Widerstand gegen TrumpRepublikaner mit Rückgrat
Der Irak- und Afghanistan-Veteran Adam Kinzinger ist bereit, wieder zu kämpfen – im Parlament gegen Donald Trump und dessen Parteigänger.
Wenn sich die eigene Familie gegen einen stellt, dann muss irgendetwas gewaltig schiefgelaufen sein. Im Falle des republikanischen Kongressabgeordneten Adam Kinzinger (43) ist das sogar sehr offensichtlich. Sein Fehler: Er hat sich nach dem Sturm auf das Kapitol vom 6. Januar gegen Donald Trump gestellt. Und das kommt nicht nur in Kinzingers Familie Verrat gleich.
Elf Verwandte schrieben ihm bereits zwei Tage nach dem Aufstand einen zweiseitigen Brief. Sie werden darin recht deutlich: «Oh mein Gott, was für eine Enttäuschung Du für uns und für Gott bist! Wir waren einst so stolz auf Deine Leistung! Stattdessen verstösst Du gegen Deine christlichen Prinzipien und schliesst Dich der Armee des Teufels an.» Also den Demokraten und jenen Medien, die Trump nicht als Heilsbringer glorifizieren.
Einer von drei
Adam Kinzinger ist einer von nur drei Republikanern im Repräsentantenhaus, die zu Jahresbeginn sowohl für die Amtsenthebung von Trump gestimmt haben als auch dafür, die ultrarechte Abgeordnete Marjorie Taylor Greene aus Georgia ihrer Ausschussposten zu entheben. Kinzinger hat auch Ende Januar eine eigene Bewegung gegründet, «Country First», die sich für einen Neuanfang der Grand Old Party einsetzt.
Jetzt hat Kinzinger auch noch das Angebot von Nancy Pelosi, der demokratischen Sprecherin des Repräsentantenhauses, angenommen, für die Republikaner im Untersuchungsausschuss zum Aufstand vom 6. Januar zu sitzen. Die Sitze wurden vakant, weil Kevin McCarthy, der republikanische Minderheitsführer, seine fünf Nominierungen vergangene Woche aus Protest zurückgezogen hat. Pelosi hat gegen zwei seiner Vorschläge ihr Veto eingelegt. Sie seien nicht akzeptabel.
Kinzinger ist Abtreibungsgegner und Waffenfreund.
Kinzinger ist nicht unbedingt der geborene Trump-Verächter. 2011 hat es ihn als stramm-konservativen Vertreter der Tea-Party-Bewegung in den Kongress geschwemmt. Er hat es damals aus dem Stand geschafft, den Demokraten den 11. Wahlbezirk in seinem Heimatstaat Illinois abzunehmen. Kinzinger ist Abtreibungsgegner, Waffenfreund, stimmte gegen jede Ausweitung von Rechten der LGBT-Gemeinschaft.
Sechs Mal hat er so seinen Wahlbezirk gewinnen können. Von Beginn an aber begleitete ihn zunehmende Frustration, sagte sein Freund, der ehemalige Abgeordneter Kevin Yoder aus Kansas. Es sei nur noch darum gegangen, alles schlecht zu finden, was unter Barack Obama aus dem Weissen Haus kam.
«Der schlimmste Angriff auf das Kapitol»
Das habe ihm nicht gereicht. Unter Trump sei es für Kinzinger noch schwerer geworden, seine Partei wiederzuerkennen, sagte Yoder. Als schliesslich Loyalität gegenüber Trump zum «Lackmustest für den republikanischen Konservatismus wurde», habe sich Kinzingers Haltung gegenüber Trump und seinen Vasallen vollends gedreht. Wie tief der Bruch ist, wurde erst nach dem 6. Januar deutlich, als er zu einem der Gesichter der überschaubaren Anti-Trump-Bewegung unter den Republikanern wurde.
Aber Kinzinger ist Soldat, er hat sowohl im Irak als auch in Afghanistan gedient. Er ist offenbar wieder bereit zu kämpfen. Diesmal, indem er seine politische Karriere aufs Spiel setzt. Zu seiner Nominierung für den Untersuchungsausschuss sagte er: «Wir sind verpflichtet, den schlimmsten Angriff auf das Kapitol seit 1814 umfassend zu untersuchen und sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passieren kann.»
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