Polizeibericht zu Filmset-UnfallIn Baldwins Filmwaffe steckte eine echte Patrone
Immer mehr Details zum tödlichen Schuss auf die Kamerafrau werden bekannt. Die «Rust»-Filmproduktion wurde eingestellt.
Die Produzenten von «Rust» haben die Produktion des Westerns eingestellt, um die Umstände des tragischen Vorfalls genau untersuchen zu lassen. «In dieser Krise gilt die Entscheidung mindestens, bis die Untersuchung abgeschlossen ist», schrieben sie in einem Statement.
Drei Tage nach dem Tod von Chef-Kamerafrau Halyna Hutchins durch eine versehentlich ausgelöste Requisitenwaffe an einem Film-Set in New Mexiko hat die Polizei Details aus zwei Untersuchungsberichten veröffentlicht. Demnach hatte ein Regieassistent Schauspieler Alec Baldwin bei der Übergabe der Pistole versichert, dass es sich um eine «kalte Waffe» ohne Munition handele. Der Assistent habe nicht gewusst, dass eine Patrone in der Waffe steckte, heisst es in dem Bericht weiter.
Der zweite Bericht zitiert Aussagen des bei dem Unfall ebenfalls verletzten Regisseurs Joel Souza. Dieser hatte bestätigt, dass am Donnerstagmorgen eine neue Kameracrew engagiert werden musste, weil ein davor eingesetztes Team die Produktion verlassen hatte. Die «Los Angeles Times» hatte am Freitag berichtet, dass sich Mitarbeiter am Set über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen beschwert und aus Protest die Produktion verlassen haben sollen.
Laut dem Regisseur hatte Alec Baldwin zum Zeitpunkt des Unfalls einen «cross draw» geübt. Das heisst, er zog die Pistole mit der Hand der anderen Seite aus dem Holster und zielte Richtung Kamera. «Es war ein Schlag und dann ein lauter Knall zu hören, darauf fasste sie [die Kamerafrau Halyna Hutchins] sich an den Bauch und stolperte rückwärts», sagte Souza. Am Mittwoch plant die Polizei eine Pressekonferenz.
Bekannt wurde mittlerweile, dass der Regieassistent, der Baldwin die Waffe gab, bereits bei einer früheren Produktion Sicherheitsstandards verletzt hat. DAs sagte eine Technikerin für Spezialeffekte und Pyrotechnik dem Sender NBC. Sie hatte mit dem Assistenten demnach 2019 für die Reihe «Into the Dark» beim Streaminganbieter Hulu gearbeitet. Das Produktionsteam dort erklärte, dass keine Beschwerden damals vorgebracht worden seien.
US-Medien berichteten zudem über Kritik an der 24 Jahre alten Waffenmeisterin, die für die ordnungsgemässe Handhabung aller Waffen am Set zuständig war. «Rust» war erst der zweite Film, an dem sie in dieser Funktion beteiligt war.
Die Produktionsfirma Rust Movie Productions wies die Vorwürfe zurück. Es seien keine offiziellen Beschwerden über die Sicherheit von Waffen oder Requisiten am Set bekannt gewesen, zitierte die «New York Times».
Forderung nach Verbot von echten Waffen
Unterdessen werden die Rufe nach einem Verbot von echten Schusswaffen auf Filmsets immer lauter. Dave Cortese, demokratischer Abgeordneter im kalifornischen Senat, forderte ein Gesetz, das scharfe Munition an Filmsets in Kalifornien verbietet. Auch jegliche Waffen, mit denen scharfe Munition abgeschossen werden könnte, sollen in diesem Rahmen untersagt werden.
In eine ähnliche Richtung geht eine Petition auf der Website change.org. Darin wird Alec Baldwin aufgefordert, «seine Macht und seinen Einfluss in Hollywood zu gebrauchen, um einen Wandel herbeizuführen und echte Waffen von Filmsets zu verbannen». 22 000 Personen haben die Petition bereits unterschrieben, darunter Hollywoodschauspieler wie Olivia Wilde und Holland Taylor.
In den sozialen Medien meldeten sich Regisseure, die es für unnötig halten, auf dem Set Waffen mit Platzpatronen oder sogar echten Patronen einzusetzen. Das könne man alles mit Computern in der Postproduktion einfügen, schreibt Craig Zobel («Mare of Easttown») auf Twitter. «In meiner Serie sind die Schüsse alle digital. Wahrscheinlich merkt man es, aber wen kümmert das?» Es sei unnötig, dieses Risiko einzugehen.
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Mit Material der SDA.
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