Nachfolge von Liz TrussRishi Sunak wird neuer Premierminister
Das Rennen in London ist entschieden: Ex-Finanzminister Rishi Sunak wird neuer britischer Premierminister. Seine Konkurrenten gaben auf.
Der frühere Finanzminister Rishi Sunak wird neuer britischer Premierminister und Parteichef der regierenden Konservativen. Er wird sein Amt an diesem Dienstag antreten. Der frühere Finanzminister werde voraussichtlich am späten Vormittag von König Charles III. im Buckingham-Palast empfangen und dort formell mit der Regierungsbildung beauftragt, teilte Downing Street am Montagabend mit. Anschliessend wolle er gegen 12.35 Uhr (MESZ) vor der berühmten Tür mit der Nummer 10 ein Statement geben.
Charles wird zuvor Liz Truss bei einer Audienz aus dem Amt entlassen. Am Morgen werde die scheidende Regierungschefin noch ein letztes Kabinettstreffen abhalten und sich anschliessend (gegen 11.15 Uhr MESZ) an die Bevölkerung wenden, hiess es in der Mitteilung weiter.
Sunak wurde am Montag zum neuen Vorsitzenden seiner Konservativen Partei ernannt, nachdem Penny Mordaunt, seine letzte verbliebenen Rivalin um die Nachfolge der scheidenden Regierungschefin Liz Truss, aufgab. Mordaunt schaffte es nicht, sich die nötigen 100 Unterstützer aus der Tory-Fraktion zu sichern. Sie kündigte daraufhin auf Twitter ihren Rückzug an.
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Mordaunt hätte sich bis Montagnachmittag (15 Uhr MESZ) die Unterstützung von 100 der 357 Unterhausabgeordneten der Tories sichern müssen, damit es in der Fraktion zu einer Abstimmung zwischen ihr und Sunak gekommen wäre, der diese Schwelle bereits klar überschritten hatte. Obwohl es im Laufe des Tages zunehmend unwahrscheinlich wurde, dass sie bis zum Ende der Frist 100 Unterstützer hinter sich vereinen würde können, gab Mordaunt zunächst nicht auf.
Vor Mordaunt hatte sich am Sonntag bereits Ex-Regierungschef Boris Johnson selbst aus dem Rennen genommen und damit den Weg für den 42-jährigen Sunak freigemacht. Viele frühere Unterstützer Johnsons wechselten ins Lager von Sunak.
Als Sohn indischer Einwanderer wird der in Southampton geborene Sunak der erste britische Regierungschef, der einer ethnischen Minderheit in Grossbritannien angehört. «Rishi Sunak ist zum Chef der Konservativen Partei gewählt worden», bestätigte der Chef des zuständigen Fraktionskomitees, Graham Brady, in London.
Die scheidende Premierministerin Liz Truss hat ihrem designierten Nachfolger Rishi Sunak gratuliert. «Du hast meine volle Unterstützung», twitterte Truss am Montag. Sie hatte sich im Sommer parteiintern noch gegen Sunak durchgesetzt.
Kann Sunak die Partei einen?
Die Tory-Partei suchte zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate nach einer neuen Führung, nachdem die scheidende Premierministerin Truss nach sechs beispiellos chaotischen Wochen auf Druck ihrer Partei aus dem Amt ausgeschieden war. Danach hatte sich schnell Ex-Premier Boris Johnson für ein Comeback ins Gespräch gebracht, sich jedoch am Sonntagabend überraschend zurückgezogen.
Sunak inszenierte sich als Kandidat, der die Partei einen kann. Zuletzt hatten sich mit Handelsministerin Kemi Badenoch und Ex-Innenministerin Suella Braverman zwei führende Politikerinnen vom vom rechten Rand der Partei hinter ihn gestellt. Zugute kommt dem 42-Jährigen, dass er im parteiinternen Wahlkampf um die Parteiführung gegen Truss im Sommer vor exakt jenem Finanzchaos gewarnt hatte, das die amtierende Premierministerin in ihrer kurzen Amtszeit mit ihrer Wirtschaftspolitik anrichtete.
Allerdings weisen Experten darauf hin, dass auch Sunak bei weitem nicht die gesamte Partei und Fraktion hinter sich hat. Viele Mitglieder werfen ihm vor, mit seinem Rücktritt als Finanzminister den Sturz des an der Basis beliebten Johnson ausgelöst zu haben. Zudem weisen Kritiker auf das grosse Vermögen des wohl reichsten britischen Abgeordneten hin. Der frühere Investmentbanker ist mit der Tochter des Infosys-Gründers verheiratet, die einen Hunderte Millionen Pfund schweren Anteil an dem indischen IT-Giganten hält.
SDA/AFP/aru
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