Putin lädt nach KasanDie 5 wichtigsten Punkte zum bevorstehenden Brics-Gipfel
Der 16. Gipfel des Staatenbundes im russischen Kasan steht im Zeichen des Ukrainekrieges. Wir erklären die wichtigsten Hintergründe.
Was sind die Brics-Staaten und was ist ihre Funktion?
Der Brics-Staatenbund umfasste bei seiner Gründung 2006 die Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Zu dieser Zeit wiesen alle drei bevölkerungsreichen Schwellenländer und Russland ein Wirtschaftswachstum zwischen fünf und zehn Prozent auf, weshalb sie von Ökonomen als besonders wichtig für die zukünftige Weltwirtschaft erachtet wurden. 2010 kam Südafrika hinzu. Die Anfangsbuchstaben dieser fünf Länder führten zur Bezeichnung Brics-Gruppe. Anfang 2024 folgten Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate. Ihre Mitglieder kommen zusammen für 35 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung auf.
Ursprünglich als wirtschaftlicher Staatenbund angedacht, der gegenseitige Investitionen fördern soll, hat sich die Allianz schnell zu einem Bund mit starker politischer Agenda entwickelt: Insbesondere Russland und China wollen die Dominanz des Westens und seiner Institutionen brechen. Internationale Organisationen wie der Internationalen Währungsfonds (IWF), die Weltbank, die Welthandelsorganisation (WTO) und die Uno möchte der Brics-Staatenbund nach seinen Vorstellungen reformieren und darin mehr Einfluss erhalten. 2014 wurde die New Development Bank gegründet, welche Entwicklungsprojekte und den Ausbau der Infrastruktur in den Brics-Staaten fördern soll.
Wie ist Brics organisiert?
Die Brics-Gruppe trifft sich jedes Jahr zu einem Gipfel, der abwechselnd von einem der Mitgliedstaaten ausgerichtet wird. Dabei ist der Staatenbund aber nur lose organisiert und weist keine klare Exekutive und Legislative und auch kein zentrales Sekretariat wie etwa die EU auf. Der Fokus liegt auf gemeinsamen Interessen, wie etwa dem langfristigen Ziel, sich vom US-Dollar als Weltwährung zu lösen.
Welche Rolle spielt Brics im Ukrainekrieg?
Kaum eines der vertretenen Länder hat den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verurteilt. Der Iran unterstützt Russland gar militärisch, über China bekommt Russland Rückendeckung und Zugang zu waffentauglicher Technologie. Zugleich haben die Brics-Mitglieder China, Brasilien und Südafrika jeweils eigene Vorschläge für ein Ende der Kämpfe in der Ukraine gemacht. Keiner davon weicht aber weit von der russischen Position ab; für Kiew sind die Vorschläge durchweg unannehmbar. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben mehrmals hinter den Kulissen den Austausch von Gefangenen zwischen Russland und der Ukraine vermittelt.
Was erhofft sich Putin vom aktuellen Treffen?
Bei dem Gipfel hofft Russland darauf, vor allem die finanzielle Zusammenarbeit voranzutreiben. Es gehe um eine Alternative zum westlichen System des Finanzdatenaustauschs Swift und um den Aufbau einer gemeinsamen Bank, teilte Putin vor dem Gipfel mit. Auch den G7-Staaten will Putin mit der Brics-Gruppe Paroli bieten. Er sieht die Staatengruppe als Möglichkeit, die Vorherrschaft der USA in der internationalen Politik zu brechen und eine neue multipolare Weltordnung aufzubauen.
Allerdings folgen nicht alle Brics-Mitglieder dem antiwestlichen Kurs des Kremlchefs. Staaten wie Indien und Brasilien pflegen aussenpolitische und wirtschaftliche Kooperationen in viele Richtungen.
Wer nimmt alles Teil?
36 Staaten haben ihre Teilnahme an dem Treffen in Kasan in der Teilrepublik Tatarstan zugesagt, teilte Putins aussenpolitischer Berater Juri Uschakow mit. Mehr als 20 Länder werden durch ihre Staatsoberhäupter vertreten sein. Auf der Agenda des russischen Präsidenten stehen rund 20 bilaterale Treffen, darunter Gespräche mit Chinas Staatschef Xi Jinping am Dienstag, dem iranischen Präsidenten Massud Peseschkian und dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan.
Am Rande des Gipfels will Putin am Donnerstag zudem mit UN-Generalsekretär António Guterres zusammentreffen, wie Uschakow erklärte. Für Guterres, der den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wiederholt scharf kritisiert hat, wird es sein erster Besuch in Russland seit mehr als zweieinhalb Jahren sein.
DPA/AFP/sme
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