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Kabinettschef Maltas angeklagt
Plötzlich fallen auch die Mächtigen

Er war einst der Königsmacher Maltas: Keith Schembri sitzt jetzt in Untersuchungshaft.
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Maltas Justiz hat den einst unantastbar gewähnten früheren Kabinettschef des Premiers, Keith Schembri, schwer belastet und damit einen Schatten auf die gesamte Regierung des im Januar 2020 zurückgetretenen Joseph Muscat geworfen. Schembri verbrachte das Wochenende in der Corradino Correctional Facility, einem Gefängnis auf der Insel. Er hatte versucht, gegen Kaution freizukommen. Doch das Gericht verweigerte das Gesuch von Schembri und zehn weiteren Angeklagten mehrerer miteinander verknüpfter Finanzaffären.

Ein schummriges Symbolbild

Die Richter sind der Meinung, die Angeklagten könnten andernfalls Beweismaterial aus der Welt schaffen. Schembri wird unter anderem Korruption, Geldwäsche und Fälschung vorgeworfen. Er wurde also ins Gefängnis gebracht, Passanten und Medien filmten. Man sah Schembri auf der Rückbank sitzen – ein Symbolbild, schummrig.

Es könnte eine Zeitenwende markieren. Jahrelang haben Polizei und Justiz die Machenschaften der Machtclique, die sich in die Regierung der Insel gefressen hatte, geschont und gedeckt – trotz erdrückender Verdachtsmomente. Nun aber tut sich endlich etwas. Vielleicht reicht es sogar für eine gesamthafte Aufarbeitung eines denkwürdig dunklen Kapitels in der Geschichte des Landes, des einstigen Idylls im Mittelmeer.

«Wir bringen zu Ende, was du begonnen hast.»

Simon Busuttil, früherer Oppositionschef

Der verhandelte Fall geht auf ein Geschäft vor ein paar Jahren zurück. Schembris Firma, die Kasco Holdings, soll den Zuschlag für den Bau der Druckerei der Zeitung «Times of Malta» – ein Auftrag über 30 Millionen Euro – nur deshalb erhalten haben, weil er den damaligen Manager des Zeitungshauses geschmiert habe. Insgesamt sollen zwischen 2010 und 2015 über Offshore-Firmen 650’000 Euro geflossen sein.

Schembri beteuert seine Unschuld. Angeklagt wurden auch sein Vater und eine Reihe von Finanzexperten, deren Namen im Zusammenhang mit den Enthüllungen aus den Panama Papers bekannt geworden waren: Auch Brian Tonna von der britischen Nexia BT wurde abgeführt. Tonna soll 2013, kurz nach dem Wahlsieg der regierenden Labour Party, jene Konten und Holdings in Panama und Neuseeland eingerichtet haben, von denen man annimmt, dass sie Schembri und Co. für das Verstecken von Schmiergeld in einem Energiedeal und unterschlagenem Staatsgeld dienen sollten. Schembri ist auch im Fall um den Verkauf maltesischer Pässe angeklagt.

Ihr letzter Blogeintrag handelte von «diesem Gauner Schembri»: Gedenkveranstaltung für Daphne Caruana Galizia in Valletta, 2019. 

Aufgedeckt hatte die Korruptionsaffäre um die Druckerei der damalige Oppositionschef Maltas, Simon Busuttil, Vorsitzender der Nationalist Party, und zwar bereits 2017, mit Beweisen. Busuttil sagt nun, die Anklage beweise, dass Daphne Caruana Galizia, die berühmte maltesische Bloggerin und Enthüllungsreporterin, die auch über diesen Fall berichtete, recht gehabt habe. «Wir bringen zu Ende, was du begonnen hast.»

Die Bombe lag unter ihrem Sitz

Ihr letzter Blogeintrag trug den Titel: «Dieser Gauner Schembri war heute im Gericht und sagte, er sei kein Gauner.» Das war am 16. Oktober 2017. Einige Minuten später stieg sie in ihr Auto in Bidnija, wo sie wohnte, um nach Valletta zu fahren. Die Wucht der Bombe, die die Mörder unter dem Fahrersitz platziert hatten, schleuderte den Wagen aufs Feld neben der Provinzstrasse.

Bei den Mordermittlungen fällt regelmässig auch der Name Schembri. Doch bislang gibt es keine Beweise dafür, dass er direkt in den Auftragsmord verwickelt ist. Bekannt ist seine Verbindung zu Yorgen Fenech, einem berühmten maltesischen Unternehmer im Energiesektor. Fenech wird verdächtigt, über Mittelsmänner drei Mörder angestellt zu haben. Sein Prozess soll in den kommenden Monaten beginnen.