Staatshilfe wegen CoronaReisebüros suchen Verbündete im Parlament
Die Branche ist mit ihren Forderungen an den Bundesrat aufgelaufen. Nun versucht sie es über Umwege.
Für die Reiseveranstalter ist die Lage ernst: Wegen der Corona-Krise erwirtschaftet die Branche mit ihren rund 9000 Mitarbeitern seit Monaten kaum Gewinn. Anbieter wie die Kuoni-Muttergesellschaft DER Touristik, Hotelplan und Globetrotter haben bereits einen Stellenabbau angekündigt.
Um eine verheerende Abwärtsspirale zu verhindern, bat der Schweizer Reise-Verband beim Bundesrat um Bundeshilfen. Die Organisation kam jedoch vor zwei Wochen nur mit einer von mehreren Forderungen durch.
Nun ändert die Organisation die Taktik. «Ziel ist es, unsere Forderungen auf dem parlamentarischen Weg zu erreichen», bestätigt André Lüthi auf Anfrage. Er ist Co-Inhaber von Globetrotter und Verantwortlicher des Ressorts Politik beim Reise-Verband.
Will heissen: Der Verband sucht Verbündete im Nationalrat und Ständerat, die mit politischen Vorstössen die Landesregierung zum Handeln zwingen. Dem Vernehmen nach gibt es durchaus Parlamentarier, die ein offenes Ohr für die Reisebüros haben. Dazu soll der Berner SVP-Nationalrat Andreas Aebi gehören. Er ist selber Reiseunternehmer und kündigte einen Vorstoss an.
Kleine Anbieter prägen die Branche
Es gehe vor allem darum, den kleinen Anbietern eine Perspektive aufzuzeigen, so Lüthi. Die Branche mit ihren 1300 Unternehmen bestehe nicht nur aus grossen Unternehmen wie Kuoni, TUI und Globetrotter, sondern vor allem aus familien- und inhabergeführten Betrieben.
Das dringendste Anliegen der Reisebüros ist die Kurzarbeitsentschädigung für Personen in «arbeitgeberähnlicher Stellung». Seit dem 1. Juni haben mitarbeitende Gesellschafter keinen Anspruch auf diese Art von Entschädigung mehr.
Die Reiseveranstalter verlangen, dass der Bundesrat für ihre Branche diesen Entscheid wieder rückgängig macht. Denn sie seien als Härtefall zu betrachten, da ihr Geschäft zusammengebrochen sei. Mit dieser Forderung blitzten die Reisebüros bei der Landesregierung indes ab.
Erfolg hatte die Branche hingegen mit dem sogenannten Rechtsstillstand, den der Bundesrat neu bis Ende Jahr verlängert hat. Bis zum 31. Dezember 2020 können Kunden ihre Rückerstattungsforderungen für stornierte Reisen und Flüge nicht mit Betreibungen durchsetzen.
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