Ukraine-Blog: Fotos, Fakes und FragenPrigoschin geschäftete mit zahlreichen gefälschten Pässen
Goldbarren, Pistolen und falsche Ausweise: Bei einer Durchsuchung wurden zahlreiche Gegenstände des Wagner-Chefs sichergestellt.
Noch bevor die Wagner-Truppen am Samstag ihren Rückzug ankündigten, durchsuchten die russischen Behörden Prigoschins Büro in Sankt Petersburg. Wie die dort ansässige Onlinezeitung «Fontanka» berichtete, fanden die Behörden fünf Kilogramm Gold, Bargeld in US-Dollar, sechs Pistolen, fünf Kilogramm eines nicht weiter identifizierten weissen Pulvers sowie mehrere gefälschte Pässe von Prigoschin.
Die Zeitung veröffentlichte Bilder der gefundenen Gegenstände, löschte diese aber später, nachdem Prigoschin den Rückzug angetreten hatte. Andere Medien hatten die Informationen aber bereits aufgegriffen, die Bilder erneut publiziert und in den vergangenen Tagen weitere Recherchen angestellt.
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Die Namen auf den gefälschten Pässen konnten mehreren Personen zugeordnet werden. So etwa die Personalien von «Dmitri Geiler», dessen Name auf einem der gefälschten Pässe mit einem Passfoto von Prigoschin zu sehen ist. Laut Radio Free Europe / Radio Liberty (RFE/RL) war die Person unter diesem Namen Patient der Sogaz-Klinik in St. Petersburg. Das Spital hat Verbindungen zu Putins ältester Tochter Maria Woronzowa. Gemäss dem Radiosender war «Geiler» in der Datenbank des Spitals als «Super-VIP» gekennzeichnet. «Jetzt wird klar, dass dieser ‹Super-VIP›-Kunde in Wirklichkeit Jewgeni Prigoschin war», schreibt Radio RFE/RL. Neben Putins engem Zirkel sollen auch Wagner-Kämpfer in dem Spital behandelt worden sein.
Die Zeitung schreibt weiter, dass die Identität des «echten Geiler» einem Mann habe zugeordnet werden können, der 2017 eine Stelle als Fahrer für 40’000 Rubel (2017 umgerechnet etwa 650 Franken) im Monat gesucht habe. Die Zeitung veröffentlichte ein Bild, das «den echten Geiler» vor seinem Auto zeigen soll. «Interessant ist, dass Prigoschin in diesem Fall offensichtlich versucht hat, einen Mann zu finden, der ihm zumindest in einigen Aspekten vage ähnelt», schreibt der RFE/RL-Journalist Mark Krutov.
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Ein weiterer gefälschter Pass soll einem früheren Doppelgänger von Prigoschin gehören. Das Passfoto zeigt nicht Prigoschin, sondern einen Mann, der ihm entfernt ähnlich sieht. Dabei handelt es sich gemäss Krutov um Leonid Krasawin, der dasselbe Geburtsdatum wie Prigoschin hat. Wie das unabhängige, heute geschlossene Medienportal «Open Media» 2021 erstmals berichtete, änderte Leonid Krasawin 2020 seinen Namen zu Jewgeni Prigoschin. Danach unternahm Prigoschins Doppelgänger zweimal Reisen nach Litauen. Nach Angaben von «Open Media» soll es sich dabei um eine russische Sonderoperation gehandelt haben, um zu prüfen, wie die litauische Spionageabwehr vorgeht.
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Ausserdem wurde ein Unternehmensausweis auf Französisch unter dem Namen «Sergei Ivanov» gefunden. Laut der Nachrichtenagentur Sota gehört das Zertifikat einem «Sicherheitsspezialisten» und wurde von einer Firma namens Sewa ausgestellt. Sewa hat demnach ihren Sitz in der Zentralafrikanischen Republik. Dort ist die Firma für den «Schutz» der Aktivitäten von Wagner im Land verantwortlich. Die Firma steht in den USA unter Sanktionen. In der Zentralafrikanischen Republik werden knapp 2000 Wagner-Söldner vermutet.
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Laut «Fontanka» fand man ausserdem Bargeld im Wert von insgesamt 47,4 Millionen Dollar. Prigoschin bestätigte am Wochenende, dass das Geld Wagner gehörte, und sagte, dass es dazu bestimmt sei, Familienangehörige von verstorbenen Söldnern zu bezahlen.
Inzwischen ist auch klar, woher das gefundene Geld stammt: nämlich vom Kreml. In einer Rede am Dienstag räumte Putin erstmals ein, dass Wagner «vollständig vom russischen Staat» finanziert wurde. Allein von Mai 2022 bis Mai 2023 habe der Staat «dem Unternehmen Wagner» 86,262 Milliarden Rubel (rund 1 Milliarde Franken) an Zahlungen und Boni bezahlt. Putin fügte hinzu: «Die Behörden werden untersuchen, wie das an Wagner und seinen Chef gezahlte Geld ausgegeben wurde.»
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