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Wirbel um Genfer Grünen
Regierungsrat gerät in Baby-Gate

Trägt das Herz auf der Zunge: Der Genfer Staatsrat und und stolze Familienvater Antonio Hodgers (Grüne).
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Das Foto ist sympathisch. Mutter und Vater lachen ausgelassen, während ihr Baby in den Armen der Mutter schläft. Für den Betrachter ist klar: Hier präsentiert sich ein entspanntes, glückliches Paar, das das Leben in vollen Zügen geniesst.

Antonio Hodgers und seine Partnerin liessen sich nach der Geburt ihres Kindes fotografieren. Eine Zürcher Boutique für Babykleider verwendet das Foto in den sozialen Medien für Werbezwecke.

So harmonisch die Aufnahme auch ist, sie wird in der Romandie kontrovers diskutiert. Beim stolzen Vater handelt es sich nämlich um den Genfer Staatsrat Antonio Hodgers. Das Bild wiederum verwendet eine Zürcher Boutique für Babykleider zu Werbezwecken. Weil Hodgers in die Aktion eingewilligt und das von der Boutique verwendete Bild in den sozialen Medien geteilt hat, ist er nun in ein veritables Baby-Gate geraten. Schon vor der Geburt seines Kindes hatte er dem Magazin «L’Illustré» die Möglichkeit gegeben, in einer Homestory über seine baldigen Vaterfreuden zu berichten. 

Das Westschweizer Radio RTS lancierte über Hodgers Baby-Gate eine öffentliche Debatte. «Darf ein Regierungsmitglied sein Konterfei für kommerzielle Zwecke zur Verfügung stellen, selbst wenn er dafür kein Geld kassiert?», fragten RTS-Journalisten. 

«Das Foto ist überraschend, weil es ein Bild vermittelt, das nicht dem entspricht, das man von einem Staatsrat erwartet.»

Mauro Poggia, Genfer Staatsrat (MCG)

Die Frage ging auch an Hodgers Regierungskollegen Mauro Poggia (MCG). Der sagte: «Das Foto ist überraschend, weil es ein Bild vermittelt, das nicht dem entspricht, das man von einem Staatsrat erwartet. Er wird uns die notwendigen Erklärungen geben müssen», sagte Poggia auf RTS. Man werde das in der Regierung diskutieren, «aber ohne daraus eine Staatsaffäre zu machen», so der Genfer Politiker. 

Weniger diplomatisch äusserte sich Genfs FDP-Präsident Bertrand Reich. Dem Onlineportal Lematin.ch sagte Reich, Hodgers Vorgehen sei problematisch und des Amts eines Staatsrats schlicht unwürdig. Dem Genfer FDP-Präsidenten spielt das Baby-Gate aber auch in die Hände, weil das bürgerliche Lager im nächsten Jahr bei den Gesamterneuerungswahlen die linke Regierungsmehrheit angreifen wird und darum schon heute regelmässig Magistraten der SP und Grünen kritisiert.  

Hodgers Rundumschlag

Und was sagte Hodgers zum Baby-Gate? Der 46-jährige Genfer Baudirektor, der das Herz gewöhnlich auf der Zunge trägt, blieb lange schweigsam. Doch nun hat er von der Kritik genug. Nach einem wilden Wortgefecht mit einem RTS-Journalisten auf Twitter entschied er sich, seine Sicht auf die Dinge zu schildern. 

«Ich bereue nichts. Falls es jemanden interessiert, heisst mein Baby Enoha.» 

Antonio Hodgers, Genfer Staatsrat (Grüne)

«Der Moment für ein Debriefing» sei gekommen, schrieb Hodgers auf Facebook. «Nach der Geburt unseres jüngsten Kindes hat eine Fotografin, die auch unsere Freundin ist, auf unseren Wunsch hin Familienfotos gemacht, insbesondere für die Geburtsanzeige.» Man habe die Fotografin bezahlt und eingewilligt, die Aufnahmen auf Instagram zu teilen, und auch, die Fotos für eine Marke für Babykleidung zu brauchen.

Die Kleider würden im Übrigen von zwei unternehmerisch tätigen Zürcher Müttern verkauft, so Hodgers. Die Frauen hätten die Fotos jedoch nie zu Werbezwecken verwendet, sondern mit Dutzenden anderen Familienfotos lediglich in den sozialen Medien geteilt. 

Staatsrat Hodgers schrieb sich in seinem «Debriefing» so richtig in Rage und teilte auf alle Seiten kräftig aus. «Je ne regrette rien», ich bereue nichts, warf er seinen Kritikern an den Kopf und fand doch noch ein versöhnliches, wenn auch ironisches Ende. «Falls es jemanden interessiert, heisst mein Baby Enoha», liess er seine Follower wissen. «Mein Sohn ist wunderschön, und wenn er mich ansieht, empfinde ich diese ganze Sache als komplett lächerlich.»