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Sturm aufs Capitol
Nancy Pelosi scheut keine Konfrontation

2006 wurde Nancy Pelosi als erste Frau Sprecherin. Vier Jahre später musste sie den Posten räumen, bevor sie ihn 2018 zurückeroberte.
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Vermutlich vermag niemand aus der Demokratischen Partei die Republikaner so sehr in Rage zu versetzen wie Nancy Pelosi (81). Klar, auch einige der jungen Parlamentarierinnen vom linken Flügel wie Ilhan Omar oder Alexandria Ocasio-Cortez gehen ihnen schwer auf die Nerven, aber die haben keine unmittelbar spürbare Macht. Pelosi hingegen ist als Sprecherin des Repräsentantenhauses eine zentrale Figur in der US-Politik, und sie kann den Republikanern wehtun, wie sie gerade erneut bewiesen hat.

Nachdem Pelosi beschieden hatte, dass das Haus einen Untersuchungsausschuss einsetzt, der den Sturm aufs Capitol vom 6. Januar untersucht, haben die Republikaner für dieses Gremium einige Abgeordnete nominiert, die an der Wahrheitsfindung eher kein Interesse haben dürften, da sie als polternde Anhänger des vormaligen Präsidenten Donald Trump bekannt sind. Die republikanischen Entscheider glaubten, Pelosi damit ein Schnippchen geschlagen zu haben.

Ein Novum in der Geschichte

Das war insofern eine Fehleinschätzung, als die 81 Jahre alte Pelosi seit langem dafür bekannt ist, sich auf dem Capitolshügel nicht ausmanövrieren zu lassen. Kurzerhand statuierte sie ein Exempel und lehnte zwei der Nominierungen ab. Das war ein Novum in der Geschichte, und den Republikanern blieb fast die Luft weg.

Sie drohen nun, den Ausschuss zu boykottieren. Zudem forderte der Freedom Caucus, ein Zusammenschluss konservativer Politiker, Pelosi als Sprecherin abzuwählen. Das war ein aus der Frustration geborenes Manöver, denn natürlich wird die demokratische Mehrheit Pelosi nicht abwählen.

Die drittmächtigste Person der USA

Pelosi gilt neben dem Republikaner Mitch McConnell als gewiefteste Taktikerin in Washington, obwohl sie spät in die aktive Politik ging: Sie wartete zunächst, bis ihre fünf Kinder in weiterführende Schulen eingetreten waren. Sowohl ihr Grossvater als auch ihr Vater waren Bürgermeister von Baltimore an der Ostküste. Sie selbst machte sich ab den späteren 1970er-Jahren an der Westküste in San Francisco einen Namen, wohin sie mit ihrem Ehemann Paul Pelosi übergesiedelt war.

1988 wurde sie in den Kongress gewählt und begann ihren Aufstieg. Ihr Arbeitseifer ist legendär, sie schläft wenig und trinkt keinen Alkohol. 2006 wurde sie Sprecherin des Hauses, als erste Frau in der US-Geschichte. Diesen Posten musste sie räumen, nachdem die Demokraten 2010 ihre Mehrheit im Haus verloren hatten. 2018 eroberte die Partei die Mehrheit zurück, seither hat Pelosi das Amt wieder inne, das sie nach dem Präsidenten und der Vizepräsidentin zur drittmächtigsten Person des Landes macht.

Einmal klatschte sie Trump Beifall, ein anderes Mal zerriss sie eine Abschrift von dessen Redemanuskript.

Zwei Szenen dieser zweiten Amtszeit bleiben besonders in Erinnerung. 2019 klatschte sie Trump nach dessen Rede zur Lage der Nation Beifall, und es wirkte, als habe dieser die damit verbundene Häme gar nicht wahrgenommen. Ein Jahr später zerriss sie, nachdem Trump sich erneut formal an die Nation gewandt hatte, demonstrativ eine Abschrift von dessen Redemanuskript. Die Republikaner kochten vor Wut.

Dass sie jetzt erneut so klar auf Konfrontationskurs geht, könnte ihr auf die Füsse fallen. Womöglich wird ein Ausschuss, an dem die Republikaner nicht in voller Zahl teilnehmen, von der Öffentlichkeit als Theater abgetan. Ebenso gut möglich ist allerdings, dass es Pelosi gelingt, die Republikaner als Blockierer und Verweigerer erscheinen zu lassen. Dann hätte sie ihr Ziel erreicht.

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