ProbefahrtEine Ode an das Schaltgetriebe
Reine Spassfahrzeuge wie den BMW Z4 gibt es heute nur noch wenige. Bestellt man den Roadster mit Reihensechszylinder und Handschaltung, ist das Auto eine Offenbarung.
Wer heute durch das Modellportfolio auf dem Schweizer Automarkt stöbert, dem wird es auffallen: In der grossen Masse aus Hybrid- und Elektro-Crossover sind fast keine Spassfahrzeuge mehr zu finden, und Autos mit manuellem Schaltgetriebe gibt es praktisch nicht mehr. Klar: Die Automatikgetriebe, ob nun die klassische Wandler-Automatik oder die populären Doppelkupplungsgetriebe, sind nicht nur sehr bequem im Fahrbetrieb, sie sind auch effizienter bezüglich Verbrauch und schalten auch bei weitem schneller als der beste Rennfahrer. So gesehen gibt es nur wenige Argumente für den Erhalt der Handschaltung.
Und doch kann ein manuelles Getriebe etwas, was keine Automatik kann: Es kann Emotionen wecken. Wer um des Fahrens willen Auto fährt, wer gerne spüren und kontrollieren will, was die mechanischen Systeme unter einem tun, für den gibt es keinen Ersatz. Das betrifft natürlich nicht das gelangweilte Dahinrollen im allmorgendlichen Stossverkehr – da ist ein Automatikgetriebe unbestritten angenehmer. Doch öffnet sich die Strasse und weitet sich das Gelände, können moderne Antriebssysteme der klassischen Kombination aus einem potenten Verbrennungsmotor und einem präzisen Handschaltgetriebe bezüglich Fahrspass einfach nicht das Wasser reichen.
Exklusive Abstimmung
Einer der Gralshüter dieser Fahrfreude ist BMW. Doch selbst beim Münchener Hersteller sind manuelle Getriebe vom Aussterben bedroht. Nur noch zwei Modelle werden aktuell – und auf Wunsch – noch mit einem Schaltstock und Kupplungspedal geliefert: Neben dem aktuellen M2 ist das die Topvariante des Roadster Z4, der als M40i mit traditionellem 3-Liter-Reihensechszylinder-Benziner auch mit einer 6-Gang-Handschaltung erhältlich ist. Mit diesem Modell feiern wir den Abschied von diesem grandiosen Antriebsstrang – denn es ist kaum vorstellbar, dass BMW ein solches Modell in dieser Spezifikation noch in eine neue Generation führen wird.
Erstaunlich ist, dass BMW dem Z4 M40i sogar eine exklusive Fahrwerksabstimmung nur für die Variante mit Handschalter verpasst hat. Die Ingenieure haben die Stossdämpfer neu abgestimmt und auch die Stabilisatoren und das Differenzial an der angetriebenen Hinterachse nochmals überarbeitet. Ausserdem sorgen Zusatzfedern für ein noch präziseres Fahrverhalten. Insgesamt ist der Z4 mit Handschaltgetriebe also etwas straffer und noch etwas heckbetonter als die Varianten mit Automatikgetriebe. Es ist das Modell für all jene BMW-Käufer, die dem Marken-Slogan «Freude am Fahren» noch in möglichst reiner Form frönen wollen.
Schlicht ein Hochgenuss
Das Aggregat unter der lang gezogenen Motorhaube im Z4 M40i ist ein zeitloses Meisterwerk, das viel zu dem beigetragen hat, was BMW heute ist. Der 3-Liter-Reihensechser mit Turbolader im Z4 M40i zeichnet sich durch eine sehr präzise und willige Gasannahme sowie eine lineare Kraftverteilung über das gesamte Drehzahlband aus – diesen Motor auszufahren, ist schlicht ein Hochgenuss. Kombiniert mit dem manuellen Getriebe werden diese Vorzüge noch deutlicher spürbar: Die mechanische Verbindung vom Fahrer zum Auto, via Schalthebel und Gestänge über die Kupplung zum Getriebe und letztlich zur Antriebswelle, schafft einen viel direkteren Bezug zum Geschehen auf der Strasse, als es jedes noch so gute Doppelkupplungsgetriebe mit Schaltwippen am Lenkrad kann.
Bleiben noch ein paar Worte zum Z4 selbst – und auch da gibt es nur eine reine Lobeshymne zu singen. Der Roadster, der auch die technische Basis des Toyota Supra liefert, steht sinnbildlich dafür, was BMW von den anderen Volumenherstellern abhebt. Er ist präzise und messerscharf, aber dennoch komfortabel und in jeder Situation sehr angenehm zu fahren. Natürlich gibt es wenig Platz und kaum Ablagefächer im Innenraum, natürlich gibt es für lange Autobahnstrecken komfortablere Fahrzeuge. Doch dank einem gut isolierenden Verdeck, das auch während der Fahrt bis 50 km/h auf Knopfdruck betätigt werden kann, und einem ausreichend grossen Kofferraum für Einkäufe oder dem Gepäck für einen Wochenendausflug zu zweit, kann der Roadster durchaus auch als Alltagsauto eingesetzt werden. Und letztlich ist sogar die Investition von mindestens 84’800 Franken gut angelegtes Geld – denn im aktuellen Kontext dürfte sich der Z4 M40i bald zu einem gesuchten Klassiker entwickeln. Erst recht als Variante mit Handschaltgetriebe.
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