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Plötzlich sehnen sich die Amerikaner nach einem wie Biden

Die Coronavirus-Pandemie verschafft dem ehemaligen Vizepräsidenten Auftrieb: Joe Biden. Foto: Keystone
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Die politische Landschaft der USA verändert sich unter dem Druck der Coronavirus-Krise. Was kürzlich noch als sicher oder zumindest möglich galt, ist inzwischen fraglich geworden. Von den demokratischen Vorwahlen bis hin zum amerikanischen Wahlherbst reicht die Palette möglicher Revisionen. Es spricht Bände, dass Donald Trump den Amerikanern am Montag empfahl, Gruppen mit mehr als zehn Menschen zu meiden. Noch am Vortag hatte der Präsident der Nation geraten, sich angesichts der Pandemie zu «entspannen, denn wir machen das prima, es wird alles vorbeigehen».

Während Trump noch immer nicht jenes Vertrauen einflösst, das in Zeiten wie den jetzigen von einem Präsidenten erwartet wird, verrichten die politischen Helden der Stunde die Kärrnerarbeit gegen die Ausbreitung von Covid-19: Gouverneure wie New Yorks Andrew Cuomo, ein Demokrat, oder Ohios Mike DeWine, ein Republikaner, sowie Bürgermeister wie Seattles Jenny Durkan oder Bostons Marty Walsh. Sie fangen auf, was in Washington versäumt wurde, und schuften an den Frontlinien des Kampfs gegen den Erreger.

Besiegt ist Trump noch lange nicht

Hatte Joe Biden seinem Rivalen Bernie Sanders bereits Anfang März am «Superdienstag» das Nachsehen gegeben, so hat die Coronavirus-Pandemie dem ehemaligen Vizepräsidenten zusätzlichen Auftrieb verschafft. Angesichts des wackligen Krisenmanagements der Regierung Trump wirkt Biden plötzlich als Fels in der Brandung, ein Oldtimer zwar, doch im Besitz von Attributen, die bei Trump schmerzlich vermisst werden: Empathie, ein klares Verständnis der Bedrohung durch das Virus sowie eine Glaubwürdigkeit, die der republikanische Präsident längst verspielt hat.

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Heute werden in den Bundesstaaten Arizona, Florida, Illinois und Ohio demokratische Vorwahlen abgehalten. Wohl kaum wird Bernie Sanders Boden gutmachen können, wahrscheinlicher ist, dass der Senator aus Vermont weiter zurückfällt. Sanders darf sich jedoch zugutehalten, die Demokratische Partei nach links gerückt und politische Themen angesprochen zu haben, die seine Kandidatur überdauern werden.

Für Joe Biden könnte schon nach den heutigen Ergebnissen der Weg frei werden zum herbstlichen Match gegen einen Präsidenten, dessen Erfolgsaussichten momentan weniger rosig als noch vor zwei Monaten sind. Besiegt ist Donald Trump noch lange nicht, die kommende Rezession aber wird ihm ebenso zusetzen wie seine anfängliche Verharmlosung von Covid-19. Auch sein Unvermögen, den Flickenteppich des US-Gesundheitswesens zu koordinieren und die Amerikaner zu mobilisieren, werden dem Präsidenten angekreidet werden.

Werden die USA von italienischen Zuständen heimgesucht, dürfte Trumps Krisenmanagement für politischen Zündstoff sorgen.

Obendrein ist erstmals vorstellbar, dass Trumps bislang eisern zu ihm stehende Basis unter der Wucht der Coronavirus-Krise zersplittert. Rechtfertigt die Bedrohung durch den Erreger tiefgreifende staatliche Massnahmen, etwa die Quarantäne ganzer Städte sowie die Schliessung von Restaurants und Geschäften? Oder wird diese Bedrohung übertrieben von liberalen Medien und Gegnern des Präsidenten?

Werden die USA von italienischen Zuständen heimgesucht, dürfte Trumps Krisenmanagement neuerlich für politischen Zündstoff sorgen. Endet die Epidemie hingegen glimpflich und erholt sich die US-Wirtschaft im Sommer, werden seine Wahlchancen wieder steigen. Die Gewissheit eines Wahlsiegs im November, die der Präsident noch vor Monatsfrist verbreitete, ist jedenfalls dahin. Covid-19 hat die Karten neu gemischt.

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