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Geflohener russischer Offizier packt aus
«Putin lebt in einem Informationsvakuum»

Wladimir Putin anfangs April im Kreml: Der Ex-Offizier beschreibt ihn als extrem abgekapselten Mann. 
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Gleb Karakulow war bis 2022 Offizier der Präsidentengarde im Kreml und hat nach eigenen Angaben im Oktober eine berufliche Auslandsreise zur Flucht aus Russland genutzt. In einem Interview mit dem oppositionellen Dossier Center gibt er in dieser Woche Einblicke in den Alltag und das Umfeld von Wladimir Putin. Nicht alle Aussagen lassen sich unabhängig verifizieren, viele bestätigen aber bereits veröffentlichte Berichte in internationalen Portalen und Medien.

Karakulow beschreibt Putin als extrem abgekapselten Mann, der «in einem Informationsvakuum» lebe. «Er verwendet weder Handy noch Internet», sagt Karakulow, verlasse sich stattdessen auf Berichte seines Geheimdienstes. Er reise teils in einem äusserlich unauffälligen Spezialzug und verfüge über mehrere identisch ausgestattete Büros, um bei TV-Auftritten seinen Aufenthaltsort zu verschleiern. In seiner Umgebung bestehe der russische Präsident weiterhin auf strengste Corona-Maßnahmen, samt Quarantäne für Besucher und ständigen PCR-Tests im Team. Spekulationen über womöglich kritische Erkrankungen Putins bestätigt Karakulow hingegen nicht: «Falls er Gesundheitsprobleme hat, dann müssen die an seinem Alter liegen.»

Verglichen mit der Zeit zu seinem Dienstantritt in Putins Umgebung 2009 sehe man «zwei verschiedene Personen, was das Verhalten betrifft», sagt Karakulow. Putin sei zunächst voller Energie und aktiv gewesen - mittlerweile habe er sich aber von der Welt mit allen möglichen Mitteln abgeschottet, «sein Verhältnis zur Realität ist verzerrt». 

Karakulow selbst betrachte Putin als Kriegsverbrecher. Zu seinem Erschrecken habe er aber bis zu seiner Flucht auch innerhalb der Präsidentengarde nie Kritik oder Zweifel am Angriffskrieg gehört, «sie sind fast zu 100 Prozent für Putin». 

Hingegen glaube er nicht, dass die Bevölkerung den Krieg wirklich unterstütze. Umso wichtiger sei es, in der russischen Öffentlichkeit endlich «das Schweigen zu brechen» und Widerstand zu zeigen. Das Dossier Center, das mit Karakulow gesprochen hat, ist eine Plattform, die vom russischen Oppositionellen und Putin-Kritiker Michail Chodorkowski finanziert wird.

sz