Abstimmung vom 13. JuniProduzenten und Verbände starten Kampagne gegen Agrarinitiativen
Die IG Zukunft Pflanzenschutz bekämpft sowohl die Trinkwasser- als auch die Pestizidverbotsinitiative. Mit den Einschränkungen und Verboten würde das Angebot knapper werden und die Preise steigen.
Teurere regionale Produkte, mehr importierte Lebensmittel und kein Nutzen für die Umwelt: Mit diesen Argumenten bekämpft die IG Zukunft Pflanzenschutz die Trinkwasser- und die Pestizidverbotsinitiative. Abgestimmt wird am 13. Juni.
In der Interessengemeinschaft (IG) haben sich der Verband Schweizer Gemüseproduzenten, der Schweizer Obstverband, Jardinsuisse und Swiss Convenience Food Association (SCFA) zusammengeschlossen. Unterstützt wird ihre Nein-Kampagne von Economiesuisse, dem Konsumentenforum (Kf), der Vereinigung für einen starken Agrar- und Lebensmittelsektor und dem Weinbau-Verband Vitiswiss.
Mit den von den Initiativen geforderten Einschränkungen und Verboten für Pestizide könnten Pflanzenkulturen nicht mehr vor Schädlingen und Krankheiten geschützt werden, argumentiert die IG. Das Angebot an einheimischen Produkten würde knapper, die Preise würden steigen.
Früchte und Gemüse aus der Region könnten sich dann vor allem Menschen mit tiefen Einkommen nicht mehr leisten, und die Auswahl an verfügbaren Produkten würde kleiner, gab Babette Sigg, Präsidentin des Kf, dazu zu bedenken.
«Wie vor 100 Jahren»
Die IG befürchtet, dass mehr Lebensmittel im Ausland eingekauft würden. Wegen der schlechteren Qualität von regionalen Produkten würden mehr Früchte und Gemüse weggeworfen. Auch sieht die IG Existenzen vieler Produzenten und Tausende von Arbeitsplätzen bedroht, die Forschung zum Pflanzenschutz würde eingeschränkt.
Ein Pestizidverbot würde auch zu Problemen bei der Hygiene in Ställen und Produktionsanlagen führen. Denn auch für die Reinigung und Desinfektion verwendete Biozide würden untersagt.
Die Initiativen wollten eine Landwirtschaft «wie vor 100 Jahren, zu Zeiten unserer Urgrosseltern», sagte FDP-Nationalrätin Simone de Montmollin (GE) namens des Obstverbandes. Sie warnte vor Ertragseinbussen zwischen 20 und 40 Prozent, je nach Art der Kultur.
Bergbauern könnten für ihr Vieh auf dem eigenen Betrieb nicht alles Futter produzieren, wie dies die Trinkwasser-Initiative vorgebe, warnte Ständerätin Marianne Maret (CVP/VS), Präsidentin der Stiftung für die nachhaltige Entwicklung der Bergregionen.
Nachteile für Exporte befürchtet
Economiesuisse befürchtet zudem Nachteile für Exporte: Ein Importverbot für mit synthetischen Pestiziden produzierte Nahrungsmittel verstosse gegen internationale Verpflichtungen der Schweiz, begründete dies Verbandspräsident Christoph Mäder. «Das könnte für die Exportbranchen Probleme bringen.»
Die Landwirtschaft unternehme bereits vieles, um die Umweltbelastung zu senken und ihre Pflanzungen zu schützen, macht die IG geltend. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sei in der konventionellen Produktion in den letzten zehn Jahren um rund 40 Prozent gesunken, und der Gebrauch von Herbiziden gar um 45 Prozent.
Die IG zieht den Initiativen die vom Parlament verabschiedete Vorlage zur Reduktion der Risiken durch Pestizide vor. Produzenten hätten damit wenigstens die Möglichkeit, Pflanzenschutzmittel einzusetzen, wenn es keine andere Lösung gebe, sagte Olivier Mark, Präsident der IG sowie von Jardinsuisse.
Zwei Initiativen, zwei Wege
Die Trinkwasserinitiative des Vereins «Sauberes Wasser für alle» fordert, dass nur noch Bauern Subventionen erhalten, die auf Pestizide, vorbeugend oder systematisch verabreichte Antibiotika und zugekauftes Futter verzichten.
Auch die landwirtschaftliche Forschung, Beratung und Ausbildung soll nur unter diesen Bedingungen Geld vom Bund erhalten. Für die Umsetzung der Verfassungsbestimmung würden acht Jahre Zeit eingeräumt.
Mit der Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» fordert ein Komitee von Bürgerinnen und Bürgern ein Verbot synthetischer Pestizide in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und in der Boden- und Landschaftspflege.
Verboten werden soll auch der Import von Lebensmitteln, die mit synthetischen Pestiziden hergestellt wurden oder die solche enthalten. Die Durchführungsvorschriften müssten innerhalb von zehn Jahren in Kraft treten.
SDA
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