Ticker der MedienkonferenzSo erklärt die Migros ihren Grossumbau
Die Migros will Tochterfirmen abstossen und muss 1500 Stellen streichen. Die Führungsetage stellte sich den Fragen der Presse.
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Migros-Chef: Wahrscheinlicher Jobabbau bei Services und Logistik
Mit dem geplanten Verkauf von Hotelplan, SportX, Melectronics und Mibelle sollen bei der Migros-Genossenschaft auch rund 1500 Stellen wegfallen. Welche Jobs es genau sein werden, «kann ich heute noch nicht qualifizieren», sagte Migros-Chef Mario Irminger an der Medienkonferenz.
Dies sei vor allem davon abhängig, wer die künftigen Käufer sein werden. In Gefahr sieht er vor allem Jobs im Bereich der «zentralen Dienstleistungen und der Logistik». Denn ein möglicher Käufer verfüge höchstwahrscheinlich hier über eigene Kompetenzen.
Zudem betonte Irminger, dass der Jobabbau sozialverträglich erfolgen soll und auch natürliche Fluktuationen genutzt werden sollen. Weiter gebe es auch innerhalb der Migros-Gruppe aktuell rund 1400 offene Stellen.
Kritik von der Gewerkschaft Unia
Von Seiten der Gewerkschaft Unia wurden die geplanten Stellenstreichungen in einer Mitteilung scharf kritisiert. Gleichzeitig forderte sie die Migros auf, alles zu unternehmen, um Entlassungen zu verhindern.
Ausserdem kritisierte die Unia eine mangelnde Dialogbereitschaft der Migros-Spitze in den vergangen Monaten. Die Gewerkschaft fordert die Migros daher dazu auf, die Gespräche im Interesse der Angestellten wieder aufzunehmen. (SDA)
Ende
Damit ist die Pressekonferenz beendet. Besten Dank, dass Sie live dabei waren.
Hotelplan und Mibelle: Verkäufe «nicht aus Not»
«Wir trennen uns schweren Herzens von Tochterunternehmen, die eine lange Zeit zur Migros gehört haben», sagt Nold. Der geplante Verkauf von Hotelplan und Mibelle sei jedoch «nicht aus Not geschehen.»
Bei Hotelplan und Mibelle handle es sich um erfolgreiche Unternehmen, die jedoch nicht mehr in den neuen Fokus der Migros gepasst hätten, sagte Nold weiter. Die Migros sei daher zur Erkenntnis gekommen, dass die Firmen «ausserhalb der Gruppe bessere Entwicklungschancen» hätten.
Hotelplan: Duttweilers Mission erfüllt
Bei Hotelplan stecke noch ganz viel in der DNA aus der Gründungszeit drin, sagt ein Journalist. Ob man damit nicht ein Stück der DNA der Migros abschneide. «Wir haben die Mission von Dutti erfüllt», sagt Gruber. Hotelplan stehe heute ganz anders da mit einem internationalen Team, als führender Ferienhausanbieter in Europa – das habe nicht mehr viel mit Dutti zu tun.
Auch Coop wäre willkommen
Zum Zeithorizont: Die Verkäufe sollen laut Irminger bis Mitte Jahr geprüft werden. «Als mögliche Interessenten sind alle willkommen – dazu würde auch Coop gehören.»
Einen Verkauf aller Fachmärkte an einen einzigen Bieter sei ausgeschlossen. So sei niemand daran interessiert, alle Fachmärkte zu übernehmen, weil alle in unterschiedlichen Bereichen tätig seien.
Die meisten Stellen dürften bei Sportx und Melectronics wegfallen
Nun stellen die Journalistinnen und Journalisten Fragen. In welchen Bereichen die meisten Stellen wegfallen werden, lautet die erste. Irminger antwortet: «Das können wir heute nicht klar sagen. Es kommt sehr darauf an, wer der Käufer ist.» Bei Mibelle und Hotelplan sollte es nicht zu einem grossen Stellenabbau kommen. «Aber wenn jemand Sportx oder Melectronics übernimmt, verfügt er vielleicht schon über eigene Systeme und eine eigene Logistik», sagt Irminger.
Signa-Deals des Ex-Managers: «Wussten nichts davon»
Nun geht es auch um die Signa-Deals des Ex-Migros-Managers Ernst Dieter Berninghaus und seiner Frau. «Davon wussten wir nichts. Wir haben eine Anwaltskanzlei beigezogen, um zu prüfen, ob es Verstösse gegeben hat», sagt Ursula Nold.
«I-am-Produkte und Handy-Spülmittel wird es weiterhin im Regal geben»
Ein ähnliches Bild zeichnet der Leiter der Migros-Industrie Matthias Wunderlin. Aufgrund des immer grösseren Ausland-Anteils habe der Bezug zur Migros laufend abgenommen. Der Umsatzanteil im Ausland betrage mehr als 70 Prozent. «Wir sind überzeugt, dass es Eigentümer gibt, die diesen internationalen Wachstumskurs besser begleiten können.»
«Dieser Entscheid ist uns nicht leicht gefallen», sagt Wunderlin weiter. «Wir trennen uns wirklich schweren Herzens von der Mibelle. Wir werden uns die Zeit nehmen, den bestmöglichen Käufer zu finden.»
Der geplante Verkauf habe keinen Einfluss auf die Markenstrategie, sagt Wunderlin weiter. «Beliebte Marken wie die I-am-Produkte oder die Handy-Spülmittel wird es weiterhin im Regal geben.»
Hotelplan: Wieso jetzt eine Veräusserung?
Hotelplan sei gut aufgestellt, sagt Hotelplan-Chef Michel Gruber: Das Ergebnis wurde im letzten Jahr um 21 Prozent gesteigert. Da sei die Frage berechtigt, weshalb es gerade jetzt eine Veräusserung geben soll.
In der Schweiz sei man zwar der grösste Anbieter, verglichen mit dem Ausland sehe das aber anders aus. Es gebe eine Verschiebung zu grossen Plattformen, sagt Gruber. «Grösse wird immer wichtiger.» Dann zitiert er Gottlieb Duttweiler, der Hotelplan gegründet habe, «um dem kleinen Mann Ferien zu ermöglichen und Schweizer Hotels zu unterstützen». Heute erfolge aber mehr als die Hälfte der Reisen ins Ausland und von ausländischen Kunden. Deshalb gebe es für Hotelplan bessere Alternativen als die Migros. Der Grundgedanke von Gottlieb Duttweiler sei nicht mehr erfüllt.
Investitionen in andere Bereiche
Nun spricht Migros-Chef Mario Irminger. Das Geschäft sei sehr komplex, sagt er – deshalb soll es Vereinfachungen geben. «Wir werden die Komplexität reduzieren.» Das komme den Kundinnen und Kunden zugute. Der Gewinn sei bei der Migros nicht Selbstzweck. «Was übrig bleibt, investieren wir wieder ins Angebot.» So wolle die Migros in den kommenden fünf Jahren rund acht Milliarden Franken investieren.
Laut Irminger soll investiert werden in günstigere Preise, in die Supermärkte und in ein neues Ladenkonzept bei Denner. Auch in den Ausbau des Onlinegeschäfts und in die Migros-Industrie wolle man investieren. «Die Migros wolle ihre Kundinnen und Kunden mit attraktiven Preisen überzeugen», sagt Irminger.
«Wir haben alles versucht, um Synergien zu nutzen», sagt Irminger. Doch die Migros sei nicht in allen Fällen für alle Firmen eine geeignete Eigentümerin. Im Gegensatz zum Supermarktgeschäft seien die Fachmärkte in keinem ihrer Geschäftsfelder die Nummer eins. «Die Migros-Fachmärkte vermögen online die Einbussen aus dem stationären Geschäft nicht zu kompensieren.»
Der Verwaltungsrat will bis Mitte 2024 die Zukunftsfähigkeit jedes Fachformats analysieren. Dazu gehöre auch die Suche nach neuen Eigentümern, wie Irminger weiter sagt. Für SportX und Melectronics werde der Verkaufsprozess gestartet – für die Angestellten und Kundinnen und Kunden ändere sich nichts.
Über die gesamte Gruppe rechne man mit einem Abbau von 1500 Stellen. Die Migros werde die betroffenen Mitarbeiter unterstützen, um eine neue Beschäftigung zu finden.
«Weichen auf Zukunft stellen»
Zuerst spricht Ursula Nold, Präsidentin der Verwaltung des Migros-Genossenschaftsbunds. «Die Gremien der Migros-Gruppe haben zukunftsgerichtete Entscheide gefällt», sagt sie. Es gebe starke Veränderungen wie bei allen Unternehmen, ob bei der Geopolitik, der Technologie und den veränderten Lebensweisen der Menschen.
«Unsere Aufgabe ist es, dass sich die Migros als Genossenschaft zukunftsbereit vorbereitet. Wir wollen die Nummer eins im Schweizer Detailhandel weiter stärken. Der Umsatz 2023 konnte wiederum positiv steigen, das ist auf den Erfolg in den Kerngeschäftsfeldern zurückzuführen.»
Seit Januar sei die Supermarkt AG operativ tätig, sagt Nold weiter. «Wir wollen die führende Position erhalten und Angebote für alle Preislagen bieten. Unser Erfolg kommt dem ganzen Land zu Gute.»
Die Migros hat den grössten Abbau ihrer Geschichte bekannt gegeben. Die Gruppe will die Reisetochter Hotelplan sowie die Bereiche Mibelle, SportX und Melectronics verkaufen, wie sie am Freitag mitteilte. 1500 Stellen sollen abgebaut werden.
Lesen Sie hier unseren Kommentar dazu: Die Migros zerschlägt ihr Erbe.
Die Pressekonferenz beginnt in Kürze.
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