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Schweiz wächst weiter
Prognosen zu Wachstum der Bevölkerung laut Bund plausibel

Ende 2021 zählten 8,74 Millionen Menschen zur ständigen Wohlbevölkerung in der Schweiz: Passanten an der Zürcher Bahnhofstrasse. 
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Die Schweizer Bevölkerung ist seit Einführung der Personenfreizügigkeit um rund 1,4 Millionen Menschen oder 20 Prozent gewachsen – deutlich mehr als in vergleichbaren Ländern. Das werde sich bald ändern, sagte Hendrik Budliger, Geschäftsleiter des Kompetenzzentrums Demografik in Basel, vor einer Woche – und trat damit eine Debatte über die Bevölkerungsprognosen des Bundes los. 

Ende 2021 zählten die Statistiker 8,74 Millionen Menschen zur ständigen Wohnbevölkerung. Bis 2050 steigt diese Zahl je nach Szenario auf 9,5 bis 11,4 Millionen. Das mittlere Szenario, das sogenannte Referenzszenario, geht von 10,4 Millionen aus. 

Budliger hält dem verantwortlichen Bundesamt für Statistik (BFS) vor, viel zu optimistisch zu rechnen. Die Zahl der Menschen im erwerbstätigen Alter sinke in den nächsten Jahren rapide – mit gravierenden Folgen für Gesellschaft, Wirtschaft und Sozialsystem. Budliger hält es für einen Irrglauben, dass die Schweiz für qualifizierte Zuwanderer auf ewig attraktiv bleiben wird. «Es wird heute viel von der 10-Millionen-Schweiz geredet – ich zweifle aber daran, dass wir die je erreichen werden.»

Das BFS weist die Kritik zurück. «Wir legen die Annahmen der Szenarien nach Gesprächen mit Expertinnen und Experten für Demografie und Migration fest», sagt Raymond Kohli, Demografie-Experte beim BFS. Einige Experten seien eher «optimistisch», andere weniger. Das BFS versuche, diesen Einschätzungen Rechnung zu tragen und verschiedene Varianten zu berechnen. «Das ergibt die plausibelsten Werte.» 

Die Bevölkerungszahlen der Jahre 2020 und 2021 zum Beispiel liegen laut BFS zwischen den Werten des tiefen und mittleren Szenarios – und nicht, wie Budliger sagte, auf dem tiefen oder sogar darunter. Das sei falsch, sagt Kohli mit Verweis auf diese Publikation des BFS.

Das BFS sieht auch keine Anzeichen, dass die Bevölkerung künftig nur noch gleich stark wie im tiefen Szenario oder noch weniger wachsen wird. «Die derzeit beobachteten Entwicklungen weisen in die entgegengesetzte Richtung», sagt Kohli. Letztes Jahr habe es starke Wanderungsströme gegeben. Wie gross die ständige Wohnbevölkerung Ende 2022 war, ist noch nicht ermittelt. Das BFS rechnet damit, dass sich die Zahl dem mittleren Szenario annähern wird, also gegen 8, 835 Millionen gehen wird. 

Für dieses Jahr geht das BFS von einem starken Anstieg aus. Dies, weil sich viele der rund 70’000 aus der Ukraine geflohenen Menschen ab März länger als ein Jahr in der Schweiz aufhalten und damit von der Statistik zur ständigen Wohnbevölkerung gezählt werden. Es sei plausibel, dass die Zahl zwischen dem mittleren und hohen Szenario liegen dürfte, also zwischen 8,909 und 8, 989 Millionen. Die zuletzt viel zitierte 9-Millionen-Schweiz wäre damit noch knapp nicht Realität. 

Auf längere Sicht gibt es laut BFS keine klaren Hinweise, die auf ein geringeres Wachstum hindeuten. Die Lohnunterschiede zwischen der Schweiz und den meisten europäischen Ländern seien nach wie vor sehr gross und dürften nicht rasch sinken, sagt BFS-Experte Kohli. «Die Attraktivität der Schweiz dürfte somit relativ hoch bleiben.» Es treffe zwar zu, dass die Bevölkerung in allen europäischen Ländern in den nächsten Jahrzehnten sehr schnell altern werde. «Diese Entwicklung dürfte die Wanderungsströme in die Schweiz zwar verringern, aber nicht umkehren.»