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Restaurant auf dem Uetliberg blieb zu
Gedenkfeier für Giusep Fry im Uto-Kulm

Gedenkfeier Giusep Fry, Uetliberg, Zürich, 7.1.2024, Foto Dominique Meienberg
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Zwei Spaziergänger klopfen sich den Schnee von den Mänteln und betreten die Lobby des Hotels Uto Kulm. «Tut uns leid, das Restaurant ist wegen einer Trauerfeier geschlossen», wendet sich eine junge Frau an sie. Erstmals seit 40 Jahren bleibt das Hotel auf dem Uetliberg einen Tag komplett geschlossen.

Vor vierzig Jahren kam Giusep Fry auf den Uetliberg, 1999 kaufte er zusammen mit seiner Partnerin Cordula den Berggasthof von der damaligen Schweizerischen Bankgesellschaft. Am 22. November ist der Patron, erst 64-jährig, völlig überraschend gestorben.

Seiner wurde am Sonntagnachmittag im Saal des Restaurants gedacht. Und damit die gegen hundert Mitarbeitenden an der Trauerfeier teilnehmen konnten, blieb eben das Restaurant zu.

300 Gäste, ein Gebet, eine Abschiedsrede

Weisse Blumenbouquets umrahmen das Rednerpult, von dem aus der Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist die etwa 300 Gäste zum Gottesdienst begrüsst.

In der vordersten Reihe sitzen Giusep Frys engste Familienangehörige: Cordula Fry zwischen der 29-jährigen Tochter Vanessa und dem 27-jährigen Sohn Fabian, der seit 2022 den Betrieb leitet. Gedacht war, dass ihm der Vater weiterhin tatkräftig zur Seite steht. Nun muss er, nun müssen sie, von ihm Abschied nehmen.

Gedenkfeier Giusep Fry, Grossmünster-Pfarrer Siegrist bei der Abdankungsrede, fUetliberg, Zürich, 7.1.2024, Foto Dominique Meienberg

«Hilf uns, zu vertrauen, dass er in deine Hand gefallen ist, als er so plötzlich gehen musste», betet der Pfarrer. Dann verliest er die Abschiedsrede, die Frys Wegbegleiter und Mediensprecher Benjamin Styger schrieb. Er kann wegen einer starken Grippe nicht selber an der Feier teilnehmen.

«Das münd die gar nöd wüsse», so übertitelt Styger seinen fiktiven Dialog, den er mit dem Verstorbenen hält. Die Öffentlichkeit müsse gar nicht wissen, wie Fry wirklich war, habe dieser zuweilen gesagt, wenn die Medien ihn wieder einmal als «König vom Uetliberg» kritisierten.

Immer auf Augenhöhe

Dem hielt Styger entgegen, dass mehr als ein Viertel der Belegschaft schon mehr als ein Jahrzehnt im Uto Kulm arbeite. «Wenn Giusep sich wirklich wie ein König gebärdet hätte, wären ihm nicht so viele Menschen freiwillig so lange treu geblieben», erklärt er.

Auch sei Fry allen auf Augenhöhe begegnet. «Eine Eigenschaft, die einen Menschen signifikant von einem König unterscheidet.»

Giusep Fry, wie er leibt und lebte

Statt eines Lebenslaufes hat die Familie einen Videobeitrag zusammengestellt. Er zeigt den am 4. März 1959 im bündnerischen Cumpadials geborenen Giusep als Sohn eines Landwirtes und ältestes von sechs Kindern.

Später erscheint er als Koch, im Militär, auf einem grossen Motorrad, als rockender Gitarrist. Als liebevoller Vater, auf der Jagd, übermütig mit zwei Fingern einem Freund Eselsohren aufsetzend. Fast immer strahlend und strotzend vor Lebensfreude.

Und schliesslich Arm in Arm mit seinem Sohn auf Zürich hinunterschauend.

Umrahmt wird die Trauerfeier von dem Solistenensemble La Compagnia Rossini aus der Bündner Surselva, das zum Schluss ein zu Herzen gehendes romanisches und romantisches Nachtgebet singt. Auch das war offenbar eine Seite des Bündner Steinbocks, als den Christoph Sigrist Giusep Fry beschrieb.

Ein Macher mit grossem Herzen

«Er hatte ein grosses Herz», diesen Ausdruck hörte immer wieder, wer im Anschluss an die Feier die Anwesenden fragte, wie sie denn Giusep Fry erlebt hätten. Und ein «Macher» sei er gewesen.

SVP-Nationalrat Alfred Heer erinnert sich an den Zustand des Berggasthofes, bevor Fry übernahm. «Eine Bruchbude war das.» Natürlich habe man Fry zuweilen an die Gesetze erinnern müssen. «Doch hat er hier oben wirklich etwas geschaffen, was Ausstrahlung weit über Zürich hinaus hat.»

Zwei Stammgäste haben den Verstorbenen noch erlebt, als er hier als Kellner arbeitete. Es sei sofort klar gewesen, dass nun ein frischer Wind wehe auf dem maroden Betrieb. Der Aussichtsturm war damals geschlossen, weil er baufällig war.

Fry kam 1983 als 24-Jähriger auf den Uetliberg. Als er sich mit seiner späteren Partnerin dort vorstellen wollte, hatte er keine Ahnung, dass Zürich zwei Berge hat, und fuhr mit dem Tram in Richtung Zoo auf den Zürichberg.

Ein harter Schädel

Zum «grossen Herzen», das ihm alle attestieren, kommt aber auch der «harte Schädel». Ein pensionierter Lehrer und Freund erinnert sich, wie er ihn einmal regelrecht am Kittel gepackt habe: «Jetzt gehst du wirklich zu weit, Giusep.» Dieser habe ihn verwundert angeschaut – und dann genickt. «Anerkennend.»

Im Videobeitrag der Familie hört man Giusep Fry nur zwei Mal sprechen. Er reagiert wahrscheinlich auf eine Niederlage, die er mit einem seiner Projekte einstecken musste. Er sagt: «Wir müssen neue Ideen entwickeln. Wir müssen neue Konzepte ins Leben rufen. Es geht weiter.»

Gedenkfeier Giusep Fry, Uetliberg, Zürich, 7.1.2024, Foto Dominique Meienberg

Beigesetzt wurde Giusep Fry bereits früher im engsten Familienkreis. Er liegt in einem Urnengrab auf dem Friedhof Uetliberg, das auf den Uto Kulm ausgerichtet ist.