Kommentar zur Basler PolizeiDie Machismo-Kultur muss weg
Mit tiefgreifenden Massnahmen will Regierungsrätin Stephanie Eymann das vergiftete Arbeitsklima bei der Basler Polizei retten. Überwunden ist die Krise damit nicht.
Eine externe Beratungsstelle für Opfer von Mobbing oder sexueller Belästigung. Eine Taskforce unter der Ägide des Ex-Chefs der Schweizer Luftwaffe Aldo Schellenberg. Dazu ein Köpferollen in der Leitung: Mit diesen Massnahmen will Stephanie Eymann die Missstände bei der Basler Polizei beheben, wie die Regierungsrätin am Donnerstag bekannt gab. Der Kommandant, Martin Roth, musste schon im Juni seinen Posten aufgeben.
Eymann mistet aus. Einen Monat brauchte die Justiz- und Sicherheitsdirektorin dafür. So viel Zeit musste man der LDP-Politikerin zugestehen.
Letztlich tut die Regierungsrätin nur das, was alle von ihr fordern und schliesslich hören wollen. Der Druck ist immens, seit die Vorwürfe publik sind: Im Basler Polizeialltag sind Rassismus, Sexismus und Erniedrigung weitverbreitet.
Eymanns Schritte sind richtig. Sie packt die Chance, den Laden richtig aufzuräumen. Es braucht einen Kulturwandel, weg vom Machismo, hin zu modernen Leitlinien mit transparenter Kommunikation und Inklusion.
Doch zwei Probleme bleiben. Die neuen Führungskräfte müssen ihre Rolle im rauen Polizeialltag zuerst finden. In der kriminellsten Stadt der Schweiz sind die uniformierten Beamten besonders gefordert; das Drogenproblem im Dreiländereck zum Beispiel ist aktueller denn je.
Eymann wird genau hinschauen müssen, ob und wie sich die neuen Strukturen bewähren. Den überforderten Kommandanten Martin Roth liess sie zu lange gewähren.
Die zweite grosse Schwierigkeit ist der Unterbestand. Rund einhundert Stellen sind nicht besetzt, neuerdings melden sich auch Kadermitglieder krank ab. Eymann braucht Geld, um neue Beamten und Beamtinnen mit marktgerechten Löhnen zu rekrutieren. Dieses Geld fehlt im Budget der Polizei.
Ein faires Gehalt allein reicht als Anreiz jedoch nicht. Die Präsenzzeiten an den Wochenenden und Feiertagen sind viel zu hoch, die Belastung unmenschlich, zumal die Beamten einer immer aggressiveren und respektloseren Gesellschaft gegenüberstehen.
Stephanie Eymann wird auf Jahre hinaus gefordert sein.
Fehler gefunden?Jetzt melden.