Nonsens

Nicht vor Fake News gefeit: Die verstorbene Königin Elizabeth II. 

Der Vorwurf aus der Leserschaft, Tamedia-Titel würden Fake News verbreiten, wird seit dem Abklingen der Corona-Pandemie nur noch ganz selten geäussert. Derweil hat die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine bisher keine Beschwerden ausgelöst, was angesichts von Beanstandungen früherer Kritik an Wladimir Putin nicht zu erwarten war. Dasselbe gilt für die Flut von aktuellen Artikeln, Analysen und Kommentaren zum Tod von Königin Elizabeth II. 

In ihrem jüngsten Bericht «Earth for All» kommt die Denkfabrik Club of Rome zum Schluss, die bedeutendste Herausforderung unserer Tage sei nicht der Klimawandel, der Verlust an Biodiversität oder die Pandemie, sondern «unsere kollektive Unfähigkeit, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden». Wofür jene sozialen Medien verantwortlich seien, die Desinformation, sprich Fake News verbreiteten.

Während die Diagnose Kulturpessimisten bestätigen mag, melden Kommunikationsforscher Bedenken an. Sie monieren, der Begriff Fake News sei zu schwammig oder decke ein zu breites Spektrum an Nachrichten ab. Ein Spektrum, das von staatlichen Desinformationskampagnen wie im Fall des Ukraine-Krieges über unbewusst publizierte Falschinformationen bis hin zu völlig frei erfundenen Nachrichten reicht, die aus rein kommerziellen Überlegungen verbreitet werden.

Ereignisse wie der Sturm auf das US-Capitol zeigen, dass die Verbreitung von Fake News sehr wohl reale Folgen haben kann.

Der Leipziger Kommunikationswissenschaftler Christian P. Hoffmann argumentiert in der Tageszeitung «Die Welt», Bedenken dem Begriff gegenüber liessen ihn schliessen, dass erstens «kaum persuasive Wirkungen von Fake News im real existierenden Informationssystem» nachzuweisen seien und zweitens «die meisten Interventionen gegen Fake News kaum eine Wirkung erzielen, weil es wenig gibt, was es da einzudämmen gäbe».

Die Schlussfolgerung trifft zumindest auf die USA nicht zu, wo der Fernsehsender Fox News nach wie vor skrupellos Donald Trumps «Big Lie» verbreitet, er sei bei den Präsidentenwahlen 2020 betrogen worden, was inzwischen auch die meisten republikanischen Politiker beteuern. Ausserdem zeigen Ereignisse wie der Sturm auf das US-Capitol am 6. Januar 2021, dass die Verbreitung von Fake News sehr wohl reale Folgen haben kann.

Harmlos dagegen sind die Fake News, die laut Faktencheckern nach dem Tod von Queen Elizabeth am 8. September in den sozialen Medien kursierten. So behaupteten etwa Verschwörungstheoretiker der amerikanischen Sekte QAnon auf Facebook, die britische Königin sei bereits «einige Zeit» vor dem 8. September gestorben, und unterstellten der Monarchin Kontakte zu Pädophilen oder Kinderhändlern. Auf Twitter wiederum hiess es, sie sei gestorben, weil sie sich gegen Covid-19 habe impfen lassen. Auf Tiktok erklärte ein User, Elizabeth II. sei in Wirklichkeit kein Mensch, sondern eine Eidechse und stamme aus dem fernen Sternenbild Draco. Auf Instagram schliesslich stand, der amerikanische Popmusiker Prince, der am 21. April 2016 starb, sei als Geschenk für die Königin, die am selben Tag Geburtstag hatte, geopfert worden.

Wie hiess es zu ihren Lebzeiten am Ende der britischen Nationalhymne? «God Save the Queen». Gegen Fake News kann sie niemand mehr schützen.