SBB-Strecke in der Romandie unterbrochenPlötzlich ein Loch unter den Gleisen
Tausende hilflose Pendler auf den Bahnhöfen, nachdem die SBB den Bahnverkehr zwischen Genf und Lausanne hatten einstellen müssen.
Chaos. Frust. Wut. Aber auch Geduld und Galgenhumor. Seit Dienstagabend ist die Bahnstrecke zwischen Lausanne und Genf, eine der wichtigsten der Schweiz, unterbrochen. Zehntausende Pendler kamen am Dienstag nur schwer nach Hause – und am Mittwochmorgen kaum wieder zur Arbeit. «Genf ist von den grossen Schweizer Städten abgeschnitten», schrieb die «Tribune de Geneve». «St. Gallen und Brig liegen am anderen Ende der Welt.» Alle Fernzugverbindungen wurden komplett eingestellt.
In der Nähe der Ortschaft Tolochenaz VD gut zehn Kilometer südwestlich von Lausanne hatte sich am Dienstag kurz nach 17 Uhr an den Gleisen ein grosses Loch geöffnet, die Stabilität der Bahnstrecke war gefährdet. Daraufhin wurde der Bahnverkehr eingestellt. Grund für das Absacken des Bodens waren Arbeiten einer Firma, die etwa 10 Meter unter den Gleisen ein Rohr verlegt hatte, teilten die SBB mit.
Noch in der Nacht wurde versucht, das Loch mit etwa 5 Kubikmeter Schotter und Beton zu füllen. Zwischen 4 und 5 Uhr morgens konnten einzelne Züge bei reduzierter Geschwindigkeit von 20 km/h die schadhafte Stelle passieren. Doch wenig später öffnete sich ein weiterer Hohlraum im Untergrund. Der Zugverkehr wurde aus Sicherheitsgründen erneut eingestellt – und zwar noch den gesamten Donnerstag.
Die Störung dauere mindestens bis Freitagfrüh zu Betriebsbeginn, schrieben die SBB in einer Mitteilung. «Die Instandsetzung der Gleise gestaltet sich aufwändiger als ursprünglich angenommen», hiess es. Man solle auf nicht unbedingt notwendige Reisen auf der betroffenen Strecke verzichten.
Keine Ausweichstrecke
«So ein Loch ist einmalig, da trifft die SBB keine Schuld, das ist einfach grosses Pech», sagte Hanny Weissmüller, Präsidentin des Lokomotivpersonals in der Gewerkschaft SEV, dieser Zeitung. «Und um den Genfersee herum ist es immer schwierig. Wenn etwas geschieht, ist es vorbei in der Region. Man kann ja nicht auf die andere Seite des Sees nach Frankreich fahren.» Für Zwischenfälle, etwa Personenunfälle, gebe es in der Westschweiz eine einmalige Regelung: Wenn etwas passiere, würden alle Züge für genau eine Stunde angehalten. «Nach einer Stunde fängt alles wieder an zu fahren», erklärte die Walliserin.
Bei dieser Störung war das nicht möglich. Von Lausanne aus fuhren die Züge auch am Mittwoch nur noch bis Morges, von Genf aus bis Allaman. Zwar wurden Ersatzbusse am Dienstagabend schnell bereitgestellt, aber der Ansturm war so gross, dass sie das Chaos nicht verhindern konnten. «Man konnte spüren, dass die Leute verrückt werden und wirklich ungeduldig sind», sagte ein Zeuge in Allaman der Zeitung «24 Heures». «Es waren so viele Menschen, dass sie einfach über die Gleise liefen statt durch die Unterführungen, die verstopft waren.»
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«Die Busfahrt zwischen Morges und Allaman dauert natürlich länger, auch wegen des grossen Verkehrsaufkommens», hiess es auf Twitter in einem Kanal, der sich an Lokomotiv-Liebhaber richtet.
Teure Taxifahrten und Taschendiebe
Während Hunderte auf Züge und Busse warteten, machten Snackverkäufer ein gutes Geschäft – die Menschen hatten Hunger. Gleichzeitig machte Uber das Beste aus der Situation – und erhöhte die Preise. «Innerhalb von zehn Minuten stiegen die Preise für eine Fahrt von Morges nach Allaman von 60 auf 80 Franken», erzählte ein Betroffener der «Tribune de Geneve». Andere Passagiere berichteten, dass sie von Fremden, die Freunde oder Verwandte abgeholt hatten, gratis im Auto mitgenommen wurden. «Wir waren drei Fremde auf dem Rücksitz eines Autos, und es war eigentlich ganz nett», sagte eine Frau. «Wir hatten Glück!»
Einen ertragreichen Abend hatten offenbar auch die Taschendiebe in Genf. «In Zweiergruppen mischten sie sich unter die kompakte Menge», berichtete die Zeitung. «Die Menschen konzentrierten sich auf die Ankündigungen und achteten nicht auf die Hände in ihren Taschen.»
Viele Betroffene nahmen die Schwierigkeiten aber auch mit Humor und Geduld hin – nicht zuletzt in ihren Posts in sozialen Medien.
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Am Mittwoch lief der Ersatzverkehr deutlich besser als am Vorabend. Und viele entschlossen sich, das zu machen, was die Covid-Pandemie uns in den letzten Monaten gelehrt hat: Sie blieben im Homeoffice.
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