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Gellende Pfiffe für Taylor Fritz
Pssssst! Wenn das Pariser Publikum unflätig wird

Genug ist genug: Taylor Fritz bedeutet den Zuschauern, ruhig zu sein. Was natürlich nicht klappt.
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Paris gilt als Stadt der Liebe. Doch das französische Tennispublikum pflegt seine Liebe einseitig an Franzosen zu verteilen. Oder an jene, die Französisch sprechen wie Stan Wawrinka oder Roger Federer, der es als Teenager in Ecublens früh gelernt hat. Und das Publikum in Roland Garros kann, wenn es gereizt wird, sehr heftig reagieren. Das erfuhr Martina Hingis im Final 1999 gegen Steffi Graf, als sie auf die andere Seite des Netzes lief, um einen Ballabdruck zu kontrollieren, und danach das ganze Stadion gegen sich hatte.

Was Taylor Fritz in seinem Abendspiel vom Donnerstag gegen Arthur Rinderknech erlebte, den letzten verbliebenen Franzosen, schlug aber alles bisher Dagewesene. Der Amerikaner musste immer wieder warten mit seinem Aufschlag, bis sich die Zuschauer beruhigt hatten. Als er schliesslich zu später Stunde seine Partie in vier Sätzen abgeschlossen hatte, brach es aus dem 25-Jährigen heraus: Er presste immer wieder seinen rechten Zeigefinger an seine Lippen, um dem Publikum zu bedeuten: Psssst! Dann warf er auch noch Kusshände in die Ränge.

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Seine Provokationen verfehlten ihre Wirkung nicht, er wurde minutenlang ausgebuht. Und als ihn Ex-Spielerin Marion Bartoli zum Platzinterview bat und das Publikum aufforderte, doch bitte leiser zu sein, wurde auch sie nicht erhört. Ihre Worte gingen unter im Lärm, Fritz sagte schliesslich ironisch: «Die Zuschauer waren so grossartig heute. Sie haben mich so sehr angefeuert, dass ich unbedingt dafür sorgen wollte, dass ich gewinne. Danke euch allen!» Dann verliess er die Arena.

Der Amerikaner, der bis vor kurzem als recht blasse Figur gegolten hatte, gewann durch seine couragierte Reaktion weiter an Profil. So erbarmungslos die Pfiffe nach dem Spiel waren, er verzog keine Miene. Und seine Freundin Morgan Riddle, eine erfolgreiche Influencerin, filmte von der Tribüne aus das ganze Spektakel. Später schob Fritz auf Twitter noch ein entsprechendes Emoji mit einem Zeigefinger auf den Lippen nach. Bereits in der Netflixserie «Break Point» hatte der Kalifornier einen Auftritt gehabt, der ihn greifbarer machte.

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Rinderknech war begeistert von der Atmosphäre, der französische Tennisjournalist Quentin Moynet («L’Équipe») weniger. Er schrieb auf Twitter: «Ein chauvinistisches Publikum, das seinen Spieler trägt und versucht, seinen Gegner aus der Balance zu bringen, stört mich nicht. Im Gegenteil. Aber wenn das Spiel verloren ist, applaudiert man dem, der dem Sturm widerstanden hat. Was für eine mental starke Leistung von Fritz, bravo.»

Alle 28 Einheimischen out

Immerhin: Das Problem, gegen einen Franzosen oder eine Französin spielen müssen, hat am diesjährigen French Open niemand mehr. Alle 28 Einheimischen sind ausgeschieden – 10 Französinnen, 18 Franzosen. Auf wessen Seite schlägt sich das Publikum nun? Alexander Zverev versuchte es schon einmal mit einer Charmeoffensive. «Es ist nicht schön, hier zu spielen, wenn ihr gegen uns seid», sagte er zu den Zuschauern. «Dann ist es sehr laut und feindselig. Aber vielleicht kann ich in den nächsten zehn Tagen Franzose sein, und wir sind alle glücklich.»