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Neue australische Studie
Prähistorische Riesenkängurus «chillten» lieber zu Hause, als rauszugehen

Eine Darstellung eines ausgestorbenen Beuteltieres, das stehend auf den Hinterbeinen Blätter von einem Zweig frisst, vor schwarzem Hintergrund.
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In Kürze:
  • Die ausgestorbenen Protemnodon-Kängurus erreichten ein Gewicht von bis zu 170 Kilogramm.
  • Die Analyse fossiler Zähne belegt einen überraschend kleinen Lebensraum der Riesenkängurus.
  • Der Regenwald bot den Tieren reichlich Nahrung sowie Schutz vor Beutellöwen.
  • Chemische Spuren in Zähnen ermöglichen neue Erkenntnisse über prähistorische Lebensräume.

Prähistorische Riesenkängurus aus einer Fundstätte in Queensland waren trotz ihrer enormen Grösse wahrscheinlich Stubenhocker mit einem überraschend kleinen Territorium im Vergleich zu anderen Kängurus. Das geht aus einer neuen australischen Studie hervor.

Protemnodon lebten vor fünf Millionen bis 40’000 Jahren auf dem australischen Kontinent und waren deutlich grösser als seine heutigen Verwandten. Einige waren bis zu 170 Kilogramm schwer und wogen damit mehr als doppelt so viel wie das grösste rote Riesenkänguru.

Aufgrund ihrer Grösse gingen die Forscher bisher davon aus, dass die Kängurus ein grosses Territorium beanspruchen könnten. Das erklärte der Paläoökologe Chris Laurikainen Gaete von der University of Wollongong, der an der Studie mitwirkte, die im Online-Fachmagazin «Plos One» veröffentlicht wurde.

Er erklärte, dass dies darauf zurückzuführen sei, dass bei den meisten heutigen pflanzenfressenden Säugetieren, einschliesslich Kängurus, die Körpergrösse mit der geografischen Verbreitung im Zusammenhang stehe. So bewohnt ein kleines Beuteltier wie das Filander ein Gebiet von weniger als einem Quadratkilometer, während das rote Riesenkänguru, die grösste aller Arten, im australischen Outback weite Strecken, manchmal über 20 Kilometer, zurücklegen kann.

Ein Tasmanischer Pademelon im dichten Grün eines Nationalparks in Tasmanien.

Die Analyse fossiler Zähne, die in der Nähe von Mount Etna, 30 Kilometer nördlich von Rockhampton in Queensland, gefunden wurden, ergab jedoch ein ganz anderes Bild. Die Protemnodon lebten auf engem Raum und starben in der Nähe der Höhlen, in denen ihre Überreste gefunden wurden.

Protemnodon hatten es gerne gemütlich

Mitautor der Studie und Wirbeltierpaläontologe Scott Hocknull sagt gegenüber dem britischen «Guardian», dass diese Wesen «echte Stubenhocker» zu sein schienen, die sich in «einer winzigen Gruppe» in und um die Kalksteinhöhlen aufhielten.

«Diese riesigen Kängurus haben es sich zu Hause einfach nur gemütlich gemacht und die Blätter des Regenwaldes gefressen, denn davon gab es jede Menge. Das bedeutet auch, dass die Umgebung recht stabil war und dass diese Tiere im Laufe von Hunderttausenden von Jahren beschlossen haben, dass es besser wäre, dortzubleiben», so Hocknull.

Scott Hocknull, ein Wirbeltierpaläontologe am Queensland Museum, hält einen Protemnodon-Schädelfossil in der Hand. Im Hintergrund ist ein Computerbildschirm mit einer Darstellung eines prähistorischen Kängurus zu sehen.

Laut Hocknull war die Känguru-Bevölkerung am Mount Etna eine Zeit lang «wahrscheinlich ziemlich zufrieden». Der Regenwald bot vermutlich eine verlässliche Nahrungsquelle, während die Höhlen Schutz vor prähistorischen Raubtieren wie Beutellöwen boten.

Ihr begrenztes Lebensgebiet erwies sich letztlich jedoch als nachteilig, erklärte Hocknull. Denn es machte sie anfälliger für das Aussterben. Als sich das Klima vor etwa 280’000 Jahren änderte und der Regenwald aufgrund zunehmender Trockenheit kleiner wurde, waren sie dadurch besonders gefährdet.

Entdeckungen könnten wegweisend sein

Beim Mount Etna in Australien wurden besonders viele Fossilien gefunden. Die Stelle zeigt, wie sich damals dichte Regenwälder in trockene Landschaften verwandelten. Die Forschenden untersuchen nun, warum manche Tierarten wie das grosse Protemnodon-Känguru ausstarben, während andere wie Baumkängurus überlebten.

Mann mit Münze in einer Werkstatt, Hintergrund zeigt Bildschirminhalt mit grafischer Darstellung.

Dazu analysieren sie chemische Spuren in den gefundenen Tierzähnen. Besonders einen chemischen Stoff schauen sie dabei genauer an: «Strontium ist ein Element, das je nach Gestein unterschiedlich vorkommt», erklärt der Forscher Chris Laurikainen Gaete. Diese Unterschiede gelangen über den Boden in die Pflanzen – und von dort in die Zähne der Pflanzenfresser. So lassen sich Rückschlüsse ziehen, in welchen Gebieten die Tiere gefressen und gelebt haben.

Laut Hocknull verändert die Methode «grundlegend, wie Paläontologen und Ökologen den Fossilbericht betrachten». Das heisst: Statt nur zu schauen, welche Tiere wann gelebt haben, kann man künftig auch besser verstehen, warum sie verschwunden sind.