«Poet des Eisens»Bildhauer Richard Serra mit 85 Jahren gestorben
Beim Publikum waren die im öffentlichen Raum ausgestellten grossformatigen Stahlskulpturen des Amerikaners durchaus umstritten. Die Kunstszene ist sich jedoch einig: Serra war einer der wichtigsten Bildhauer der Gegenwart.
Der amerikanische Künstler und Bildhauer Richard Serra ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 85 Jahren in seinem Haus in Long Island bei New York City. Das bestätigte sein Anwalt John Silberman am Dienstagabend. Todesursache sei eine Lungenentzündung gewesen. Vor dem Theater Basel sthet seine grosse, vierteilige Skulptur «Intersection» (1992).
Die überwiegend aus rostendem Stahl bestehenden Kunstwerke Serras sind überall auf der Welt – auch in Europa – im öffentlichen Raum zu finden. Der aus San Francisco stammende Künstler galt als einer der bedeutendsten Bildhauer seiner Generation. Er war eng mit der minimalistischen Bewegung der 1970er Jahre verbunden. Kollegen nannten ihn einen «Poeten des Eisens». 2005 wurden acht bedeutende Serra-Werke im Guggenheim-Museum in Spanien ausgestellt. Carmen Jimenez, die Organisatorin der Schau, sagte damals, Serra sei «zweifellos der wichtigste lebende Bildhauer».
Berühmtheit erlangte er ab 1981. Zu dieser Zeit installierte er eine mehr als 36 Meter lange und 3,60 Meter hohe geschwungene Wand aus rohem Stahl am Federal Plaza in New York. Die Skulptur mit dem Namen «Tilted Arc» (gekippter Bogen) rief geteilte Reaktionen hervor – einige Betrachter forderten vehement ihre Entfernung. Die Skulptur wurde später tatsächlich demontiert. Serra aber hatte sich durch die Kontroverse einen Namen in der New Yorker Kunstszene gemacht.
Russisch-jüdische Mutter, spanischer Vater
Serra arbeitete als junger Mann in Stahlgiessereien und studierte dann Malerei an der Universität Yale, bevor er sich in den 1960er Jahren, angeregt durch Reisen nach Europa, der Bildhauerei zuwandte. Der Sohn einer russisch-jüdischen Mutter und eines spanischen Vaters hatte schon in jungen Jahren zu zeichnen begonnen. Inspiration fand er auf einer Werft, wo sein Vater als Rohrschlosser arbeitete.
Die meisten von Serras grossformatigen Werken sind aus Cortenstahl geschweisst, er verwendete aber gelegentlich auch Gummi, Latex und Neon – sowie geschmolzenes Blei, das Serra zu Beginn seiner Karriere gegen eine Wand oder auf den Boden warf. So schuf er seine «Splash»-Serie.
DPA/chk
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