Ende für Tennis-StarRafael Nadal tritt ein letztes Mal ins Scheinwerferlicht, dann wird es emotional
Der 38-Jährige muss tatenlos zusehen, wie seine Karriere am Davis-Cup in Malaga zu Ende geht. Er will «einfach als guter Mensch in Erinnerung bleiben».

- Rafael Nadals Karriere endete im Davis-Cup-Viertelfinal gegen die Niederlande.
- Er bedankte sich in einer emotionalen Rede bei seiner Familie.
- Nadals Abschied war weniger pompös als der von Roger Federer.
- Er gewann 22 Grand-Slam-Titel, darunter 14 beim French Open.
Die letzten Momente seiner Karriere müssen für Rafael Nadal eine Qual gewesen sein. Er, der sich in seinen 20 Profijahren, wenn nötig auch unter grossen Schmerzen, zu Siegen gekämpft hatte, der sich von nichts aufhalten liess, lange auch nicht von seinem rebellierenden Körper, musste tatenlos zusehen, wie andere über sein Schicksal bestimmten.
Seine spanischen Teamkollegen Carlos Alcaraz und Marcel Granollers hätten seine Laufbahn im Davis-Cup in Malaga mit einem Erfolg im abschliessenden Doppel gegen die Niederländer Botic van de Zandschulp und Wesley Koolhof um einige Tage verlängern können. Doch es sollte nicht sein.
Die athletischen Einlagen des spanischen Tennis-Thronfolgers Alcaraz am Netz reichten nicht, das Heimteam unterlag den entfesselten Niederländern 6:7, 6:7. Um zwei Minuten nach Mitternacht ging die Karriere Nadals im Davis-Cup-Viertelfinal vor gut 10’000 Zuschauern zu Ende. Zunächst wurde es, abgesehen vom Jubel der orangen Schlachtenbummler, ruhig in der Halle. Das spanische Team sass da, als könnten alle nicht glauben, was geschehen war, derweil Nadal ins Leere starrte. Dann wurde er in die Mitte des Courts gebeten für eine Abschiedsrede.

Er bedankte sich auf Spanisch bei seiner Familie und seinen Weggefährten. Vom gleissenden Licht der Scheinwerfer eingefangen, wirkte er zunächst etwas verloren. Erst allmählich lockerten sich seine Gesichtszüge. Als ihm auf der Leinwand seine grossen Rivalen Roger Federer, Novak Djokovic und Andy Murray sowie Serena Williams und spanische Fussballstars wie Andrés Iniesta und Raùl huldigten, angereichert durch Jubelszenen aus seiner Karriere, wurden seine Augen nass.
Ein Junge, der seinen Träumen folgte
Auf die Frage, wie er in Erinnerung bleiben möchte, sagte Nadal: «Ich möchte einfach als guter Mensch aus einem kleinen Dorf auf Mallorca in Erinnerung bleiben. Mein Onkel war Tennistrainer in meinem Dorf, als ich noch ein kleines Kind war. Ich bin einfach ein Junge, der seinen Träumen gefolgt ist und so hart wie möglich gearbeitet hat, um dorthin zu kommen, wo ich heute bin. Viele Menschen arbeiten hart, viele versuchen jeden Tag ihr Bestes. Ich bin einer von denen, die Glück hatten.»

Es war kein pompöser Abschied wie bei Federer am Laver-Cup 2022, als die britische Sängerin Ellie Goulding aufgetreten war und den Schweizer und Nadal zu Tränen gerührt hatte. Aber wahrscheinlich hätte das auch nicht zu Nadal gepasst.
Und natürlich hatte er sich das Ganze auch anders vorgestellt und war zunächst etwas überrumpelt, als seine Karriere auf einen Schlag vorbei war. Wobei er daran nicht unschuldig war, hatte er doch am Nachmittag das erste Einzel gegen Van de Zandschulp, die Nummer 80 der Welt, 4:6, 4:6 verloren. Alcaraz glich danach aus, doch im Doppel mit dem überforderten Granollers konnte es der 21-Jährige nicht mehr richten.
22 Grand-Slam-Titel, davon 14 in Paris
Nadal tritt ab mit 1080 gewonnenen Einzeln, 912 aufeinanderfolgenden Wochen in den Top 10, davon 209 als Nummer 1, mit 92 Turniersiegen auf der ATP-Tour, 22 Grand-Slam-Titeln, davon 14 in Roland Garros, und zwei olympischen Goldmedaillen (je eine im Einzel und Doppel). Fünfmal gewann er den Davis-Cup, ein sechster Triumph blieb ihm verwehrt.
Dass es diesmal nicht mehr reichen würde, hatte er schon geahnt. So sagte er vor seinem letzten Auftritt: «Happy Ends sind für amerikanische Filme. Ich realisierte schon vor längerem, dass ich keines haben würde.»
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