Prominenter Rückzug in der SVPRoger Köppel tritt aus dem Nationalrat zurück
Der Zürcher SVP-Nationalrat und «Weltwoche»-Chef zieht sich im Herbst aus der aktiven Politik zurück. Er tritt nicht zur Wiederwahl an.
Er war einer, der viele Parlamentssitzungen verpasste, nun zieht sich SVP-Nationalrat Roger Köppel ganz aus dem Parlamentsbetrieb zurück. Er tritt im Herbst nicht mehr für die Wahlen an, wie der Journalist und Verleger am Freitag in einer Mitteilung in eigener Sache an die Medien schreibt.
Grund sei seine Tätigkeit als «Weltwoche»-Chef. «Auf Grund verstärkter unternehmerischer Herausforderungen im Zuge der erfolgreichen Expansion von Weltwoche-Print und Weltwoche Online werde ich mein Parlamentsmandat nach zwei Legislaturperioden im Bundeshaus niederlegen und nicht mehr antreten», schreibt Köppel.
«Internationale Ausrichtung der Weltwoche»
Auch merkt er an, dass er «mögliche Interessenkonflikte zwischen der zusehends internationalen Ausrichtung der Weltwoche und meiner politischen Miliztätigkeit vermeiden» wolle. Schliesslich bedankt sich Köppel im Communiqué beim Parlament: «Alle, die in Bern wirken, egal, ob links oder rechts, setzen sich für das Wohl unserer Schweiz ein (…) Danke, dass ich dabei sein durfte.»
Köppel war vor acht Jahren als SVP-Quereinsteiger für den Kanton Zürich in den Nationalrat gewählt worden. Mit 178'090 Stimmen knackte er bei der Wahl von 2015 sogar einen Rekord: Noch nie zuvor hatte eine Kandidatin oder ein Kandidat für den Nationalrat so viele Stimmen bekommen. 2019 kandidierte er ohne Erfolg für den Ständerat. Dafür hatte er viel Aufwand betrieben und alle 162 Gemeinden im Kanton Zürich besucht. Im ersten Wahlgang landete er trotzdem hinter Daniel Jositsch (SP) und Ruedi Noser (FDP) auf dem dritten Platz. Er wurde aber in die Grosse Kammer wiedergewählt.
Strafanzeige wegen Verdachts auf Amtsgeheimnisverletzung
Köppel sorgte während seiner Amtszeit als Nationalrat immer wieder für Furore. Letztes Jahr zitierte er in seinem Video-Format «Weltwoche Daily» aus einer vertraulichen Informationsnotiz des Aussendepartements (EDA). Diese lag ihm vor, weil er Mitglied der Aussenpolitischen Kommission ist. Diese reichte Strafanzeige gegen Köppel ein. Der Verdacht: Amtsgeheimnisverletztung. Allerdings schützt ihn seine Immunität vor Ermittlungen.
Seit dem Ukraine-Krieg hat sich der Ton von Köppels Weltwoche nochmals verschärft. In der letzten Ausgabe vom Februar stellte Köppel in seinem Editorial die Frage, ob Russlands Einmarsch in der Ukraine tatsächlich völkerrechtswidrig war. «Putin ist der Verteidiger der Souveränität der Völker», so Köppel.
Sommaruga verliess wegen Köppel den Saal
Auch im Jahr 2016 machte Köppel Schlagzeilen, weil er in einer Rede im Nationalrat die damalige Bundesrätin Simonetta Sommaruga angriff. Er warf ihr «frivole Leichtfertigkeit» in der Migrationspolitik vor, worauf sie zusammen mit der SP-Fraktion den Saal verliess.
In einem Porträt schrieb die NZZ kürzlich über den Weltwoche-Chefredaktor: «Auch nach acht Jahren im Nationalrat ist er nicht richtig in Bern angekommen.»
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