22-facher Grand-Slam-SiegerRafael Nadal tritt ab – und spricht emotional über seine Familie
Der Spanier sieht ein, dass sein Körper nicht mehr mitspielt, und beendet mit 38 seine fabelhafte Karriere. Er war der grösste Rivale von Roger Federer.
- Rafael Nadal zieht sich mit 38 Jahren aus dem Profitennis zurück.
- Sein Körper machte dem Spanier immer wieder grosse Probleme, so auch dieses Jahr.
- Seine Rivalität mit Roger Federer prägte die Tenniswelt viele Jahre.
- 22 Grand-Slam-Titel gewann Nadal seit 2005, allein 14 davon in Paris.
Die Pariser Turnierdirektorin Amélie Mauresmo bereitete im Mai eine pompöse Abschiedszeremonie für Rafael Nadal vor. Keiner hat das Turnier auch nur annähernd so geprägt wie der Mallorquiner, und keiner wird es jemals schaffen, es wieder so zu dominieren. 14-mal triumphierte er an der Porte d’Auteuil, das letzte Mal 2022. Damals konnte er wegen seiner Schmerzen am Fuss nicht mehr gehen, wurde aber für seine Matchs von Leibarzt Ángel-Ruiz Cotorro fitgespritzt.
Nadal liess sich durch nichts und niemanden stoppen. Und so hatte er auch kein Verständnis dafür, als er in diesem Frühjahr von der geplanten Abschiedszeremonie in Paris erfuhr. Er sagte sie ab, dafür sei er noch nicht bereit. Ein letztes Mal wollte er in diesem Sommer nochmals so hart wie möglich trainieren, um zu sehen, was noch möglich war. Er liess die Tür noch einen Spalt offen.
Nun sah er mit 38 ein, dass sein Körper nicht mehr mitspielt. Sein letzter Comebackversuch brachte nicht den Erfolg, den er sich erhofft hatte. In Roland Garros scheiterte er in der Startrunde an Alexander Zverev. An den Olympischen Spielen war er auf seinem Pariser Lieblingsplatz chancenlos gegen Novak Djokovic. Zuletzt sagte er für den Laver-Cup in Berlin ab. Seine Teilnahme am Davis-Cup-Final in Malaga (19. bis 24. November) nährte bei seinen Fans die Hoffnung, dass er seine Karriere doch nochmals verlängert. Aber jetzt wurde klar, wieso er zugesagt hatte: Er wird vor seinem Heimpublikum zurücktreten und so den Kreis schliessen.
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Dies gab er in einer Videobotschaft bekannt: «Hallo miteinander, ich bin hier, um euch mitzuteilen, dass ich mich vom Profitennis zurückziehe», sagt er. «Die Realität ist, dass die letzten Jahre schwierig waren, vor allem die letzten beiden. Ich war nicht in der Lage, ohne Einschränkungen zu spielen. Es ist natürlich eine schwierige Entscheidung, für die ich einige Zeit gebraucht habe. Aber im Leben hat alles einen Anfang und ein Ende. Und ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt, um diese lange Karriere zu beenden, die viel erfolgreicher war, als ich es mir je hätte vorstellen können.»
Das Tennis verliert eine weitere Lichtgestalt
Zwei Jahre nach Roger Federer verabschiedet sich mit Nadal also eine weitere Lichtgestalt des Tennis vom Sport. Anders als der Schweizer, der einen Text mit Standbild vorgelesen hatte, weil er befürchtete, er würde in Tränen ausbrechen, stellte sich Nadal der Kamera. Am emotionalsten wurde er, als er über seine Frau Xisca und seinen inzwischen zweijährigen Sohn Rafael junior sprach: «Nach Hause zu kommen und ihn Tag für Tag aufwachsen zu sehen, hat mir die Energie gegeben weiterzumachen.» Er dankte zudem seiner ganzen Familie, seinem Team, seinen langjährigen Rivalen und den Fans.
Nadal nannte keinen seiner Rivalen namentlich, aber es war das Duell mit Federer, das ihn am meisten prägte und die Tenniswelt während Jahren in Atem hielt. Es bezog seinen Reiz auch aus seinen Gegensätzen. Hier der Stilist, der kaum je zu schwitzen schien, da der ultimative Kämpfer, der seinen Körper stets an seine Grenzen und darüber hinaus pushte. Federer war anfangs nicht begeistert, dass ihm in Nadal nach Jahren der Dominanz ein Herausforderer erwuchs, der ihm mit seiner extrem überrissenen Topspin-Vorhand grosse Probleme bereitete und ihn 2008 dann auch vom Thron in Wimbledon stiess. Doch er lernte die Rivalität mit Nadal und ihren Wert für das Tennis je länger, desto mehr schätzen.
Der Schweizer reagierte prompt auf die Rücktrittsbotschaft: «Was für eine Karriere, Rafa! Ich habe immer gehofft, dass dieser Tag nie kommen würde. Danke für die unvergesslichen Erinnerungen und all deine unglaublichen Leistungen in dem Spiel, das wir lieben. Es war mir eine grosse Ehre!», schrieb Federer auf Instagram.
Für Nadal war Federer, der für ihn den perfekten Tennisspieler verkörperte, die ultimative Motivation. Der Spanier übte sich stets in Understatement, um danach auf den Platz zu schreiten und Federer mit grimmiger Entschlossenheit zu schlagen.
Später kam mit Novak Djokovic ein Dritter im Bunde dazu, den viele Tennisfans als Spielverderber ansahen. Derweil sich Federer und Nadal immer mehr annäherten, blieb der Serbe stets der Aussenseiter. Was Djokovic motivierte, noch härter zu arbeiten, um die beiden zu übertreffen. Was ihm auch gelang: Federer stoppte seine Karriere bei 20 Grand-Slam-Titeln, Nadal nun bei 22, Djokovic steht bei 24 und spielt auch 2025 weiter.
Nadals Kampf mit dem eigenen Körper
Das Bemerkenswerteste an Nadal war, wie er sich nach Verletzungen immer wieder zurückkämpfte. Es gibt kaum einen Teil seines Körpers, der ihm im Verlaufe seiner über 20-jährigen Karriere keine Probleme bereitete. Der Ellbogen, der Fuss, die Knie, die Hüfte, das Handgelenk, der Unterarm, die Bauchmuskeln. Er spiele die meiste Zeit mit Schmerzen, sagte er in seiner Biografie. Dieser Sport sei auf diesem Niveau nicht für den menschlichen Körper ausgelegt. Doch er liess sich nicht stoppen, kehrte immer wieder zurück. So schwer seine Beschwerden auch waren, auf eines konnte man sich verlassen: Wenn das French Open anstand, spielte er wieder gross auf.
Die wohl eindrücklichste Vorstellung eines Sportlers ist jene von Rafael Nadal vor seinen Matchs in Roland Garros. Der Speaker Marc Maury erhielt dafür Kultstatus, wie er die Titel des Spaniers in Paris aufzählte und es einfach nicht mehr enden wollte. Am 27. Mai vor Nadals Spiel gegen Alexander Zverev hörte man dieses Intro zum letzten Mal. Es sei denn, Maury darf es nochmals zum Besten geben, wenn Mauresmo nächstes Jahr ihre Abschiedszeremonie für Nadal durchführen darf.
Bei seiner Botschaft per Video schliesst der Spanier mit den Worten: «Es war ein Traum, der Realität geworden ist. Ich verlasse den Sport in totalem Frieden mit mir. Ich habe mein absolut Bestes gegeben und in allen Bereichen das Maximum herausgeholt. Ich kann mich nur verabschieden, indem ich sage: Tausend Dank an alle.»
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