Wahlerfolg in FrankreichVon der Putzfrau zur Parlamentarierin
Sie hat sich mit der grössten Hotelgruppe Europas angelegt und gewonnen. Nun zieht Rachel Kéké für das Linksbündnis Nupes in die französische Nationalversammlung ein.
Sie hat sich als Putzfrau mit der grössten Hotelgruppe Europas angelegt und gewonnen. Nun zieht die aus der Elfenbeinküste stammende Rachel Kéké für das Linksbündnis Nupes in die französische Nationalversammlung ein. «Kéké – Députée» (Kéké – Abgeordnete) skandierten ihre Anhängerinnen und Anhänger am Sonntagabend und tanzten mit der frisch gewählten Parlamentarierin, die ein Kleid im westafrikanischen Stil mit Kopfputz trug.
«Danke an Frankreich, dass es mich aufgenommen hat», sagte sie. «Danke an Frankreich, das Vertrauen in mich gesetzt hat», fügte sie hinzu.
Kéké hatte sich mit einer Handvoll Stimmen gegen die frühere Sportministerin Roxana Marcineanu durchgesetzt. «Sie war schon Ministerin und hat sich satt gegessen, was will sie noch?», hatte Kéké während des Wahlkampfs über ihre Konkurrentin gespottet. «Lasst lieber uns aus den Problemvierteln, mit den unverzichtbaren Jobs in die Nationalversammlung einziehen», sagte die Wahlkämpferin, die zeitweise lila Strähnen und eine Kauri-Muschel in der Kurzhaarfrisur trug.
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Bei der Parlamentswahl 2017 war es die Partei von Emmanuel Macron, die viele Vertreter der Zivilgesellschaft ins Parlament schicken wollte. Es sollte ein Zeichen des Aufbruchs sein, war aber auch der Tatsache geschuldet, dass die Partei kurz zuvor erst gegründet worden war und wenig erfahrene Leute hatte. Bei der aktuellen Wahl fanden sich unkonventionelle Profile eher beim links-grünen Wahlbündnis Nupes. Insgesamt traten deutlich weniger Menschen ohne Politikerfahrung an als 2017.
Kéké ist in Frankreich bekannt geworden, als sie mit anderen Hotelangestellten einen monatelangen Streik anzettelte, um bessere Arbeitsbedingungen zu erhalten. Als Reinigungskraft in einem Ibis-Hotel am Stadtrand von Paris putzte sie 30, 40 Zimmer am Tag. Überstunden waren die Regel, wurden aber nicht bezahlt. Die meisten ihrer ausschliesslich aus Subsahara-Afrika stammenden Kolleginnen hatten gesundheitliche Probleme, im Rücken, in den Knien, in den Handgelenken.
Arbeitskampf bei Pariser Ibis-Hotel
Im Juli 2019 traten 34 Angestellte des Ibis-Hotels in den Arbeitskampf. Wochenlang gingen die Bilder der schwarzen Frauen in ihren traditionellen Kleidern mit gelben Warnwesten durch die französischen Medien. Kéké wurde zu ihrer inoffiziellen Sprecherin. Während der Corona-Pandemie schickte ihr Arbeitgeber sie in Kurzarbeit.
Aber nach 22 Monaten erreichten sie ihr Ziel. Ihre Reinigungsfirma, ein Subunternehmen der Hotelkette Accor, gestand ihnen zu, die Überstunden künftig zu honorieren. Statt 3,5 brauchten sie nur noch drei Zimmer pro Stunde zu reinigen, und sie bekamen einen Essenszuschuss.
«Jetzt werde ich erhobenen Hauptes die Arbeit wieder aufnehmen», erklärte Kéké nach der Unterzeichnung der Vereinbarung im Mai 2021 in einem Interview mit der Zeitung «Le Monde». «Ich habe mein Recht durchgesetzt.»
AFP/oli
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