Tötungsdelikt in Pratteln BLFrau (33) durch Schüsse getötet – mutmasslicher Täter (70) ebenfalls verstorben
Im Kanton Basel-Landschaft kam es am Montagabend zu einem Gewaltdelikt. Zwei Menschen sind tot. Das Tatmotiv wird möglicherweise nie geklärt werden.
![Ein Polizeiwagen steht in einer schmalen Gasse neben einem modernen Wohngebäude, abgesperrt mit rot-weissem Polizeiband.](https://cdn.unitycms.io/images/3q-8-Ei-4yn8FTN9Wts-yo.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=4sS4byLQqBk)
Am Montagabend hat sich in Pratteln eine Tragödie abgespielt, bei der zwei Personen starben. Kurz nach 22.30 Uhr erhielt die Polizei die Meldung, dass vor einer Liegenschaft an der Oberemattstrasse Schüsse gefallen seien und eine Person am Boden liege.
Vor Ort fanden die Beamten eine 33-jährige Frau, die durch Schüsse so schwer verletzt worden war, dass sie noch vor Ort verstarb. Im Innern des Hauses entdeckten die Beamten einen weiteren Toten. Dabei handelt es sich um einen 70-jährigen Mann, der ebenfalls Schussverletzungen aufwies. Die Baselbieter Polizei geht davon aus, dass es sich dabei um den Täter handelt.
Polizei und Nachbarn gehen von Beziehungsdelikt aus
Am Dienstagnachmittag ist die Polizei noch immer vor Ort. Bänder sperren einen Teil der Oberemattstrasse in Pratteln ab, Beamte durchsuchen Gärten mit ihren Polizeihunden, und die forensische Spurensicherung ist in ihren weissen Overalls zu sehen.
![Polizist mit Diensthund an der Leine vor einem Metallzaun auf nasser Strasse.](https://cdn.unitycms.io/images/5jKxW6EMqiQ8WKHdr4fWwP.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=H2a6ocTyFzE)
«Wir wissen, dass die zwei einander gekannt haben, also eine Beziehung bestand. Aber in welchem Umfang, können wir im Moment noch nicht kommunizieren», sagt Patrick Blatter, Mediensprecher der Polizei Basel-Landschaft. Obwohl der genaue Tathergang noch offen sei, schliesst die Polizei zum jetzigen Zeitpunkt aus, dass eine Drittperson an der Tat beteiligt gewesen sei.
Eine Nachbarin will wissen, wer die Verstorbenen sind: «Es muss ich um Urs Müller* und seine dunkelhäutige Freundin handeln. Die beiden haben ein Kind zusammen.» Auf Facebook gibt Urs Müller* in einem Post auch Auskunft zu einem Kind. Die Polizei will sich auf Anfrage nicht dazu äussern, ob die beiden Eltern eines gemeinsamen Kindes waren, dementiert dies aber auch nicht.
Nachbarin hat Geschrei gehört
Was speziell ist: Viele der Anwohner haben nichts von der Tat mitbekommen. Nur eine Frau, die direkt neben dem Tatort wohnt und nicht wusste, dass Menschen gestorben sind, erzählt von Geschrei: «Ich dachte, es ist vielleicht jemand, der einen Räuber verjagen will. Es klang, wie wenn jemand eine andere Person jagen würde - wie ein Streit. Dann habe ich sofort angefangen zu beten.» Danach sei sie wieder eingeschlafen. Die Schüsse und das folgende riesige Polizeiaufgebot, bei dem sogar eine Drohne zum Einsatz gekommen sei, habe sie nicht mitbekommen.
«Mit der Drohne wollten wir uns einen Überblick verschaffen. Man sieht, dieses Haus ist zurückversetzt, es ist ein bisschen verschachtelt hier im Quartier drin, und eine Drohne bietet einen gewissen Überblick», sagt Patrick Blatter. Das sei nötig gewesen, weil man in alle Richtungen ermittle und es deshalb auch möglich gewesen wäre, dass der Täter noch in der Umgebung sei.
![Nächtlicher Polizeieinsatz in einer Stadt mit einem grossen Polizeifahrzeug, Absperrungen und einer beleuchteten Kontrollstelle.](https://cdn.unitycms.io/images/D0fssA_ZqjkAwMHJJR1kYM.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=h9TFno9rEzw)
Auf dem offiziellen Polizeifoto sind an der Oberemattstrasse ein weisses Zelt und mehrere Einsatzwagen zu sehen. Hierhin wurde auch das Opfer gebracht: «Das Aufgebot war riesig. Irgendwann haben sie dann eine relativ dünne Person auf einer Trage zum Zelt gebracht. Ich denke, das war die Frau», sagt Beat Blättler, der das Geschehen von seinem Fenster aus beobachtete.
![Nachtaufnahme zeigt Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr neben einem Krankenwagen. Ein Zelt ist mitten auf der Strasse aufgestellt.](https://cdn.unitycms.io/images/BhI1oVBsa8xAqj1oyftZd5.jpg?op=ocroped&val=1600,1067,1000,1000,0,0&sum=pi6CN3szso0)
Das Zelt befand sich jedoch rund 300 Meter vom Ort des Geschehens entfernt. «Den Sammelplatz macht man bei Gewaltverbrechen bewusst nicht unmittelbar am Tatort. Wenn man frisch hierherkommt, weiss man nicht, ob die Täterschaft noch hier ist und ob Personen oder die Einsatzkräfte gefährdet sind. Der zweite Grund dafür ist der Spurenschutz.»
Keine Ermittlung gegen verstorbene Person
Die Staatsanwaltschaft hat eine Strafuntersuchung eröffnet. Diese dürfte aber demnächst schon eingestellt werden. Denn: Nach Artikel 319 der Strafprozessordnung ist der Tod der beschuldigten Person ein Prozesshindernis, das zur Einstellung des Verfahrens führt. Es wird also nie zu einer Anklageerhebung und Gerichtsverhandlung in dieser Sache kommen.
Für Angehörige der Verstorbenen, die nach Antworten suchen, ist das eine bittere Pille. Denn die Umstände und das Motiv der Tat werden so vielleicht nie bekannt werden. Einstellungsverfügungen sind knapp gehalten. Darin muss lediglich rechtsgenüglich dargelegt werden, weshalb das Strafverfahren eingestellt wurde. In diesem Fall reicht es, zu vermerken, dass die beschuldigte Person verstorben ist.
Die Spurensicherung und Spezialisten der Baselbieter Polizei ermitteln vorderhand dennoch «sorgfältig in alle Richtungen», wie Mediensprecher Patrick Blatter betonte. Die Polizei sucht Zeugen.
* Name geändert.
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