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Beste Bücher über die Römer
Glamour, Mord und Wunderwaffen

Rom als Stoff für Serien: Lucy Lawless als Lucretia und Manu Bennett als Crixus in «Spartacus».
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Entgegen anders lautenden Behauptungen ist das Römische Reich nie untergegangen.

Zwar existiert Rom nicht mehr als politische Macht, aber mehr als jede andere Kultur spiegelt sich die römische Zivilisation in unserer Gegenwart wider: in der Sprache, der Kunst, dem Recht, der Politik. Rom ist das ewige Imperium, dessen Geschichte eine mitreissende Mischung aus Glamour und Gravitas ist, ein Stoff nicht nur für Netflixserien und Hollywoodfilme, sondern ebenso für Bestseller auf dem Buchmarkt. Dutzende Neuerscheinungen gibt es jedes Jahr nur schon in deutscher Sprache. Vier besonders spannende und erhellende Werke stellen wir hier vor. So unterschiedlich sie in ihrem Fokus sind, alle zeigen sie: Die Römer waren uns in vielen Dingen verblüffend ähnlich – und in manchen so herrlich anders.

Zuckerberg, Musk und die römischen Tyrannen

Aldo Cazzullo (58) ist einer der renommiertesten italienischen Publizisten, seine Bücher über die italienische Geschichte und Identität haben sich bisher über eine Million Mal verkauft. Ende Mai erscheint unter dem Titel «Ewiges Imperium. Wie das Römische Reich die westliche Welt prägt» sein neustes Werk auch auf Deutsch. Cazzullo rekonstruiert darin das so wirkungsmächtige Vermächtnis Roms: Angefangen bei Aeneas über Republik und Kaiserzeit bis hin zu den Ideen und Insignien einer Supermacht, in der unsere heutige Kultur ihren Ursprung hat. Der Autor zeichnet Parallelen zwischen den Herrschaftspraktiken der Römer und den Strategien heutiger globaler Führungskräfte und erklärt, weshalb die Techkönige Mark Zuckerberg und Elon Musk dermassen begeistert sind von den römischen Kaisern («Weil sie die Ersten waren, die riesige Gemeinschaften von Menschen regierten, die sich nie physisch begegnet sind») und antiken Gladiatorenkämpfen.

Rom-Fans: Ende 2023 deuteten die Techtycoons Elon Musk und Mark Zuckerberg auf den sozialen Medien an, sie könnten sich als Gladiatoren duellieren und so ihren Streit austragen; bis jetzt ist es nicht dazu gekommen.

Buchautor Cazzullo marschiert mit der Entschlossenheit eines römischen Feldherrn durch die Jahrhunderte und verbindet dabei historische Analysen mit zeitgenössischen Beispielen aus Politik und Alltag und Popkultur, was das Buch nicht nur informativ, sondern auch ungemein lesenswert macht.

Aldo Cazzullo: «Ewiges Imperium. Wie das Römische Reich die westliche Welt prägt». Harper Collins, Hamburg 2024. 320 Seiten, rund 36 Franken.

Glanz und Elend der antiken Supermacht

Ebenfalls in deutscher Übersetzung liegt nun das dritte Buch von Tom Hollands Rom-Trilogie vor. Mit «Pax. Krieg und Frieden im Goldenen Zeitalter Roms» bietet der Bestsellerautor und Podcaster («The Rest Is History») als letzter Streich ein lebendiges Panorama des Römischen Reiches auf dem Höhepunkt seiner Ausdehnung und Macht. Es ist die Zeit, die mit dem Vierkaiserjahr begann (69 nach Christus) und mit Kaiser Hadrians Tod (138 nach Christus) endete. Rom erstreckte sich von Schottland bis nach Arabien; es war der wohlhabendste, mächtigste und furchterregendste Staat, den die antike Welt kannte. Holland (56) schildert die glorreichen und düsteren Momente dieser Epoche: den Bau des Kolosseums und des Hadrianswalls, die Zerstörung Jerusalems, der Untergang Pompejis.

Mit «bravouröser Erzählkunst» («Financial Times») berichtet Holland von der hohen Politik in Rom und dem Alltagsleben in den fernen Provinzen. Die zentrale These Hollands, wonach die aussergewöhnlichen Jahrzehnte des römischen Friedens auf gnadenlosem Blutvergiessen bei Eroberungen und Unterdrückung von Aufständen beruht, ist nicht wirklich neu – so eindrücklich belegt wie Holland hat sie aber noch kein anderer Autor. Für uns Heutige ist Frieden die Regel, der Krieg die Abweichung. Für die Römer, das lehrt uns Holland, war es gerade umgekehrt: Frieden war eine Episode zwischen zwei Kriegen.

Tom Holland: «Pax. Krieg und Frieden im Goldenen Zeitalter Roms». Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 2024. 448 Seiten, rund 37 Franken.

Mord als Werkzeug der Politik

Der Anfang vom Ende der römischen Republik datiert auf das Jahr 133 vor Christus. Ein Mob von mordlustigen Senatoren und ihren Gefolgsleuten erschlägt auf dem Kapitol Volkstribun Tiberius Gracchus, der es gewagt hatte, gegen den Willen des Senats eine Neuverteilung von Ackerland durchzusetzen. Zehn Jahre später wiederholt sich die Tragödie, als der jüngere der Gracchen-Brüder, Caius, abermals versucht, eine Bodenreform anzustossen. Der Tod der Tribune markiert eine Eskalation der Gewalt; Mord wird zum Werkzeug der Politik, eine Abfolge von Bürgerkriegen beginnt, die in die Diktatur Cäsars münden wird.

Charlotte Schubert, Professorin im Ruhestand für Alte Geschichte an der Universität Leipzig, erzählt packend und detailreich und liefert ein Rom-Buch, das für ein breiteres Publikum attraktiv ist.

Charlotte Schubert: «Der Tod der Tribune. Leben und Sterben des Tiberius und Caius Gracchus». Verlag C.H. Beck, München 2023. 224 Seiten, rund 24 Franken.

Das neue Rom im Osten

Hartnäckig hält sich der Irrglaube, das Römische Reich sei 476 mit der Revolte der Germanen und der Absetzung von Kaiser Romulus Augustus untergegangen. Tatsächlich brach zwar der westliche Teil des Imperiums zusammen, doch in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, bestanden Identität und institutionelle Kontinuität des Römischen Reichs bis 1453 fort. Hier regierte weiterhin ein römischer Kaiser. Er führte, wenn auch auf Griechisch, denselben Titel wie Augustus, der etwa 1500 Jahre zuvor, von 64 v. Chr. bis 14 n. Chr., die Herrscherlinie begründet hatte.

Trotz zahlreicher Niederlagen und Katastrophen gelang es diesem Römischen Reich, sich immer wieder neu zu erfinden und als weltbeherrschendes Imperium zu behaupten. Dieses Phänomen zählt zu den faszinierendsten Kapiteln der Geschichte der Spätantike und des Mittelalters. Johannes Preiser-Kapeller, österreichischer Byzantinist und Globalhistoriker, beleuchtet in seinem Werk «Byzanz: Das Neue Rom und die Welt des Mittelalters» die Gründe für diese erstaunliche Widerstandsfähigkeit und korrigiert damit das übliche eurozentrische Untergangsnarrativ.

Die Wunderwaffe der Oströmer: Verwendung des griechischen Feuers auf einer Darstellung aus dem 12. Jahrhundert.

Ostrom gelang es dank seiner wirtschaftlichen Stärke, mit Reformen in der Verwaltung sowie aufgrund innovativer Militärtechnologie seinen Status als Grossmacht über die Jahrhunderte zu halten. Preiser-Kapeller streicht die Bedeutung einer damaligen «Wunderwaffe» hervor, des griechischen Feuers, einer Art Napalm, bekannt seit der Antike; insbesondere im Kampf gegen feindliche Schiffe soll diese gefürchtete Brandwaffe den Oströmern einen entscheidenden Vorteil verschafft haben.

Johannes Preiser-Kapeller: «Byzanz. Das Neue Rom und die Welt des Mittelalters». C. H. Beck, München 2023. 352 Seiten, rund 22 Franken.