Auffälliges AufklärungsmittelWenns gefährlich wird, kommt der Roboterhund zum Einsatz
Die Kantonspolizei Bern setzt seit einem Jahr auf eine teilautonome Maschine, die aussieht wie ein Hund. Das sorgt für Irritationen.

- Seit einem Jahr setzt die Kantonspolizei Bern einen Roboterhund ein.
- Er wird per Fernsteuerung für gefährliche Einsätze genutzt.
- Die New Yorker Polizei gab ihren Roboter zurück – er war «gruselig».
- Bis jetzt plant die Kantonspolizei keine weiteren Anschaffungen dieser Art.
Er hört auf keinen Namen, ist rund einen Meter lang und 32 Kilo schwer. Er steht auf vier Beinen, die sich in alle Richtungen bewegen lassen. Er hat weder Augen noch Zähne, aber Kameras und einen Greifarm.
Er wirkt etwas seltsam, fast einschüchternd.
«Das Komische ist, dass er sich natürlich bewegt – und dann doch überhaupt nicht», sagt Roger Staub von der Kantonspolizei Bern. Darum reagierten die Menschen, die ihn zum ersten Mal sähen, etwas verwundert.
Staub ist Chef der Spezialfahndung 3 der Kriminalabteilung bei der Kantonspolizei, zu der auch die Sondereinheit Enzian gehört. Und diese setzt seit einem Jahr einen Roboter ein, der einem Hund nachempfunden ist.
Vergangenen Donnerstagabend setzte die Polizei den gelb-schwarzen Roboter vom Typ Spot zum ersten Mal bei einer Aktion ein, die von der Öffentlichkeit bemerkt wurde. Beim Kornhausplatz in Bern suchte sie gestützt auf eine Meldung nach einem bewaffneten Mann, wurde aber nicht fündig.

Der Roboter sorgte für Aufsehen. Deshalb lud die Kantonspolizei am Mittwoch interessierte Medien zu einer Vorstellung in das Zeughaus Bern ein.
Gegenstände von bis zu 5 Kilo aufheben
Der Laufroboter wird per Fernbedienung gesteuert. Mehrere Angehörige der Sondereinheit Enzian sind darin geschult worden. Er könne aber von der gesamten Kantonspolizei beansprucht werden.
Bei der Vorstellung trägt der Mann, der den Roboter bedient, eine Maske. Er darf nicht fotografiert werden. Die Polizei will, dass er unerkannt bleibt.

Grundsätzlich dient der Roboter als «Aufklärungsmittel in gewissen Objekten und Situationen», und zwar insbesondere dann, wenn eine mögliche Gefährdung vorliegt. Damit diene er der Sicherheit der Polizeiangehörigen.
«Er übermittelt Livebilder, damit wir einen Einblick in eine Szenerie erhalten und wissen, was uns dort erwartet.» Der Roboter kann sich nicht nur bewegen, sondern auch Dinge zur Seite schieben, Gegenstände von bis zu 5 Kilo aufheben und tragen.

Es handle sich um ein «teilautonomes System», so Staub. «Er macht nur das, was wir ihm entweder durch die Programmierung vorgeben oder via Fernsteuerung auftragen.» Die Erfahrungen seien gut, er könne viele Hindernisse bewältigen und die Manipulationen rasch vornehmen. «Seine geringe Grösse ist ein grosser Vorteil, er kann so viele Orte erreichen.»
Die Grenzen des Roboters
Bei der Demonstration in einem Treppenhaus des Zeughauses wird aber auch klar, dass er hin und wieder an Grenzen kommt. Nach einigen erfolgreichen Versuchen schafft er es beim letzten Mal nicht, eine Tür zu öffnen – dafür müsste er mit seinem Greifarm die Klinke herunterdrücken. Stattdessen kapituliert er und zieht sich zurück. Die Lichtverhältnisse sind zu schlecht.

«Der Laufroboter hat technische Einschränkungen», sagt Staub. «Alles, was die Kamera beeinträchtigt, beeinträchtigt auch den Roboter an sich.» Zwar ist er staubgeschützt und bis zu einem gewissen Grad wasserfest. Unter Wasser kann er aber nicht eingesetzt werden.
Der Roboterhund stammt von der amerikanischen Robotikfirma Boston Dynamics. Die Kantonspolizei bezahlte für die Beschaffung 105’000 Euro. Die Unterhaltskosten seien gering, heisst es. Zur Lagerung braucht der Roboter nur Strom, mehr nicht.
Keine weiteren Anschaffungen geplant
Der Roboterhund der Kapo Bern könnte der erste in der Schweiz sein. Von anderen solchen Geräten ist bis jetzt nichts bekannt – wobei sich etwa die Kantonspolizei Zürich aus taktischen Gründen nicht zu «Einsatzmitteln» äussert. In Deutschland setzen einzelne Polizeiorganisationen darauf, etwa in Nordrhein-Westfalen oder in Baden-Württemberg.
Hingegen verzichtete die New Yorker Polizei 2021 bereits nach kurzer Zeit auf die Dienste eines Roboterhunds. Sie hatte ihn bei einer Festnahme in einem sozialen Wohnungsbau eingesetzt und war in Kritik geraten. Laut Medienberichten hatte der Stadtpräsident ihn als «gruselig» bezeichnet.

In Bern hat die Polizei bisher keine negativen Reaktionen erhalten. Staub geht davon aus, dass das Gerät mehrere Jahre eingesetzt werden kann. «Wir müssen aber schauen, dass wir bei der Entwicklung der Technologie mithalten können.» Die Polizei habe bisher gute Erfahrungen mit dem Gerät gemacht. Es sei schon mehrmals bei Einsätzen beigezogen worden. Zur Art dieser Einsätze macht er keine näheren Angaben.
Derzeit sei es nicht vorgesehen, weitere ähnliche Hilfsmittel anzuschaffen. Aber das könne sich je nach Lage ändern.
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